König der Zahlen: Alexander Razen von Alexander van der Bellen geehrt

Alexander Razen und Bundespräsident Alexander van der BellenStellen Sie sich ein Haus vor. Zwei Stockwerke mit Flachdach. Sagen wir, viereinhalb Meter hoch. Alexander Razen würde drüberspringen und hätte immer noch 13 Zentimeter Luft. Der Feldkircher verbesserte 2014 mit 4,63 Metern den Vorarlberger Hallenrekord im Stabhochsprung.

Seine Mehrkampfbilanz ist beeindruckend: 21 Medaillen bei österreichischen Staatsmeisterschaften (die erste 2003, die letzte 2016). Weiters vier Teilnahmen am Mehrkampf Europacup, Vorarlberger Rekord in der Schwedenstaffel. Als Zehnkämpfer ist es mit ein paar Stunden Training nicht getan. Sechs Einheiten, insgesamt rund 20 Stunden pro Woche trainierte er zeitweise seine Disziplinen. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für Karriere in Bildung und Beruf … oder? Sollte dies die Regel sein, Alexander Razen würde sie mit seiner Ausnahme bestätigen. Der 33-Jährige erhielt am Montag von Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Innsbruck den Ring für die sub-auspiciis-Promotion überreicht. Besser geht´s nicht.

Sub auspiciis bedeutet: In der Oberstufe muss jede Klasse mit einem ausgezeichneten Erfolg abgeschlossen werden. Die Matura ebenso. An der Uni müssen alle Fachprüfungen, Bachelor- und Masterprüfung sowie die Dissertation mit „Sehr gut“ benotet werden, wobei maximal in der Durchschnittsstudiendauer studiert werden darf. Unter 1000 Studenten befindet sich einer, der dies schafft. Alexander Razen zum Beispiel, der sich in seiner Diplomarbeit und in der Dissertation dem österreichischen Immobilienmarkt widmete. Er promovierte am Institut für Statistik an der Uni Innsbruck, nahm den Markt in seinen Zahlen auseinander und entwickelte eine Methode zur tagesaktuellen Immobilienbewertung.

Drei Studien

Razens Talent und Begeisterung für Ziffern und Gleichungen, für Variablen und Formeln, war schon früh geweckt. Im Jahr 2001 holte er zum Beispiel österreichweit den ersten Platz im sogenannten Känguru der Mathematik, 2002 gewann er die Österreichische Mathematik-Olympiade und nahm an der Internationalen Mathematik-Olympiade in Irland teil. So war es nur logisch, dass er sich 2003 im Fach „Technische Mathematik“ einschrieb.

20 Stunden Training, Mathematikstudium auf höchstem Niveau, bleibt da noch Zeit? Offenbar. Alexander Razen inskribierte 2004 für BWL und 2006 für VWL. In den Jahren 2011 und 2012 schloss er somit drei Diplomstudien ab. Von 2010 bis 2016 war er als studentischer und wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie als Lektor an der Universität Innsbruck tätig. Für seine wissenschaftlichen Leistungen hat er zahlreiche Stipendien und Preise erhalten, darunter den Graf Chotek Hochschulpreis und den Preis des Verbandes Österreichischer Banken und Bankiers. Und nun auch noch sub auspiciis.

Sportlich lässt er es seit Kurzem ruhiger angehen. „Ich habe fast gleichzeitig mit dem Doktor auch meine Karriere beendet“, erzählt er. Beruflich wechselte Razen komplett das Metier. Mittlerweile arbeitet er als Unternehmensberater im Bereich „Finance and Risk“. Also nie mehr Universität? „Mal sehen. Die Welt bewegt sich so schnell und verändert sich ständig. Keine Ahnung, wo ich langfristig lande. Im Moment gefällt’s mir da, wo ich bin“, fährt er fort. Vielleicht kehrt er ja irgendwann in die Forschung zurück. Und dann wär ja auch noch die Leichtathletik. Wobei, Alexander Razen könnte wahrscheinlich alles gleichzeitig.

Foto: Universität Innsbruck

ÖLV | 31.01.2018 (Vorarlberger Nachrichten inkl. Ergänzungen)

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