ÖLV Masters gewinnen 6. Auflage des internationalen Länderkampfes in Ptuj

Einen Erfolg zu feiern ist immer etwas Besonderes, es geht aber kaum etwas über einen Teamerfolg. Überhaupt wenn es im Vorfeld klar ist, dass es keine sprichwörtlich „gmahte Wiesen“ wird.

Ptuj in Slowenien war am 26. August Austragungsort der 6. Auflage des internationalen Mastersländerkampfes.
2013 konnte Österreich hier den ersten Teamerfolg feiern, da war es aber noch verhältnismäßig einfacher. Slowenien, Kroatien und die bei der ersten Auflage erfolgreichen Tschechen waren damals die Gegner.
In der Zwischenzeit ist der Mastersländerkampf zu einem Sechsländerkampf gewachsen, stellen auch die Schweiz eine Mannschaft und auch die immens starken Ungarn.

Der Modus des Länderkampfes für Junggebliebene über 35 Jahren klingt simpel.
2 Teilnehmer je Nation je Bewerb.
100, 400, 1500, Hoch, Weit, Kugel, Diskus, Hammer, Speer.
Drei und Stabhoch nur als Männerbewerbe
und eine 4*100 Meter Staffel, (die Damen gemeinsam mindestens 180 Jahre, die Herren 200)
Vergleichbar werden die Leistungen durch einen age graded Faktor.

Warum war es heuer keine "gmahte Wiesen", wo das Team Österreich doch 2013 in Slowenien, 2014 in Zagreb, 2015 in Salzburg und 2016 in Czejkovice (Tschechien) immer erfolgreich war?
Der Veranstalter legt nach seinen Möglichkeiten die Disziplinen fest. Das Gewichtwerfen (im Vorjahr ein Doppelsieg für uns), der Dreisprung und auch Stabhoch Damen (Siegerin der letzten Jahre – Brigitta Hesch) mussten aus Zeitplangründen von den Slowenischen Veranstaltern für 2017 gestrichen werden.
Emmerich Zensch (Sieger Hochsprung) kann uns nur mehr aus dem Leichtathletikhimmel unterstützen. Helmut Hübl (Sieger 2016 Stabhoch), Lois Egger und Holger Förster (2. und 1. über 1500), Anita Bachl Pichler (Siegerin 1500) standen u. a. verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Sieganwärter für heuer wie Rainer Schramml (100m), Gerhard Zillner (Kugel, Diskus), Martin Strasser (Speer), Jasminka Husic und Magdalena Kulnik (400) mussten kurzfristig absagen.

Es ist der besondere Team Spirit, den das Masters Team Österreich auszeichnet.
Das klingt so nach schnell hingeschrieben, so nach Allgemeinplatz.
Ist es aber nicht. Der Masters Länderkampf ist für einen großen Teil der österreichischen Masters Szene (und sicher auch bei den anderen Nationen) zu einem Team Building Event über Jahre und Generationen geworden.
Es steht nicht die eigene Leistung im Vordergrund. Das ist schon etwas Besonderes in der Einzelkämpfersportart Leichtathletik.
Du zeigst Interesse an allen Athleten aller Disziplinen. Das reicht weit über den Länderkampf hinaus, spürbar bei jedem Meeting, bei den Landes- und natürlich auch Staatsmeisterschaften.

Vielleicht macht der Wegfall dieses Druckes erst manche Spitzenleistung möglich.
Alfred Stummer trug mit drei Siegen maßgeblich zum Team Erfolg bei. Ein paar Tage nach seinem 55 Geburtstag siegt er mit 5.64m (SB, age graded 7,40m) im Weitsprung, mit 12.41m (ag 15.87) im Dreisprung und als Startläufer der 4*100m Staffel.
Alfred übergab auf Edi Gonaus, dem schnellsten Mann der Veranstaltung (Edi (JG 1970) verbessert sein JBL von 11.95 auf 11.67, was age graded 10.71 entspricht) der einen schönen Vorsprung herauslief, den Christopher Schiefermayer (unser Allrounder – er hat kürzlich bei der Masters EM in Aarhus relativ knapp den Weltrekord im 10Kampf der M50 verfehlt) souverän verwaltet, und Wolfgang Göschl (3. Im 400m Lauf) seine Lieblingspose ermöglichte, mit nach oben gestrecktem Staffelholz als Sieger des prestigeträchtigen Staffellaufes durchs Ziel zu laufen.
Die punktemäßig wertvollste Männerleistung aller Teilnehmer des Länderkampfes steuerte Heimo Viertbauer (Jg 1943) bei.
Seine 50.20m (SB) mit dem 4 kg Hammer entsprechen age graded 78.82 m.
Neben dem Sieg im Hammerwerfen feierten die Männer auch einen Sieg im Diskuswerfen durch den ewig jung aussehenden Helmut Lang (1940) mit 37.74m (ag 57.72).
Helmut trägt noch sein Österreich T Shirt, das er auch als Teilnehmer der 39,9“ 4*100m Staffel der olympischen Spiele 1972 / München trug.

Stark auch der 3. Platz mit übersprungenen 1.78m (SB) von Günter Gaspar (1966), die 2.06 entsprechen.

Wenn das schwache Geschlecht das Starke ist – dann ist (unter anderem) Masters Länderkampf.
Wieder trugen unsere Damen den Löwenanteil am Gesamtsieg bei.

Und da ganz oben auf der Liste unsere Marianne Maier, Masters Athletin 2016.
Marianne Maier (Jg 1942) gewann das Weitspringen mit 3.65m (SB, ag. 6.69) was mit 1149 Punkten die zweitbeste Leistung aller Damen bedeutet.
Die beste Leistung aller stammt aber auch von Marianne. Ihre 9.89 m im Kugelstoßen – (mit der 3 Kg Kugel) sind 1227 Punkte wert, und entsprechen 20.31 Meter.

In der Kugel gab es den einzigen Doppelsieg für unser Team. Berta Tischlinger (1934) glänzte mit 7.98 m (2 kg) und wurde auch im Diskuswerfen Zweite.
Unglaublich stark lief Michaela Zwerger (1966) den 1500er.
Wie wertvoll ihre 5.18,29 (SB) sind, kann man ermessen, wenn man bedenkt, dass Michi erst letzten Sonntag in 1 Stunde 24 schnellste Österreicherin beim „Kärnten läuft“ Halbmarathon war.
Michi belegte damit Rang zwei vor Margit Racz (1965, PB mit 5.26)

Einen österreichischen Rekord hatten wir auch zu feiern.
Sabina Plammer (1954) warf den 3kg Hammer 37.33 (ag 61.03), steuerte damit einen zweiten Platz bei.
Barbara Heidinger (1955) verbesserte ihre 100er Bestzeit auf 15.45 (ag 12.36) => Dritter Platz.

Ein besonderes Kämpferherz bewies Christa Nigg (1966), die so wie Horst Binna, Barbara Heidinger, Gust Seiringer, Gerold Oberndorfer und Walter Krifka zum ersten Mal das Team verstärkte.
Am Vorabend des Länderkampfes rief uns Jasminca Husic an – Muskelfasereinriss, keine Chance den 400er zu laufen.
„Ich probiers, bin noch nie einen 400er gelaufen, den gönn ich mir. Angehen werd ich voll, weil langsamer werd ich sowieso.“
Christa steuerte einen 5en Platz im 100er bei (14.45), lief den 400er beherzt in knapp über 70 – und war eine knappe Stunde später Schlussläuferin der 4*100m Staffel (die den 2. Platz erreichte), in der Silvia Anzinger (1961) als Startläuferin auf ihre Tochter Michi (1980) übergab. Dritte Läuferin der Staffel war Brigitta Hesch, die in erster Linie um die Staffel zu verstärken nach Ptuj reiste (ihre 3.70 im Stab sprang sie außer Konkurrenz).

Neben den oben erwähnten Topleistungen aus österreichischer Sicht war der Höhepunkte des Länderkampfes das Stabhochspringen von Hermann Andrecs. (geboren 1931)
Mit 86 Jahren sprang Hermann noch 1,90m und buchte als Drittplazierter 10 Punkte auf das Österreich Konto.
Als Mitarbeiter im Unterrichtsministerium war Hermann unter vielem anderen schon in den 50er Jahren für die Einführung der Schulskikurse mitverantwortlich.
Heute zeigt er (und die vielen anderen Vorbilder der Masters LA) vor, dass wir uns vor dem Älterwerden nicht zu fürchten brauchen.
Mit einer gesunden Mischung von geistiger und körperlicher Arbeit kann auch im hohen Alter noch Außergewöhnliches geleistet werden.
Außergewöhnlich ist neben seiner Leistung auch seine Einstellung. Hermann wurde erst am Mittwoch gefragt ob er für den verletzten Willi Halmdienst einspringen könnte.
Und weil er spontan zusagte (nachdem er seine Frau Kathi gefragt hatte)
„Für das Team Österreich mach ich das sehr gerne.“

Mein Dank gilt jedem Einzelnen – für seinen Einsatz für das ganze Team, für die großartige Stimmung auf dem Sportplatz wie auch am ganzen Wochenende und für das erhebende Gefühl den Wanderpokal aus den Händen des ehemaligen Europäischen Masters Präsidenten Dieter Massin entgegennehmen zu dürfen. Nach dem fünften Sieg ist es nun kein Wanderpokal mehr – er bleibt in unseren Händen.

Einen Erfolg zu feiern ist immer etwas Besonderes !

Ein auf die österreichischen Leichtathleten sehr stolzer playing captain
Gottfried Gassenbauer

Mannschaftsergebnis des 6. Masters Länderkampfes am 26.8.2017 in Ptuj / Slowenien:

                          Damen    Herren     Gesamt
1., Österreich    173,5       190           363,5
2., Tschechien  151          177            328
3., Ungarn        126,5       192            318,5
4., Slowenien   110,5       156            266,5
5., Kroatien      100,5       100,5         201
6. Schweiz        77             83,5        160,5

>> Alle Ergebnisse 

Fotos: Gassenbauer, Heidinger

ÖLV News | 29.8.2017 (RK)

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