Leichtathleten bringen überdurchschnittliche Testergebnisse zur selektiven Aufmerksamkeit und Konzentration

Wie jeder Trainer weiß, besteht eine überragende sportliche Leistung nicht nur aus dem optimalen Zusammenspiel körperlicher Komponenten. Spitzensport hat in gleicher Weise mit der Umsetzung psychischer Kräfte zu tun. Dabei spielt bei technischen Disziplinen in der Leichtathletik die Fähigkeit zur Konzentration und zur Aufmerksamkeit eine Rolle. Sehr gut ist das bei Werfern oder Springern zu beobachten, die vor einem Versuch ihre Gedanken auf den kommenden Bewegungsablauf fokussieren. Sprinter brauchen die Fähigkeit, ihre innere Anspannung im richtigen Moment zu „bündeln“. Für Hürdenläufer ist wiederum ein hohes Maß an perceptual speed (Wahrnehmungstempo) nützlich.

Empirische Erhebung beim ÖLV-Osterkurs

Zum Thema der Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistungen hat der Psychologe Dr. Herbert Winkler beim diesjährigen ÖLV-Osterlehrgang der Leichtathleten in Schielleiten eine empirische Erhebung durchgeführt. Die Stichprobe bestand aus 9 Athletinnen und 19 Athleten.

Zur Prüfung wurde der Test d2-R und das Frankfurter Aufmerksamkeits-Inventar 2 (FAIR-2) eingesetzt. Beide psychometrische Verfahren prüfen die Konzentration und die selektive Aufmerksamkeit unter Zeitstressbedingungen und zeigen sehr gut die Fähigkeit für die mentale Belastbarbarkeit auf.

Das Gesamtergebnis aller 28 getesteten Personen ist bemerkenswert. Die Athletinnen und Athleten schnitten sowohl bei der Arbeitsquantität wie auch – nach Abzug der Konzentrationsfehler – der Arbeitsqualität im überdurchschnittlichen Bereich ab. Beim d2-Test ergab sich für die Gruppe ein Standardwert an der Grenze zum Überdurchschnitt (SW 107). Das heißt, dass 75 Prozent der gleichaltrigen Jugendlichen bei diesem Test schlechter abschneiden. Beim FAIR-2-Test, der noch um einiges komplizierter zu bearbeiten ist, fällt das Ergebnis noch besser aus. Es wurde ein Prozentwert von über 90 errechnet, was einer überdurchschnittlichen Konzentrationsleistung entspricht.

Die Frage, wie weit die guten Testwerte prognostisch auf die Realität eines Wettkampfes umgelegt werden können, müsste genauer untersucht werden. Auffallend war jedenfalls, dass einige Trainerinnen und Trainer die individuellen Testergebnissen ihrer Athletinnen und Athleten in Übereinstimmung mit ihren eigenen Beobachtungen fanden.

In der nächsten Ausgabe der "ÖLV-Nachrichten" wird die Untersuchung detailliert vorgestellt werden.
 

ÖLV | 25.03.2016 (HW)

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