Vienna City Marathon - Ergebnisse

Der Äthiopier Sisay Lemma feiert in 2:07:31 Stunden seinen größten Erfolg. Titelverteidiger Feleke musste aufgeben. Simon Lechleitner als Zwölfter bester Österreicher.

Der Äthiopier Sisay Lemma hat im Alleingang den Vienna City Marathon für sich entschieden und mit dem größten Vorsprung in der 32-jährigen Geschichte des Marathons in der Bundeshauptstadt überlegen den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Simon Lechleitner belegte als bester Österreicher Rang zwölf.

„Ich bin überglücklich“, strahlte Sisay Lemma wenige Minuten, nachdem er die Ziellinie am Heldenplatz in der drittschnellsten Siegerzeit der Geschichte der Veranstaltung überquert hatte. Dieser Augenblick war das Ende eines imposanten Alleingangs, der bei Kilometer 26 seinen Anfang genommen hatte, als der letzte Pacemaker seine Arbeit einstellte. „Mir war das Tempo einfach zu langsam“, erzählte der 25-Jährige später. Deshalb gab er Gas und absolvierte drei Kilometer am Stück deutlich unter drei Minuten, die Lücke zu seinem letzten Verfolger wurde größer und größer. Neben der suboptimalen Leistung der Pacemaker hatte Lemma auch mit dem Wind zu kämpfen, der allen Läufern das Leben schwer machte. Im Ziel musste Lemma dann 4:43 Minuten warten, bis mit dem Kenianer Duncan Koech der Zweitplatzierte den Heldenplatz erreichte – die Ehrenrunde hat er zu diesem Zeitpunkt schon hervorragend genossen.

Frühes Ende für Feleke und Pflügl

Die erste Überraschung des Tages lieferte Titelverteidiger Getu Feleke. Der haushohe Favorit ließ bei Kilometer 15 urplötzlich einen Abstand auf die bereits kleine Spitzengruppe und stieg rund 2.000 Meter später aus dem Rennen aus. Der Streckenrekordler hatte mit Problemen im Hüftbereich zu kämpfen. „Als Getu zurückfiel, wusste ich, dass ich gewinnen kann“, so Lemma nach dem Rennen.

Elf Kilometer später erfolgte besonders aus heimischer Sicht der zweite prominente Ausstieg. Mit Krämpfen in der Wade warf Christian Pflügl (SK Vöest), der in 1:07:36 Stunden die Halbmarathonmarke passiert und bis dahin einen starken Eindruck hinterlassen hatte, das Handtuch. „Es tut mir leid, aber es ging nicht mehr. Ich kann kaum mehr richtig aufsteigen“, erklärte der Oberösterreicher in einer ersten Reaktion.

Sisay Lemma im Alleingang

An der Spitze entwickelte sich das Rennen zum Sololauf für Sisay Lemma. Begleitet nur vom letzten Pacemaker, der rund 15 Kilometer lang alleine für das Tempo sorgen musste und diese Aufgabe hervorragend löste, und dem kenianischen Überraschungsmann und Marathondebütanten Suleiman Simotwo trat Lemma 16 Kilometer vor dem Ziel seinen erfolgreichen Sololauf an. Damit lief der Äthiopier bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr unter 2:08 Stunden, in Dubai hatte er mit einer Leistung von 2:07:06 Stunden den schnellsten Marathon seiner Karriere bestritten. Der Sieg in Wien ist der größte seines bisherigen sportlichen Lebens, sein vierter Marathon-Sieg in neun Rennen insgesamt. „Die Zuschauer haben mich sehr unterstützt. Sie haben stets ,Hopp’ geschrien, das hat mich moralisch sehr geholfen. Das war eine super Strecke“, bedankte sich Lemma.

Duncan Koech von vier auf zwei

Simotwo hatte sich mit seinem Vorstoß übernommen, völlig entkräftet rettete er sich schließlich auf Rang fünf ins Ziel. Zweiter wurde am Ende der Kenianer Duncan Koech in seinem bereits 22. Marathon. Der 33-Jährige, im Vorjahr Vierter beim VCM, hatte sich bereits wenige Meter hinter der Reichsbrücke aus der Spitzengruppe zurückfallen lassen, behielt seinen Rhythmus aber bis zum Ziel bei und überholte in der Schlussphase zahlreiche erschöpfte Mitstreiter. Rang drei ging an den Äthiopier Siraj Gena, der sich ähnlich wie Koech auf sein eigenes Rennen konzentrierte und das Tempo der Spitzengruppe von Beginn an ignorierte.

Simon Lechleitner bester Österreicher

Nach den Aufgaben von Christian Pflügl und Roman Weger (LC Villach) rutschte der Tiroler Simon Lechleitner (LG Decker Itter) in die Rolle des besten Österreichers. Beim dritten Marathon seiner Karriere, dem ersten auf österreichischem Boden, zeigte der 35-Jährige eine beachtliche Leistung und blieb trotz der nicht einfachen Bedingungen mit mäßig bis starkem Nordwest-Wind in einer Zeit von 2:25:53 Stunden nur knapp über seiner eigenen Bestzeit. „Ich war schon ab Kilometer 13 alleine. In der zweiten Hälfte war es besonders schwer, weil ich Schmerzen an der Sehne hatte. Aber ich bin überglücklich, dass ich mich durchgebissen habe.“ Seine Leistung reichte am Ende für Rang zwölf, als viertbester Europäer. „Die Atmosphäre war gewaltig, ich wär auch auf allen Vieren ins Ziel gelaufen, wenn es sein hätte müssen“, fügte er gerührt von den zahlreichen Eindrücken an.

Schweizer Doppelsieg im Halbmarathon

Im Halbmarathon der Herren feierten die Schweizer Läufer einen Doppelsieg: Der 22-jährige Eric Rüttimann setzte sich in einer Zeit von 1:07:34 Stunden klar vor seinem Landsmann Fabian Downs durch. „Das ist mein größter Sieg bisher, ein toller Spaß“, so Rüttimann. Dritter wurde der Deutsche Simon Schwarz.


Ergebnis Vienna City Marathon der Herren

1. Sisay Lemma (ETH) 2:07:31 Stunden
2. Duncan Koech (KEN) 2:12:14 Stunden
3. Siraj Gena (ETH) 2:12:48 Stunden
4. Hosea Kipkemboi (KEN) 2:13:47 Stunden
5. Zuleimen Simotwo (KEN) 2:14:42 Stunden
6. Lkhainouch El Hassane (FRA) 2:14:43 Stunden
7. Beraki Beyene (ERI) 2:16:43 Stunden
8. Roman Prodius (MDA) 2:20:07 Stunden
9. Temesgen Gurmessa (ETH) 2:21:55 Stunden
10. Mikhail Krassilov (KAZ) 2:22:58 Stunden
12. Simon Lechleitner (AUT / LG Decker Itter) 2:25:53
 

Spannendes Finish mit Begeiterungsstürmen. Vorjahressiegerin Anna Hahner holt fünften Platz.

Überraschung beim Frauenrennen des Vienna City Marathon 2015: Die 35-jährige Maja Neuenschwander hält mit einer taktischen Meisterleistung ihre starke Konkurrenz aus Kenia auf Abstand. Titelverteidigerin Anna Hahner wird Fünfte, die Top 5 liegen im Ziel innerhalb von nur 41 Sekunden.

Es ist der erste Erfolg für die Schweiz in einem Marathonbewerb des Vienna City Marathon. Neuenschwander zählte im Vorfeld nicht zu den Top-Favoritinnen, schafft jedoch mit kluger Rennstrategie und großem Stehvermögen auf den letzten 10 Kilometern den bisher größten Erfolg ihrer sportlichen Karriere.

Schweizer Uhrwerk

Wie ein Uhrwerk spult die 35-Jährige ihr Pensum ab. Bei Kilometer 14 entscheidet sich Neuenschwander für eine Tempoverschärfung, der nur Fate Tola, VCM-Siegerin 2011 und 2012 und nach einer Babypause mit Comeback, folgen kann. Dahinter lauern die Favoritinnen Caroline Chepkwony aus Kenia und Anna Hahner, Titelverteidigerin aus Deutschland, sowie mit Esther Chemtai und Agnes Mutune zwei weitere Kenianerinnen.

Neuenschwander lässt im Prater bei Kilometer 29 auch Tola stehen und macht sich auf den langen Weg zum Lusthaus und retour zum Heldenplatz. Ihr Vorsprung von bis zu einer Minute schmilzt aber auf der Hauptallee beständig, sieben Kilometer vor dem Ziel sind es nur noch 17 Sekunden. Wer nun geglaubt hat, der Kenia-Express rollt an der Schweizerin vorbei, der irrt. Neuenschwander hält den Vorsprung.

Auf dem letzten Kilometer liegen fünf Läuferinnen innerhalb von 200 Metern, am Ende sind es schließlich zehn Sekunden, die Neuenschwander über die Ziellinie rettet. Sie verpasst ihre persönliche Bestzeit um eine halbe Minute und gewinnt in 2:30:09 Stunden. Dahinter folgen Mutune (2:30:19), Chemtai (2:30:32), Chepkwony (2:30:36) und Hahner (2:30:50) eng aufgereiht.

Im Finish „ans Eingemachte“

„Dieser Sieg überstrahlt emotional alles. Das war ein Riesengenuss mit vielen Eindrücken“, sagt Neuenschwander im Siegerinterview. Mit dem möglichen Sieg habe sie sich erst ganz am Ende des Rennens auseinandergesetzt. „Ich war ab Kilometer 32 allein, weil auch meine Begleiter zurückgefallen sind. Auf den letzten zehn Kilometern ging es dann ans Eingemachte. Erst nach der letzten Kurve, als ich auf den Heldenplatz eingelaufen bin, wusste ich: jetzt habe ich das Ding im Sack!“

Der vergebenen Chance, eine neue persönliche Bestmarke zu erreichen, trauert Neuenschwander, die beruflich auch einen Halbtagsjob ausübt, nicht nach: „Die Temperatur war an der oberen Grenze. Und der Wind war der Knackpunkt, dass es nicht zu einer schnelleren Zeit gereicht hat. Aber ich bin sehr glücklich – danke Wien!“

Freude über den Sieg einer Europäerin

Auch die stets sympathische Anna Hahner zeigt sich nach dem Rennen glücklich: „Es war heute keine Sekunde mehr drinnen – auch aufgrund des Wetters. Ich war am Anfang auch ein wenig zu schnell unterwegs und musste Tempo herausnehmen. Ein erster Platz fühlt sich natürlich noch besser an, aber ich zufrieden und freue ich, dass mit Maja wieder eine Europäerin gewonnen hat.“

Schnellste Österreicherin ist Natalia Steiger (LMB) mit einer Zeit von 3:08:37 Stunden. Den OMV Halbmarathon der Frauen gewinnt die junge Osttirolerin Susanne Mair (1:18:25, Union Raika Lienz/Dynafit).

Top-Ergebnisse Vienna City Marathon, Frauen

1. Maja Neuenschwander (SUI) 2:30:09
2. Agnes Mutune (KEN) 2:30:19
3. Esther Chemtai (KEN) 2:30:32
4. Caroline Chepkwony (KEN) 2:30:36
5. Anna Hahner (GER) 2:30:50
6. Rene Kalmer (RSA)2:33:21
7. Fate Tola (ETH) 2:34:43
8. Katarina Beresova (SVK) 2:36:20
9. Christine Kalmer (RSA) 2:39:16
10. Noriko Higuchi (JPN) 2:42:05
17. Natalia Steiger (Leichtathletik Mittelburgenland) 3:08:37
18. Antonia Luchini (Wien) 3:08:45
20. Barbara Scheibelauer (Wien) 3:08:56


Nachwuchsläufe mit sehr starker ÖLV-Besetzung

Bereits am Samstag, 11. April, sind die Läufe für Kinder und Jugendliche über die Bühne gegangen. Unter insgesamt knapp 3000 Teilnehmern war die Besetzung an der Spitze mit vielen ÖLV-Topnachwuchsläufern, Staatsmeisterin und Rekordhaltern sehr stark. Beim Coca-Cola 4.2  über 4 Kilometer von der Landstraßer Hauptstraße bis zum Heldenplatz für die 10-18 Jährigen setzte sich bei den Burschen Maximilian Fridrich (ÖTB Salzburg Leichtathletik) mit einem wuchtigen Schlussspurt in 12:12,9 Minuten gegen Stefan Schmid (SVS Leichtathletik) mit 12:14,1 durch. Im Vorjahr war der Salzburger noch Zweiter, diesmal durfte er über den Sieg jubeln. „Es war eine Spitzenatmosphäre. Stefan war sehr stark, und es war unglaublich knapp.“ Markus Kopp vom stets stark vertretenen Lauftreff Breitenbach Tirol holte den dritten Rang.

Siegerin bei den Mädels ist Lena Millonig (ULC Riverside Mödling) in 13:44,8 Minuten vor der stark laufenden Katharina Koitz (SK Rückenwind | 13:47,2) und Julia Praxmarer (LG Decker Itter | 14:01). Millonig feierte im ersten Antreten ihren ersten Sieg, nachdem vor zwei Jahren schon ihre Schwester Julia gewonnen hatte. „Die Stimmung ist toll und ein Sieg bei einem so großen Rennen freut mich sehr“, sagte sie. Im Sommer will sie bei der U18-WM in Kolumbien über 2000m Hindernis starten.

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Text und Fotos: VCM

 

ÖLV News | 12.4.2015

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