Leichtathletik-EM Zürich, Tag 2: Dominik Distelberger holt zwölften Platz im Zehnkampf

Ein kühler, regnerischer Tag im Zürcher Letzigrund Stadion. Am zweiten Wettkampftag der Leichtathletik-EM stand aus österreichischer Sicht Zehnkämpfer Dominik Distelberger im Mittelpunkt. Nach dem ersten Wettkampftag lag er mit 4040 Punkten an 16. Stelle. Die äußeren Bedingungen den Zehnkampf zum echten Härtest. Temperaturen zwischen 14 und höchstens 17°C, häufig starker Regen, eine zweieinhalbstündige Unterbrechung wegen Sturmgefahr und eine Bewerbsdauer von insgesamt 36 Stunden forderten die letzten Kräfte. Mit 7942 Punkten hat Distelberger die zweitbeste Leistung seiner Karriere erbracht. Nur heuer in Götzis war er mit 8168 Punkten besser, allerdings unter viel leistungsfreundlicheren Bedingungen. Die 8000-Punkte-Marke war für den 24-jährigen Niederösterreicher auch in Zürich möglich. Im Weitsprung ließ er jedoch nach zwei ungültigen Versuchen mit 7,21 Meter jedoch wichtige Punkte liegen. Zudem hatte er über 100 Meter starken Gegenwind. Mit neuer Mehrkampfbestleistung über 110m Hürden von 14,25 Sekunden und der Egalisierung seiner Freiluftbestleistung von 4,90 Meter im Stabhochsprung gelang ihm jedoch ein starker zweiter Wettkampftag, an dem er noch vier Plätze in der Gesamtwertung gut machen konnte.

"Es war der längste und schwerste Zehnkampf meiner Karriere. Das ist richtig an die Substanz gegangen. Am Ende war es meine zweitbeste Leistung. Ich bin vollauf zufrieden. Hätte ich über 100 Meter und im Weitsprung mehr Punkte gemacht, wäre es eine solide Leistung über 8000 Punkte geworden", resümierte er. Am Schwierigsten war für ihn die Zeit nach dem Stabhochsprung, als der Bewerb lange Zeit unterbrochen wurde. "Ich bin herum gelegen und habe nicht gewusst, wie ich den Mehrkampf noch zu Ende bringen kann. Ich war körperlich und geistig gebrochen. Immer wieder wurde ein Beginn angekündigt und dann wieder verschoben. Dann hat es plötzlich geheißen: In 20 Minuten geht's mit dem Speerwerfen los. In Götzis hat man zweimal sechs Stunden, und das wars. Die lange Dauer hier bei der EM war das Schwierigste."

Nervenstärke hat er im Lauf des Bewerbes mehrfach unter Beweis gestellt: "Ich nehme mit, dass ich schwierige Situationen meistern kann. Es war auch sehr wichtig zu sehen, wo die anderen stehen. Es ist noch viel drinnen für mich. Wenn ich verletzungsfrei bleibe, kann ich bis nächstes Jahr noch einen großen Sprung machen. Da geht es auch schon um die Olympiaquaifikation für Rio. Zürich war eine viel stärkere EM als 2012. Die Leistungen waren sehr stark und sehr dicht. Am Schluss haben sechs Leute um die Medaillen gekämpft. Das Umfeld zu Hause mit meinen Trainern in der Südstadt ist hervorraged, so wie man es sich wünschen kann. Ich will mich aber nach Trainingspartnern umsehen und öfters Anschluss zu internatinalen Gruppen suchen."

Dominik Distelberger kämpft sich auf Rang zwölf nach vor

Über 110 Meter Hürden ist Distelberger bei nur 14°C und Regen hervorragend in den zweiten Tag gestartet. In seinem Lauf stürmte er mit 14,25 Sekunden (+0,6) zu einer neuen Mehrkampfbestleistung und seiner zweitbesten Marke in dieser Disziplin überhaupt. In der Gesamtwertung schob er sich damit auf Rang 13 nach vor (4982 Punkte). „Das war eine super Leistung. Ich habe mich gut gefühlt vorher. Bei der siebten Hürde bin ich mit dem Nachzugbein etwas eingehakt, da wäre es sogar noch etwas schneller gegangen“, kommentierte er seinen starken Auftakt.

Im Diskuswurf schaffte er im dritten Versuch 40,46 Meter und kam damit nahe an seine Leistung von Götzis heran. Nach 35,95 Meter im ersten Durchgang und einem ungültigen Wurf hielt er sich mit einer Steigerung gut im Bewerb. „Das war wieder ‚Nervenkostüm hoch 1000‘“, sagte er. „Der Ring ist schmierig geworden im Regen und man musste den Diskus trocken halten. Der erste ist mir aus der Hand gerutscht. Der zweite war gut, aber im Netz. Der dritte war dann ein Sicherheitswurf, da darf man nicht zu viel draufdrücken.“ Im Zwischenklassement nach sieben Disziplinen rutschte er um einen Platz auf Rang 14 zurück und hält bei 5656 Punkten.

Punkt 14 Uhr verdunkelten sich die Wolken und heftiger Regen setzte ein – für den Stabhochsprung der schlechtest mögliche Zeitpunkt. Dominik Distelberger schaffte seine Einstiegshöhe von 4,60 Meter im ersten Versuch – ein ganz wichtiger Sprung. Der Bewerb wurde danach für 20 Minuten unterbrochen, während Maskottchen „Cooly“ zu „Singin‘ in the Rain“ über die Laufbahn tanzte. 4,70 Meter schaffte Distelberger im zweiten Versuch. Bei 4,80 Meter überquerte er die Höhe im dritten Anlauf und klopfte sich stolz auf die Brust, als es geschafft war. Dann ein super Sprung zur richtigen Zeit: 4,90 Meter im ersten Versuch – vier Zentimeter höher als beim Zehnkampf in Götzis und die Freiluft-Bestleistung egalisiert. „Ich bin schwer in den Wettkampf reingekommen. Die Füße waren schwer, ich konnte nicht schnell anlaufen. Aber je länger es gedauert hat, umso wärmer ist die Muskulatur geworden. Die 4,90 Meter waren gar nicht der ideale Sprung, aber es war eine ganz wichtige Höhe. 5 Meter habe ich technisch auch drauf, aber ich muss stabiler werden und war heute schon zu müde.“ 6536 Punkte sind für ihn gutgeschrieben.

Bald nachdem Distelberger aus dem Bewerb war, wurde der Wettkampf wegen einer Sturmwarnung abgebrochen. Mehrere Athleten mussten rund zweieinhalb Stunden auf die Fortsetzung warten. Der Beginn der gesamten Abendsession wurde verschoben. Die erste Speerwurfgruppe der Zehnkämpfer, ursprünglich für 17:58 Uhr angesetzt, hat erst um ca. 19 Uhr begonnen. Dominik Distelberger schaffte mit 58,02 Meter eine passable Weite, hätte aber gern weiter Richtung 60 Meter geworfen. "Es war ein guter Wurf. Ich spüre etwas die Achillessehne. Jetzt heißt es einmal noch Durchbeißen für den 1500er." Bereits zum Ende des Stabhochsprungs hatte sich die Achillessehne gemeldet. Masseur Jan Siart brachte mit Tapes vor dem Speerwurf und den 1500 Metern die Beschwerden unter Kontrolle. Mit Ende von Distelbergers Speerwurfgruppe war der Stabhochsprung immer noch in Gang - 34 Stunden nach Beginn des Zehnkampfes. Die 1500 Meter wurden erst kurz von 22:00 Uhr gestartet. Vor dem Abschlussbewerb liegt er mit 7244 Punkten an zwölfter Stelle. Im Schlussbewerb kämpfte er sich in 4:37,22 Minuten ins Ziel. Das bedeutet den zwölften EM-Platz mit 7942 Punkten, der zweitbesten Leistung seiner Karriere.

Zehnkampf Endstand
1. Andrei Krauchanka (BLR) 8616 Punkte
2. Kevin Mayer (FRA) 8521
3. Ilya Shkurenyov (RUS) 8498
12. Dominik Distelberger (AUT) 7942

Einzelleistungen Dominik Distelberger
Tag 1
100m 10,98 sec (-1,9) - Weit 7,21m (-0,7) - Kugel 12,93m - Hoch1,98m - 400m 48,97 sec

Tag 2
110m Hü 14,25 sec (+0,6) - Diskus 40,46 m - Stabhoch 4,90 m - Speer 58,02 m - 1500 m 4:37,22  min

 

 

 Fotos: GEPA Pictures | Mario Kneisl

 

 

ÖLV | 13.08.2014

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