Leichtathletik-EM Zürich: Gerhard Mayer holt 15. Platz - "nur ein Quäntchen" hat gefehlt

Start zu den 22. Leichtathletik Europameisterschaften in Zürich: Gleich neun ÖLV-Athleten sind am ersten Wettkampftag im Letzigrund Stadion im Einsatz. Hier die Berichte vom Zehnkampf mit Dominik Distelberger und den Nachmittagsbewerben mit Gerhard Mayer im Diskuswurf und den 800m-Läufern Andreas Rapatz und Niki Franzmair.

Diskuswurf mit Gerhard Mayer: 60,78 Meter - aber ein fast perfekter Wettkampf

Er hat heuer noch nicht zeigen können, was er drauf hat, sagte Gerhard Mayer. Probleme an der Plantarsehne und schlechte Windbedingungen bei den Wettkämpfen ließen ihn bisher nicht weiter als 61,45 Meter werfen. Mit 60,78 Meter im ersten Versuch legte er zum Auftakt eine gute Weite hin, seine zweitbeste in dieser Saison. Damit setzte er sich im Feld der Topwerfer nach dem ersten Durchgang an die vierte Stelle. Abgesehen von den beiden Olympiasiegern Robert Harting (67,01m) und Gerd Kanter (65,79m) produzierte niemand die ganz großen Weiten. Nach dem verheißungsvollen Beginn, der bei einer Steigerung sogar aufs Finale hoffen ließ, konnte Mayer leider nicht mehr zulegen. Der zweite Versuch war zu flach. Der dritte Wurf war für Sekundenbruchteile unterwegs zu einer wahrscheinlich tollen Weite, aber landete im Netz.

„Es hat gut begonnen. Beim ersten Versuch war ich noch etwas zu zaghaft. Beim zweiten dann zu gierig. Der dritte Wurf wär’s gewesen. Das war sicher mein bester Wurf der Saison. Zum perfekten Wettkampf hat nur ein Quäntchen gefehlt. Im Großen und Ganzen bin ich froh, dass ich es nach dieser Saison so hinbekommen habe“, sagte der Routinier nach dem Wettkampf. In seiner Qualifikationsgruppe erreichte er den siebten Platz. Insgesamt kam der WM-Achte von Berlin 2009 und EM-Siebte von 2012 auf Rang 15. Für den Finaleinzug hätte er 61,51 Meter gebraucht - eine Weite, die ihm bei Großereignissen auch in den kommenden Jahren noch zuzutrauen ist.

Zehnkampf mit Dominik Distelberger: Nach fünf Bewerben an 16. Stelle
Starker Gegenwind von 1,9 m/s bläst beim 100m-Lauf von Dominik Distelberger, was die Zeit natürlich etwas drückt. Er läuft 10,98 Sekunden, gesamt die sechstbeste Marke des 25-köpfigen Feldes. Mit 0,9 bzw. 1,1 m/s war der Gegenwind in den anderen beiden Läufen etwas schwächer. Der Start ist trotzdem okay.

Im Weitsprung waren Nerven gefragt. Nach zwei ungültigen Versuchen schaffte er immerhin 7,21 Meter. Im Kugelstoß kam er mit 12,93 Meter nahe an die 13-m-Marke heran. In einer seiner schwächeren Disziplinen konnte er jedenfalls einen Durchhänger vermeiden. So lag Distelberger nach drei Disziplinen mit 2392 Punkten an 18. Stelle.

„Die 100-Meter-Zeit war gut, wenn man den starken Gegenwind berücksichtigt. Es war schwierig zu springen heute. Ich war beim Absprung immer zu weit, obwohl ich beim Anlauf jedes Mal nach hinten gegangen bin. Der erste Versuch war richtig gut, aber dann war es ein Nervenspiel. Der letzte Sprung war einigermaßen okay, aber ich habe 90 Punkte liegen lassen. Der Kugelstoß war in Ordnung. Jetzt heißt es einfach konzentriert bleiben.“

Am Nachmittag gelang ihm ein sehr guter Hochsprungbewerb. Mit 1,98 Meter erzielte er sein zweitbestes Zehnkampfergebnis. Nur in Götzis war er mit 2,00 Meter noch höher gekommen. Damit schob er sich in der Zwischenwertung mit 3177 Punkten auf Rang 16 nach vor. Auf dieser Position blieb er auch nach den 400 Metern, die er in 48,97 Sekunden zurücklegte. "Auf Bahn 8 hatte ich keine Orientierung zu den anderen Läufern. Ich bin flott gestartet. Bis 350 Meter war es ein engagiertes Rennen von mir. Danach wurde es sehr hart und ich habe leider viel Zeit liegen lassen." Als Gesamt-Achter dieser Disziplin zeigte er zum Schluss des Tages dennoch auf. 4040 Punkte hat er am ersten Tag gesammelt. "Bis auf den Weitsprung waren alle Bewerbe okay. Morgen heißt es weiterkämpfen."

Zwischenstand nach 5 Disziplinen
1. Kai Kazmirek (GER) 4492 Punkte
2. Andrej Krauchanka (BLR) 4363
3. Arthur Abele (GER) 4310
16. Dominik Distelberger (AUT) 4040

Einzelleistungen:
100m 10,98 sec (-1,9) - Weit 7,21m (-0,7) - Kugel 12,93m - Hoch1,98m - 400m 48,97 sec
 

Distelbergers Zehnkampf-Programm für Mittwoch, 13. August
10:13 110m Hürden (2. von 3 Läufen)
10:50 Diskus (Gruppe A)
13:40 Stabhoch 
17:55 oder 19:10 Speerwurf
20:37 1500m
 

800 Meter: Andreas Rapatz zeigt starkes Rennen
Zum ersten Mal zeigte Andreas Rapatz bei einer großen Freiluft-Meisterschaft mit einer guten Leistung auf. Zum Semifinal-Aufstieg hat es knapp nicht gereicht, dennoch ist ihm nach einer durchwachsenen Saison ein ermutigendes Rennen gelungen. In 1:48,65 Minuten lief er in seinem Vorlauf auf Rang 5, kämpfte aber bis zum Schluss um den dritten Platz, der den direkten Aufstieg ins Halbfinale bedeutet hätte. Drei Hundertstelsekunden fehlten ihm auf Rang 4 (Roald Hagbart Froskeland (NOR) in 1:48,62), 19 Hundertstelsekunden auf Rang 3 (Sofiane Selmouni (FRA) in 1:48,46). In Summe landete er damit auf Rang 21 unter 34 Läufern. „Ich habe gedacht, dass ich den Läufer vor mir noch überholen kann, aber er hat so dagegen gehalten, bis auch ich schwere Füße bekommen habe. Im Moment bin ich mehr enttäuscht, als dass ich mich über das Rennen freuen kann“, kommentierte er den knappen Rennausgang. Bei seinen bisherigen zwei EM-Starts war der Kärntner beide Male chancenlos. Diesmal hat nicht viel gefehlt zum Aufstieg – nach zwei Semifinalteilnahmen bei Hallen-Weltmeisterschaften hat er bewiesen, dass auch im Freien etwas möglich ist.

800 Meter mit Nikolaus Franzmair: Zürich als Abschluss einer super Saison
Im zweiten von vier Vorläufen trat der mit 19 Jahren jüngste Athlet im ÖLV-Team an. Nikolaus Franzmair hielt sich zunächst gut an dritter und vierter Position, konnte am Schluss aber mit den erwachsenen Läufern nicht mithalten. In 1:49,18 Minuten kämpfte er sich auf Rang sechs seines Rennens, hatte aber deutlichen Abstand zum drittplatzierten Läufer (Paul Renaudie in 1:47,88). Insgesamt erreichte er Platz 25.

Den Höhepunkt seines Laufjahres hat er jedoch schon vorher hinter sich gebracht. Bei der U20-WM in Eugene war er auf den neunten Platz gelaufen. „Es war die Luft schon draußen“, kommentierte er deshalb. „Ich bin zur Zeit wohl nicht so stark, dass ich wieder 1:46 laufen kann. Es war eine lange Saison, in der ich viele gute Leute geschlagen habe. Die U20-WM war mein Highlight. Die EM in Zürich war der Abschluss einer super Saison. Jetzt mache ich zuerst Pause und freue mich auf den Aufbau für die neue Saison.“

Ab Anfang 2015 wird er an der University of Oregon in Eugene (USA) studieren und dabei seine sportliche Entwicklung in den Mittelpunkt stellen. Bei der U23-EM kann er nächstes Jahr wieder in seiner Altersklasse aufzeigen.



Fotos: GEPA pictures

ÖLV | 12.08.2014

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