Noch 2 Tage bis Zürich - Beate Schrott und das bereits gewonnene Rennen

Mit drei Rennen zur Europameisterschaft: diese dünne Wettkampfpraxis von Beate Schrott unterbietet wohl niemand in Zürich, nicht nur im Feld der 32 Hürdensprinterinnen. „Es ist eine spezielle Situation. Jetzt um eine Medaille mitzulaufen, wäre vermessen. Da fehlt mir etwas. Die Vorrunde zu überstehen, wäre ein Erfolg. Ich werde mein Bestes rausholen und versuchen, die Europameisterschaften zu genießen. Vor allem ist es nach dieser langen Wettkampfpause schön, dass ich wieder dabei sein kann“, sagte die ÖLV-Rekordhalterin.

Schneller Beginn, erzwungene Pause

Begonnen hat ihre Saison vielversprechend. Bei der Salzburger Leichtathletik-Gala am 24. Mai lief sie in ihrem ersten Freiluftrennen des Jahres flotte 13,14 Sekunden (Wind -0,3). Das EM-Limit von 13,38 deutlich unterboten, ein Auftakt nach Maß für die Olympiafinalistin von London 2012. Danach zwang eine Muskelverhärtung auf der rechten Oberschenkelrückseite zur Absage der weiteren geplanten Rennen abzusagen. Was eigentlich in einer guten Woche wieder vorüber sein hätte sollen, wuchs sich zu einer neunwöchigen Wettkampfpause aus. Der Muskel war bald wieder in Ordnung, die Schmerzen aber blieben. Wie sich herausstellte, konnte sich der Nerv wegen eines verschobenen Beckens nicht beruhigen. Dr. Harald Gumbiller in Prien am Chiemsee brachte mit mehreren Behandlungen alles wieder ins Lot. „Es war immer ein Rückschlag für mich, wenn ich wieder ein Rennen absagen musste. Am Schlimmsten war die Ungewissheit“, blickt sie zurück.

Aufwärtstrend ohne Erwartungsdruck

Am 27. Juli konnte Schrott bei den österreichischen U23-Meisterschaften in Innsbruck (außer Konkurrenz) erstmals wieder starten. 13,42 Sekunden waren angesichts der Umstände ein gutes Resultat. Vor allem hob es die Stimmung. Eine Woche später steigerte sie sich bei den Staatsmeisterschaften in Amstetten auf 13,22 Sekunden – der erhoffte Aufwärtstrend, obwohl sie von einer Verkühlung gehandicapt war. Damit stand fest, dass Beate Schrott das wichtige Rennen gegen die Schmerzen gewonnen hat und die EM in Angriff nehmen wird. Als 27. von 32 gemeldeten Läuferinnen, gereiht nach Saisonbestleistungen, ist die Ausgangsposition nicht die Beste für die EM-Vierte von 2012. Aber gerade aufgrund der langen Pause kann sie ohne Erwartungsdruck laufen.

Zwei Starts im Zürcher Letzigrund Stadion hat Beate Schrott bereits in den Beinen, und beide sind auch fest im Kopf verankert. Zum ersten Mal wurde sie nach der WM 2011 zum Weltklasse-Meeting eingeladen. „Ich bin direkt von Daegu gekommen. Es war gigantisch. Die Atmosphäre hat mich fast umgehaut“, erinnert sie sich an ihren ersten Start in der Diamond League. Zum zweiten Mal war sie nach den Olympischen Spielen von London in Zürich dabei. „Es war schon spät in der Saison, ich war bereits sehr müde von den vielen Wettkämpfen. Zumindest dieses Problem habe ich diesmal nicht“, lacht sie.

Kurzer Lauf mit langer Wirkung

Die Olympischen Spiele von London waren der Kristallisationspunkt in Beate Schrotts bisheriger Laufbahn. Vor fast genau zwei Jahren, am 7. August 2012, ist sie binnen 12,83 Sekunden sensationell ins 100m Hürden Finale gelaufen. Ein völlig unerwarteter Erfolg, der sie mit einem Schlag zum Aushängeschild von Österreichs Leichtathletik machte. „Es ist extrem viel passiert in der Zwischenzeit“, blickt sie auf zwei sportlich wechselhafte Jahre zurück, in denen sich starke Rennen und Verletzungspausen abwechselten. „Ich habe viel dazu gelernt, habe mein Umfeld erweitern können und viel in meine Gesundheit investiert.“ Obwohl sie nicht wie gewünscht an ihre Erfolge von 2012 anknüpfen konnte, bleibt sie weiter im Mittelpunkt und wird immer wieder einmal von Autogramm- und Fotojägern umringt, wie zuletzt bei den Staatsmeisterschaften in Amstetten. „So etwas freut mich sehr. Es könnte ja auch anders sein. Der Erfolg ist sehr schnelllebig, und ich hatte wenig Erfolg zuletzt. Es ist eine Rückenstärkung, wenn ich merke, dass die Leute interessiert sind“, sagt sie.

Erfolg ist jedenfalls auf dem Weg zum Abschluss des Medizinstudiums, das sie parallel zum Hochleistungssport betrieben hat, in Sicht. Die Diplomarbeit über Schulteroperationen soll im Herbst oder Winter fertig gestellt sein. Zuvor soll freilich die „Operation Zürich“ gut gelingen.


Beate Schrott | 100m Hürden
Geb. 15. April 1988 | 26 Jahre
Verein: Union St. Pölten
Trainer: Philipp Unfried
Bestleistung 12,82 Sekunden (Luzern, 17.7.2012) = ÖLV Rekord
Saisonbestleistung 13,14 Sekunden (Salzburg, 24.5.2014)
EM Limit 13,38 Sekunden
Erfolge: 8. Platz Olympische Spiele London 2012, 4. Platz EM Helsinki 2012, 7. Platz Hallen-WM 2012, 7. Platz Universiade 2011, Semifinale WM 2011, Semifinale U23-EM 2009, Teilnahme U20-WM 2006 im Weitsprung

Beste ÖLV EM-Platzierung 100m Hürden: Beates 4. Platz in Helsinki 2012

Zürich-Programm 100m Hürden | LIVE auf ORF Sport+
Dienstag, 12. August, ab 13:32 Uhr – Vorlauf
Dienstag, 12. August, ab 20:56 Uhr – Semifinale
Mittwoch, 13. August, 21:34 Uhr – Finale

ÖLV-EM Team & Zeitplan: HIER KLICKEN!

Infos & Tickets: www.zurich2014.com
News: www.european-athletics.org

Fotos: GEPA pictures

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

ÖLV | 10.8.2014

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