Noch 5 Tage bis Zürich: Willkommen im Finale, Brenton Rowe!

Beginnen wir mit ein bisschen Familiengeschichte. Der Großvater von Brenton Rowe stammte aus Laussa bei Steyr in Oberösterreich, seine Großmutter aus Hinterberg bei Leoben in der Steiermark. Josef und Anna Mösengruber (geborene Robitschko), so die Namen der beiden, sind in den 1950er Jahren von Österreich nach Australien ausgewandert. Für den 1987 in Australien geborenen und lebenden Brenton gab es daher keine großen Hürden, die österreichische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Aufgewachsen ist er in der Nähe von Dunkeld, Südwest-Victoria. „Laufen war nicht gerade populär. Fußball und Cricket haben den Sport für Burschen dominiert. Ich habe früher viel Zeit damit verbracht, mit Schafen über die Felder zu laufen. Seit ich fünf bin, habe ich in der Schule an Sportbewerben teilgenommen. Im Laufen hatte ich immer mehr Erfolg als in anderen Sportarten. Ich habe nicht eigens trainiert dafür und hatte auch niemanden, der mich fürs Laufen angetrieben hätte. Es hat mir einfach Spaß gemacht. Ich habe mich angestrengt und hatte einigen Erfolg. Mit 10 Jahren war ich zum ersten Mal in der Auswahl von Südaustralien, damals über 800 Meter“, erzählte er 2011 in einem [Interview].  

On and off the track

Mit 10 Jahren ist er auch zum ersten Mal nach Österreich auf Besuch gekommen. Als er läuferisch immer stärker wurde, entstand bei ihm der Gedanke, für Österreich international an den Start zu gehen. Er trat an den ÖLV heran, die Formalitäten waren rasch geklärt. Die Universiade in Shenzhen 2011, wo er Rang 13 über 1500 Meter erreicht hat, war sein erster Start für Rot-Weiß-Rot. Mittlerweile sind die 5000 Meter seine stärkere Disziplin. Über diese Distanz hat er bei der EM 2012 in Helsinki den 17. Platz erreicht und bei den Team-EM‘s 2013 & 14 jeweils den Sieg geholt. Auch in Zürich läuft er über zwölfeinhalb Stadionrunden. Dort will er „eine bessere Vorstellung abliefern als in Helsinki, vor allem auf den letzten zwei Kilometern“, wie er sagt. Auch abseits des Sports hat sich einiges getan. 2012 schloss er an der Universität Melbourne das Studium der Forstwirtschaft mit dem Bachelor ab. 2013 haben er und seine Freundin Lauren Hochzeit gefeiert.

Fokus auf die Nordhemisphäre

Brentons Laufsaison 2013 wurde von Achillessehnenproblemen frühzeitig unterbrochen. Seit September konnte er jedoch wieder gut und ohne Verletzungen trainieren. Im europäischen Winter startete er in Australien bei mehreren Rennen zwischen 800 und 5000 Meter mit guten Ergebnissen. Bei den offenen australischen Meisterschaften holte er über 1500 und 5000 Meter jeweils Platz drei. „Es waren keine persönlichen Bestleistungen, aber mein Fokus war das ganze Jahr auf die „Nordhemisphären-Saison“ gerichtet, also auf jetzt.“

Vollzeitjob in Geelong

Sein erster Europa-Trip in diesem Jahr war sehr erfolgreich. Bei der Team-EM im Juni in Riga holte er Platz 1 über 5000 Meter und Platz 2 über 3000 Meter. Ursprünglich wollte er danach bis zur EM in Österreich und Europa bleiben. Ein neuer Job kam jedoch dazwischen. Seit 19. Juni arbeitet er in seinem Wohnort Geelong (wo Triathlon-Olympiasiegerin Kate Allen herkommt) im „Australian Animal Health Laboratory“. Im Mittelpunkt steht der Schutz vor Infektionskrankheiten bei Tieren. Fünf Fahrradminuten von seinem Haus entfernt arbeitet er dort zwischen 7:45 und 16 Uhr als „Large Animal Technician“, so sein Jobtitel.

Die Vorbereitung bleibt nicht unbeeinflusst davon, aber er hat sich recht gut darauf eingestellt. Es erinnert ein bisschen an den „Andrea Mayr Way of Training“. Seinen ersten Lauf macht er um 6 Uhr morgens. Bis 16 Uhr ist er in der Arbeit, mit 15-30 Minuten Mittagspause. Zwischen 16:30 und 18:30 Uhr folgt die Haupttrainingseinheit des Tages. „Im Winter ist es wegen der Dunkelheit nicht ideal, aber die Laufbahn in Geelong ist an drei Abenden bis 19 Uhr beleuchtet“, sagt er. Wenn er sich nach solchen Tagen in sein Höhenzelt legt, ist eines sicher: er schläft sehr, sehr gut. „Ich hatte etwas Sorge, dass ich die Arbeitsbelastung auf meine Form auswirkt, aber bisher ist alles auf Schiene. Meine Trainings waren sehr gut, obwohl in Australien jetzt Winter ist und die Bedingungen nicht leicht waren. Ich plane weiterhin auf internationalem Level zu laufen“, sagt er.

Letzter Test in Andorf

Seit 3. August ist er in St. Moritz zur finalen Vorbereitung auf die Europameisterschaften. Am Samstag kommt er zum Austrian Top Meeting nach Andorf, wo er über 3000 Meter ein schnelles Testrennen hinlegen will. „Ich bin seit einigen Jahren nicht mehr 3000 Meter gelaufen und hoffe auf eine persönliche Bestleistung.“ 8:08,4 lautet die Vorgabe, um ausgiebig Selbstvertrauen für seinen Auftritt im Letzigrund Stadion zu tanken. Bereits jetzt steht fest, dass die 5000m der Männer als direktes Finale ohne Vorrunde gelaufen werden. Brenton wird sein EM-Rennen somit am Schlusstag der Titelkämpfe, am Sonntag, 17. August, seinem Geburtstag bestreiten.


Brenton Rowe | 5000m
Geb. 17. August 1987 | er wird am Tag des EM-Rennens 27 Jahre
Verein: team2012.at
Trainer: Tom Paton
Bestleistung 13:36,62 Minuten (Oordegem, 26.5.2012)
SB 13:47,96 Minuten (Hobart, 1.2.2014) [2013: 13:38,18 Minuten]
EM-Limit 13:40,00 Minuten
Erfolge: 17. Platz EM 2012 (5000m), 13. Platz Universiade 2011 (1500m).

Beste ÖLV EM-Platzierung 5000m Männer: 5. Platz Dietmar Millonig, Athen 1982

Zürich-Programm 5000m | LIVE auf ORF Sport+
Sonntag, 17. August, 16:30 Uhr – Finale


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Infos & Tickets: www.zurich2014.com
News: www.european-athletics.org

 

Fotos: Plohe (2), GEPA pictures (1)

 

 

 


 

ÖLV | 7.8.2014

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