Team-EM: Innenansichten aus Riga – Freitag

Riga empfängt uns mit Regenwetter. Der Juni hat vergessen, dass morgen der Sommer beginnt und bringt nur 16 Grad auf den Thermometer. Die österreichische Mannschaft ist mit zwei Flugzeugen und mit über 60 Personen in die Hauptstadt von Lettland gekommen. Die wertvolle Fracht der Stabhochsprungstäbe haben Hubert Hagenhuber und Frithjof Grünberg mit dem Auto angeliefert. Das medizinische Sorgerecht liegt bei Andi Kröner. Er ist Spitals- und Ordinationsarzt, hat zwei Kinder und immer für die Leichtathletik ein Gewinn. Wie der Mann das alles schafft, ist ziemlich rätselhaft. Womöglich ist er glücklich verheiratet. Für die Optimierung der Sehnen und Muskeln sind Ingrid Müller und Jan Siart mitgereist. Sie sind bereits heute ausgebucht. Um die psychische Balance wird sich Judith Draxler-Hutter sorgen. Ich brauche schon heute eine bewusstseinserweiternde Betreuung.

In den nächsten zwei Tagen geht es nämlich mit 16 Einzel- und vier Staffelbewerben zur Sache. Männlich und weiblich sowieso. Als Österreicher im Allgemeinen und als Leichtathletikfan im Speziellen werden es zwei Tage, die weder Puder- noch Kandiszucker versprechen. Unsere sieben Gegner kommen von den sieben Bergen, sind aber bei Gott keine sieben Zwerge. Welchen Rang wir einnehmen werden, lässt sich weder mit einer Bruch- noch Integralrechnung vorhersagen. Wir werden mit den Mannschaften aus der Slowakei, Dänemark und Serbien um den glücklichen Verbleib in der zweiten Liga kämpfen. Die österreichischen  Lieferanten der Big Points sind gut aufgelegt. Brenton Rowe ist gleich für die 3.000 und 5000 m genannt und immer für einen Sieg gut. Andi Vojta ist derzeit in Höchstform und wird über die 1.500 m das Match vermutlich bereits abpfeifen, wenn die anderen noch nicht im Ziel sind. Natürlich sind auch Niki Franzmair und Gerhard Mayer auf dem Prognosepapier ganz vorne zu finden. Bei den Frauen sollten Kira Grünberg, Jennifer Wenth und Anita Baierl auf den vorderen Plätzen der Ergebnislisten zu finden sein. Doch das alles ist wie ein Startschuss Schall und Rauch. Die Zahlen und Daten der Entrylist lassen mich in einer Generalunklarheit zurück und erinnern mich an Aktenzeichen XY. Selbst Hannes Gruber, der professionelle Auskenner der internationalen Szene, ist unschlüssig.

„Wenn wir keine gravierenden Ausfälle haben und alle ihr Leistungspotenzial abrufen können, dann können wir unser Ziel erreichen, in dieser starken Gruppe den Verbleib zu sichern“. Ich hoffe sehr, dass wir gut abschneiden werden, und Hannes am Sonntag von der Mannschaft in den weihwassergefülltem Hindernisgraben befördert wird.

Riga ist jedenfalls gut gerüstet. Leichtathletik ist auch hier in der Sportfan-Hitliste nicht ganz oben gereiht. Alles, was nicht einem Ball nachläuft, steht medial im Schatten. Mit 18 Titelgewinnen ist die Mannschaft TTT Riga einer der erfolgreichsten Vereine im europäischen Frauenbasketball. Auch kulturell ist Riga eine Reise wert. 2010 wurde sie zur Kulturhauptstadt Europas 2014 ernannt.

Das Stadion selbst ist im Sportbereich wui und im Zuschauerbereich hui. Das Medienzentrum erinnert mich an eine Legebatterie. Dafür sind die Luftverhältnisse zwischen starkem Wind und Sturm angesiedelt. Zumindest heute. Man kann auf die Zeiten und Weiten gespannt sein.

Morgen geht es um 14.30 Uhr Ortszeit los. Ganz Österreich sollte uns die Daumen drücken


Das österreichische Leichtathletik-Nationalteam nach der Team-Besprechung

Fotos: PLOHE

Herbert Winkler

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