Geschafft: Dominik Distelberger übertrifft 8000 Punkte in Götzis!

Siebter Platz und Zehnkampf WM-Limit für Peking 2015 mit 8168 Punkten.

Doppel-Weltmeister Trey Hardee und Shooting-Star Katarina Johnson-Thompson gewinnen des hypomeeting Götzis. Erfreuliches Debüt von Dominik Siedlaczek im Mösle-Stadion.

Alles ist aufgegangen für Dominik Distelberger (UVB Purgstall) an diesem Zehnkampf-Wochenende in Götzis. 8168 Punkte und der siebte Platz sind das erhoffte Topresultat. Der 24-jährige HSZ-Athlet schaffte als insgesamt siebter Österreicher die begehrte 8000-Punkte-Marke im Zehnkampf. Mit Blick auf EM in Zürich hat er sich sehr stark präsentiert. Dazu übertraf er bereits jetzt schon das Weltmeisterschafts-Limit für Peking 2015, das bei 8075 Punkten liegt.

„Ich bin echt froh, dass es endlich mit den 8000 Punkten geklappt hat. Ich war oft von Verletzungen geplagt. Jetzt habe ich den Winter über super durchtrainiert und habe ein super Umfeld. Diese Betreuung ist mindestens 50 Prozent wert. Bis zum letzten Bewerb war ich perfekt eingestellt. Über die 1500 Meter habe mich immer gepusht und vom Publikum ins Ziel tragen lassen. Dass es mit den 8000 Punkten wirklich klappt, habe ich erstmals nach dem Speerwurf geglaubt“, so Distelberger nach die Zieldurchlauf.

Seit Jahren hat der von Herwig Grünsteidl betreute mehrfache EM-Teilnehmer angedeutet, dass für ihn eine Leistung in diesem Bereich möglich ist. Nun konnte er seine Fähigkeiten kompakt an einem Wochenende zeigen. Die Elemente seines Topergebnisses: eine verletzungsfreie Vorbereitung, eine stabilere Technik, ein verbessertes Niveau im Kraft- und Wurfbereich, die Zusammenarbeit der ÖLV-Trainer Herwig Grünsteidl und Gregor Högler und die Unterstützung durch einen vom ÖLV finanzierten Masseur im Training. Form und Nervenstärke sind in Götzis zusammengekommen, der Durchbruch ist gelungen.


ZEHNKAMPF

Überraschend führte der Deutsche Kai Kazmirek nach dem ersten Tag. Doppel-Weltmeister Trey Hardee holte sich jedoch als Disziplinensieger über 110m Hürden mit 13,69 Sekunden und starken 49,09 Meter im Diskuswurf nach sieben Bewerben die Gesamtführung. Mit 5,06 Meter im Stabhochsprung baute der Favorit aus den USA seine Führung leicht aus. Kazmirek schaffte 4,96 Meter. Im Speerwurf und über 1500 Meter war Hardee nicht mehr souverän, aber mit Jahresweltbestleistung von 8518 Punkten setzte er sich als Sieger durch. Kazmirek erreichte mit 8471 Zählern Rang zwei vor seinem Landsmann Rico Freimuth mit 8317 Punkten.

Distelberger auch am zweiten Tag mit gutem Start

Dominik Distelberger setzte seinen „Lauf“ vom ersten Wettkampftag fort. Mit 14,34 Sekunden über die 110m Hürden war er 0,17 Sekunden schneller als bei seinem bisher besten Zehnkampf und sammelte weitere Punkte für das angestrebte 8000er-Ergebnis. Im Diskuswurf landete der erste Versuch gleich bei guten 40,55 Meter. Eine Steigerung in Richtung persönlicher Bestleistung von 42,87 Meter war aber nicht mehr drin. „Ich habe heute keinen richtigen Rhythmus gefunden. Das Minimum war mit dem ersten Versuch erfüllt. Ich wollte weiter werfen, wie schon in den letzten Wochen, aber immerhin waren es über 40 Meter“, kommentierte Distelberger.

Nervenprobe Stabhoch, Bestleistung im Speerwurf

Mit einem Mal stand um kurz nach 13 Uhr das ganze Projekt an der Kippe. Nach zwei ungültigen Versuchen über die Einstiegshöhe von 4,66 Meter im Stabhochsprung hieß es für Distelberger plötzlich „alles oder nichts“. Ein Nuller drohte, und damit das Aus für alle Hoffnungen auf eine Topleistung. Mit ganzer Konzentration und Routine übersprang er im dritten Anlauf die Latte deutlich. Riesige Erleichterung! Das Wichtigste war geschafft. Auch über 4,76 Meter hatte er zwei Fehlversuche, ehe ihm diese Höhe gelang. Dafür schaffte er 4,86 Meter gleich im ersten Durchgang und jubelte über eine neue Zehnkampfbestleistung. „Nach den zwei Fehlversuchen war es ein Wahnsinn für mich. Im Anlauf habe ich gewusst: Ich muss das jetzt schaffen, sonst wäre alles umsonst gewesen. Ich habe versucht, die Nervosität und die Gedanken an das mögliche Resultat zu unterdrücken, aber das ist nicht ganz leicht“, sagte er nach letztlich sehr erfolgreichem Stabhochsprung. Hervorragend dann der Speerwurf. Mit 59,80 Meter erzielte er im laufenden Bewerb die erste persönliche Bestleistung in einer Einzeldisziplin. „Ich bin voll auf Risiko gegangen im dritten Versuch. Der Anlauf war gut, die Flugkurve war gut, ich habe alles umgesetzt“, freute er sich. Die Zehnkampf-Bestleistung (7872 Punkten) und ein 8000-Punkte-Resultat waren damit vor dem 1500m-Lauf zum Greifen nahe. Distelberger kämpfte bis zum Schluss um jeden Punkt. Nach 4:32,44 Minuten Laufzeit hatte er in Summe 8168 Zähler.

Dominik Siedlaczek mit Bestleistung bei Götzis-Premiere

Zum ersten Mal durfte der 22-jährige Dominik Siedlaczek (DSG Volksbank Wien) in Götzis antreten. Er nutzte diese Chance für eine neue Zehnkampfbestleistung von 7430 Punkten. Im Lauf des Bewerbes freute er sich über sechs persönliche Bestleistungen in Einzeldisziplinen und zeigte, dass er ein echter Wettkampftyp ist und auch bei stärkster Konkurrenz selbstbewusst auftreten kann.

Bestleistungen über 110m Hürden von 14,36 Sekunden (vorher 14,49) und im Diskuswurf mit 40,27 Meter (vorher 38,95) brachten ihm einen starken Start in den zweiten Wettkampftag. Mit 4,36 Meter im Stabhochsprung schaffte er eine für ihn passable Höhe. „Es war solide und eine neue Zehnkampfbestleistung, was nicht so schlecht ist. In der Halle bin ich aber schon höher gekommen“, so Siedlaczek. Im Speerwurf ging es weiter mit der Bestleistungs-Serie. 45,23 Meter sind keine Top-Marke, aber wichtig ist die persönliche Steigerung um knapp einen Meter. Über 1500 Meter zog er zu einer Bestleistung von 4:33,30 Minuten. Mit insgesamt 7430 Punkte steigerte er seine Bestleistung um fast 300 Punkte. „Ich bin sehr stolz auf das Ergebnis. Es ist mehr als ich erwartet habe. Der Mehrkampf hat meine Nerven strapaziert, aber es ist wunderschön, hier anzutreten“, resümierte der von Elisabeth Plazotta trainierte Athlet.

Zehnkampf-Ergebnisse

1. Trey Hardee (USA) 8518 Punkte
2. Kai Kazmirek (GER) 8471 Punkte
3. Rico Freimuth (GER) 8317
4. Felipe dos Santos (BRA) 8299
5. Pelle Rietveld (NED) 8204
6. Thomas van der Plaetsen (BEL) 8184
7. Dominik Distelberger (AUT | UVB Purgstall) 8168
100m 10,73sec (-0,2) – Weit 7,57m (0,0) – Kugel 13,02m – Hoch 2,00m – 400m 48,53sec
110mH 14,34sec (+0,9) – Diskus 40,55m – Stab 4,86m – Speer 59,80m PB – 1500m 4:32,77min

13. Dominik Siedlaczek (DSG Volksbank Wien) 7430 Punkte
100m 11,03sec (+0,6) PB – Weit 6,83m (+2,1) – Kugel 11,93m – Hoch 2,03m (=PB) – 400m 50,11sec PB
110mH 14,36sec (+0,7) PB – Diskus 40,27m PB – Stab 4,36m – Speer 45,23m PB – 1500m 4:33,30min PB

 

SIEBENKAMPF

Im Siebenkampf der Frauen gewann die Britin Katarina Johnson-Thompson. Die 21-Jährige setzte sich mit 6682 Punkten vor der Kanadierin Brianne Theisen-Eaton (6641) und der Niederländerin Dafne Schippers (6.545) durch. Die Siegerin erzielte britischen U23-Rekord, Theisen-Eaton und Schippers jeweils neuen nationalen Rekord.

Vorjahressiegerin Theisen-Eaton führte nach dem ersten Tag mit 3938 Punkten mit 15 Punkten Vorsprung auf Johnson-Thompson und der 19-jährigen Naffisatou Thiam (Belgien). Die Spitzenposition wechselte nach jedem Bewerb. Johnson-Thompson glänzte mit 6,70 Meter im Weitsprung. Theisen-Eaton hielt mit guten sehr guten 6,59 Meter den Rückstand in Grenzen. Im Speerwurf stellte dann Thiam das Klassement auf den Kopf. Mit 51,90 Meter lag plötzlich die U20-Europameisterin des Vorjahres in Front. Vor dem letzten Bewerb, dem 800m-Lauf, führte Thiam mit 30 Punkten vor Theisen-Eaton, die wiederum fünf Zähler Vorsprung auf Johnson-Thompson hatte.

Gegenwart und Zukunft des Mehrkampfs

Dramatik pur. Theisen-Eaton setzte im 800m-Lauf alles auf eine Karte und lief die erste Runde unter 60 Sekunden an. Auf der Zielgerade waren ihre Kräfte jedoch aufgebraucht. Katarina Johnson-Thompson zog vorbei und holte mit 2:08,16 Minuten den Disziplinensieg und sensationell den Triumph in der Gesamtwertung mit Jahresweltbestleistung von 6682 Punkten. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich gegen diese Konkurrenz gewinnen kann“, so die 21-jährige Britin. „Ich hatte einen guten Weitsprung. Von meiner Speerwurfleistung war ich überrascht, und andere haben Fehler gemacht.“

Bei den U18-Weltmeisterschaften in Brixen 2009 hat sie als Siegerin geglänzt. Schon als 19-Jährige zeigte sie bei den Olympischen Spielen in London 2012 mit Rang 14 auf. Bei der WM in Moskau 2013 holte sie den fünften Platz im Siebenkampf. Bei der Hallen-WM 2014 jubelte sie über Silber im Weitsprung. In Götzis stand die junge Britin erstmals ganz oben in der Allgemeinen Klasse – man hat die Gegenwart und Zukunft des Mehrkampfs gesehen im Mösle-Stadion. Dafne Schippers, wie die Siegerin erst 21, kämpfte sich mit 2:08,59 Minuten über 800 Meter auf den dritten Gesamtplatz nach vor. 6545 Punkte erreichte die Niederländerin, obwohl sie im Hochsprung mit nur 1,69 Meter einen echten „Durchhänger“ hatte. In dem hochklassigen Feld erreichten 19 Athletinnen ein Ergebnis von über 6000 Punkten.

Siebenkampf Ergebnisse

1. Katarina Johnson-Thompson (GBR) 6682 Punkte
100m Hü 13,47sec (-1,2) – Hoch 1,90m – Kugel 12,17m – 200m 22,89 (+1,5)
Weit 6,70m (-0,1) – Speer 41,44m – 800m 2:08,16min

2. Brianne Theisen-Eaton (CAN) 6641 Punkte
100m Hü 13,18sec (-1,2) – Hoch 1,87m – Kugel 13,29m – 200m 23,52 (+1,5)
Weit 6,59m (+1,3) – Speer 42,78m – 800m 2:11,31min

3. Dafne Schippers (NED) 6545 Punkte
100m Hü 13,13sec (-1,2) – Hoch 1,69m – Kugel 13,69m – 200m 22,35 (+1,5)
Weit 6,48m (-0,2) – Speer 41,39m – 800m 2:08,59min


www.meeting-goetzis.at

 

 

 

 

Fotos: GEPA pictures

 

ÖLV | 01.06.2014

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