ÖLV-Pressegespräch zum Thema "Stellenwert des Sports"

Vieles ist derzeit in Bewegung im österreichischen Sport. Ab 1.1.2014 tritt ein neues Gesetz zur Bundes-Sportförderung in Kraft, die Vorbereitungen für den neuen Bundes-Sportförderungsfonds laufen auf Hochtouren und in der Österreichischen Bundes-Sportorganisation (BSO) stehen im November Neuwahlen an. Der ORF hat massive Einsparungen im Sportbereich angekündigt. Darüber hinaus stellt sich die Frage, wo der Sport in der neuen Regierung angesiedelt wird und welche Sport-Schwerpunkte ins Regierungsprogramm aufgenommen werden? Der Österreichische Leichtathletik-Verband meldete sich in einem Pressegespräch mit zentralen Themen und Forderungen zu Wort.

Stellenwert des Sports

„Die Verbesserung der Infrastruktur für Training und Wettkämpfe, mehr hauptberufliche Trainer, bessere Rahmenbedingungen in den Sportinstitutionen und eine klare Forderung für die Erhaltung der ORF-Sportberichterstattung sind die wesentlichen Kernpunkte. Wir brauchen für diese Themen eine Aufnahme in das Regierungsprogramm und eine starke Positionierung des Sports in der neuen Regierung“, betonte ÖLV-Präsident Ralph Vallon, der Mitglied der neu geschaffenen Bundessportkonferenz und zukünftiges Mitglied des Präsidiums der BSO ist.

„Es geht um den Stellenwert des Sports insgesamt. Es ist völlig inakzeptabel, dass durch Einsparungen beim ORF zahlreiche Veranstaltungen und 58 Fachverbände nicht mehr die Möglichkeit haben, sich zu präsentieren und man gleichzeitig die Champions League zurückholen will. Wir werden alle Möglichkeiten einsetzen, um dies abzuwenden. Der Spitzen- und Breitensport ist ein Auftrag für das öffentlich-rechtliche Fernsehen, genauso wie Kultur“, so Vallon. Eine Resolution aller Sportverbände wird dazu vorbereitet, um auf breiter Front aktiv zu werden.

Infrastruktur-Offensive vor allem im Raum Wien nötig

Der Österreichische Leichtathletik-Verband hat im Frühjahr sein Leistungssportkonzept vorgestellt. In vielen Bereichen konnten wir Fortschritte verzeichnen, in verschiedenen Punkten stoßen wir aber aufgrund des geringen Stellenwerts des Sports in der Gesellschaft und in der Politik auf Grenzen. „Eine Verbesserung der Infrastruktur ist vor allem im Raum Wien dringend nötig. Man kann so viel Förderungen ausgeben wie man will. Ohne Infrastruktur schränken wir unsere Erfolgsmöglichkeiten ein“, weist Vallon auf die prekäre Situation bei Leichtathletik-Trainingsmöglichkeiten hin.

An mehreren Orten gab es im Jahr 2013 Verbesserungen: Kapfenberg, Graz-Eggenberg, Linz-Landessportfeld, Klagenfurt, Amstetten, St. Pölten und Lustenau. In Wien entsteht mit der Renovierung des Cricket-Platzes eine verbesserte Trainingsmöglichkeit, aber für die Durchführung von Staatsmeisterschaften oder kleineren internationalen Meetings fehlen weiterhin die Voraussetzungen, weil nur eine winzige, unüberdachte Tribüne vorhanden ist. Dazu ist das Hallentraining im Dusika-Stadion an Sonntagen weiterhin unmöglich. In Linz steht die Tips-Arena oft wochenlang überhaupt nicht für den Sport zur Verfügung: Im November gibt es vier Öffnungstage, im Dezember 14, im Jänner 22, im Februar 23 Tage. Zum Vergleich bestehen in Schweden 24 verfügbare Leichtathletik-Trainingshallen, allein in Estlands Hauptstadt Tallinn gibt es drei professionelle Indoor-Anlagen.

Trainer-Offensive

Wie im ÖLV-Leistungssportkonzept bereits vorgelegt, sind mehr hauptberufliche Trainer eine wesentliche Voraussetzung, um Leistungen zu ermöglichen. Derzeit sind in Österreich nur fünf Vollzeit-Leichtathletiktrainer tätig, die sich zur Gänze ihren Sportlern widmen können und nur wenige administrative Aufgaben zu erfüllen haben. Um bei Großereignissen erfolgreicher zu sein, müssen weitere hauptberufliche Trainer folgen.

Rahmenbedingungen und Institutionen

Mit der Neuwahl des BSO-Präsidiums und dem designierten Präsidenten Herbert Kocher am 15. November steht ein Paradigmenwechsel bevor. „Eine klare Orientierung für mehr Service im Sport und eine stärkere Interessensvertretung der Fachverbände ist die Hauptstoßrichtung“, so Ralph Vallon, der dem neuen BSO-Präsidium angehören wird und auch einer von elf Mitgliedern der Bundes-Sportkonferenz ist. Durch das neue Bundes-Sportfördergesetz stehen den 59 Fachverbänden insgesamt 3 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung. „Diese Mittel müssen klug verteilt werden“, betont Vallon. Die Bundes-Sportkonferenz als Leitungs- und Kontrollgremium trifft gerade die Vorkehrungen für den Start des neuen Bundes-Sportförderungsfonds mit 1.1.2014 und wird voraussichtlich Mitte November eine Entscheidung über die Geschäftsführerposition treffen.

Leichtathletik Europameisterschaften 2014 als wichtiges Ziel

Sportlich gehen viele Vorbereitungen bereits in Richtung der Olympischen Spiele 2016, auch durch die Individualförderung „Rio 2016“ mit Koordinator Peter Schröcksnadel. „Hier haben wir einen erfahrenen Profi am Werk. Ich halte viel von dieser Initiative, die Minister Gerald Klug ermöglicht hat“, so Vallon. Für die Leichtathleten Beate Schrott, Andreas Vojta, Gerhard Mayer, Ivona Dadic und Lukas Weißhaidinger stehen bereits im Jahr 2013 als Zusatzförderung insgesamt 125.000 Euro zur Verfügung. „Das Ziel ist es, auf allen Ebenen international besser zu werden. Wir blicken zuerst auf die Leichtathletik-Europameisterschaften 2014 in Zürich. Das ist unser Maßstab, bei dem wir bestehen wollen. Auch hier zeigt sich die Bedeutung des Fernsehens. Heuer hat der ORF auch durch Einsatz des ÖLV in den Verhandlungen mit der IAAF erstmals seit 17 Jahren die Leichtathletik Weltmeisterschaften live gezeigt und dadurch wichtige Impulse gesetzt. Es wäre schlecht, wenn die Europameisterschaften durch Einsparungen nicht übertragen werden können und diese Ansätze wieder verpuffen“, so Vallon. „Die Sportverbände sind initiativ und bereit für Höchstleistungen. Nun liegt es an der Politik, dem Sport durch Investitionen in den angeführten Bereichen einen höheren Stellenwert zu geben.“

 

ÖLV | 29.10.2013

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