Bericht von der Hochsprung-Klinik in Rif

v.l.n.r. Roland Gusenbauer, Wolfgang Killing, Roland WerthnerIn der Zeit vom 5.-7. April 2013 fand am Universitätssportzentrum Rif bei Salzburg eine erstklassige ÖLV Trainerfortbildung  für den Hochsprung Leistungsbereich statt.

Der Hochsprung, im Speziellen der Damenhochsprung, hat ja große Tradition in Österreich, hatten wir mit Ilona Gusenbauer Anfang der 1970iger eine Weltrekordlerin, 1993 mit Sigrid Kirchmann eine WM-Bronzemedaillengewinnern und 1997 mit Linda Horvath eine Junioren Europameisterin. Letztere gewann 1999 noch eine U23 EM Bronzemedaille! In den letzten Jahren stellten wir mit Marina Schneider, Lisa Egarter, Katharina Mayer im Nachwuchs und Monika Gollner zuletzt in Helsiniki 2012 Teilnehmerinnen an internationalen Meisterschaften! Leider liegt dagegen der Männer Hochsprung am Boden, kaum 2m Springer und kein internationaler Teilnehmer seit vielen Jahren sollen der Beweis dafür sein.

Grund genug nun nach dem großen Weitsprungseminar 2011 den Hochsprung in Form einer „Hochsprungklinik“ 3 Tage lang in den Fokus zu stellen!

ÖLV Teamleiter Christian Röhrling konnte ein hochklassiges Referenten-Team den mehr als 20 TrainerInnen in Rif präsentieren. Mit dem international anerkannten Hochsprung-Experten und aktuell Direktor der DLV Trainerschule Wolfgang Killing an der Spitze und den beiden ÖLV Hochsprungexperten Roland Gusenbauer und Dr. Roland Werthner war ein geballtes Expertentrio vor Ort, die der interessierten Trainerschaft  an den 4 Halbtagen ein breites Spektrum der Hochsprungmaterie am Weg nach oben vermittelte!

Roland Werthner vor der TeilnehmergruppeFür die drei Praxiseinheiten versammelten sich bis auf Monika Gollner die derzeit besten ÖLV HochspringerInnen. U.a. die aktuellen ÖLV Staatsmeister bei den Männern Manuel Leitner und Josip Kopic sowie die Damen-Hallenmeisterin Ekaterina Kuntsevich, aber auch ÖLV Nachwuchsmeister und U18 WM Hoffnungen Idia Ohenhen und Simon Asare arbeiteten unter fachlichen Anleitung der Experten an deren koordinativen und technischen Voraussetzungen sowie an deren optimierten Bewegungsvorstellung!

Komplexe Anforderungen am Weg in die Spitze anschaulich aufbereitet

Wolfgang Killing, selbst 2,28m Springer in den 1970iger Jahren, Olympiateilnehmer 1976, jahrelang DLV Bundestrainer und seit einigen Jahren nun Leiter der DLV Trainerschule, anerkannter Buchautor und eine Leichtathletik-Trainerpersönlichkeit widmete sich mit Hingabe und Leidenschaft den an Ihn gestellten Themen. Geduldig widmete er sich auch überlegt den Fragestellungen der Trainer und lauschte selbst aufmerksam den Vorträgen seiner beiden Co-Referenten!

In den insgesamt knapp 18 Stunden (!) Programminhalten widmete man sich intensiv vielen Themenbereichen, die von Roland Gusenbauers Meisterlehre, Roland Werthners koordinatives Ausbildungskonzept über Hochsprung-Basics weiterführend den Planungsaspekten samt einer Gruppenarbeit um vor allem dem Weg nach oben klarer und geh barer machen zu können. So thematisierte man u.a. folgende Themen:

  • Technikanforderungen am Weg nach oben
  • Biomechanische Anforderungen und Notwendigkeiten im Hochsprung
  • Typenabhängige Kraft- und Gewichtsthematik bzw. -problematik im Sprung
  • Trainingsplanung im Sprung
  • Bausteine einer langfristigen Hochsprungentwicklung
  • Technikanalyse im Spitzenbereich („Keypoints“ im Hochsprung)
  • Sprungkraftentwicklung
  • Vergleichende Karriereverläufe von Ilona Gusenbauer, Monika Gollner und Katarina Kuntsevich
  • Koordinatives Sprung- und Technikübungen

Hochsprung in Theorie und PraxisZiele und Summary

Hauptreferent Wolfgang Killing ließ uns an seinem Wissen, seinen Erfahrungen teilhaben und sprach offen über seine langjährigen Erfahrungen als Hochsprungtrainer und Trainingswissenschafter in diesem Bereich. Mit beeindruckender Geduld und profundem Wissen referierte der DLV Trainerexperte stundenlang und stellte sich auch allen Fragen der Trainerschaft. Seine wichtigsten Botschaften waren u.a.

  • Das Training sollte im Nachwuchs stets ein Voraussetzungstraining sein und am Weg nach oben stets Anpassungsreserven haben.
  • Der Hürdenlauf ist in der Nachwuchsausbildung auch für Hochspringer eine zentrale Disziplin
  • Wir müssen stets die Balance zwischen Training und Wettkampf sehen und halten
  • Die juvenile Leistung ist als kritischer Talentfaktor zu sehen
  • Wir müssen in all dein Jahren des Trainings eine hohe Belastungsverträglichkeit erarbeiten und dabei „fitbleiben“
  • Der gesamte Körper sollte nach dem Absprung der Bahn des Körperschwerpunktes folgen
  • Wir müssen den Stellenwert des Krafttrainings (und –technikausbildung) schon von Jugendalter an sehen und systematisch erarbeiten. Am Ende sollten im Spitzenbereich 3-5 Einheiten an Krafttraining / Woche stehen. Roland Gusenbauer unterstrich dieses Faktum mit der Erfahrung aus Ilona Gusenbauers Training, die 2/3 ihres Trainings der Kraft widmete
  • Insbesondere die Entwicklung auch der Rumpfkraft und Mittelkörperspannung muss kontinuierlich gesehen werden
  • Durch Variation im Training sollten neue Kapazitäten geschaffen werden

Das Referententrio schaffte es ein weites Spektrum an Möglichkeiten und Inhalten aufzuzeigen und gleichzeitig für kritische Aspekte im Trainingsprozess zu sensibilisieren.

Man kann nicht ein Ausbildungskonzept über alle anlegen, gerade die individuelle Voraussetzung sind ein leistungsentscheidendes Parameter, das richtig erkannt und eingeschätzt werden sollte. Werden individuell optimale Zeitpunkte in der Entwicklung beachtet und können wir mit Gefühl und Geduld, Fachwissen und Gespür unsere Athletenschaft motivieren nun inspirieren, dann kann die Leichtathletik im Allgemeinen profitieren und der Hochsprung im Speziellen!

gefördert durch

Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport

ÖLV | 09.04.2013

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