Olympische Spiele: Gerhard Mayer und der große Wurf - Vorschau

Am Montag, 6. August will Gerhard Mayer im Londoner Olympiastadion einen großen Wurf rauslassen. 41 Werfer sind für die Qualifikation gemeldet. Jeder hat drei Versuche. Die besten zwölf steigen ins Finale auf. So einfach dieser Modus klingt, so schwierig ist die Aufgabe für Mayer, sein großes Ziel vom Endkampf zu erreichen. In der Meldeliste liegt er mit seiner Saisonbestleistung von 63,33 Meter an 38. Stelle. Für die Finalqualifikation müsste er also 26 Werfer hinter sich lassen, die heuer zum Teil deutlich weiter geworfen haben als er: „Da will ich eigentlich gar nicht daran denken, dass es so viele sind! Es wird jedenfalls nicht leicht. Ich werde die anderen werfen lassen und mache das Meine. Ich freue mich schon riesig. Es ist super, dass das Stadion auch am Vormittag immer ausverkauft ist. Das war in Peking nicht so.“ Beginnzeit für Mayer ist um 12:25 Uhr MESZ in der zweiten Qualifikationsgruppe.

EM-Finale gibt Selbstvertrauen
Bei der EM in Helsinki hat Gerhard Mayer Ende Juni ordentlich Selbstvertrauen getankt. Mit dem Einzug ins Finale und dem achten Platz hat sich der SVS-Athlet hervorragende in Szene gesetzt. „Ich will auch in London ins Finale“, sagt er. Der Großteil der Konkurrenz war auch in Helsinki vertreten. Damit hat der 32-jährige Niederösterreicher seine Anwartschaft auf eine Finalteilnahme unterstrichen. Der Kampf wird jedenfalls eine enge Angelegenheit. Falls er nicht ohnehin selbst im Endkampf geworfen hat, war der Universiade-Sieger von 2007 und WM-Achte von Berlin 2009 bei großen Meisterschaften niemals weiter als 1,21 Meter vom Finale entfernt. Was die Konkurrenz stark beeinflussen könnte, ist das wechselhafte Wetter. „Mir macht Regen im Wettkampf nichts aus, im Gegenteil. Aber wenn es einen kurzen Schauer gibt, dann kann eine Gruppe total unterschiedliche Bedingungen im Vergleich zur anderen haben.“ Nach der Ankunft am Samstagnachmittag wird Mayer in London nur mehr kurz trainieren. Ansonsten stehen massieren, auflockern und ausreichend schlafen am Programm – „das ist bei der Anspannung gar nicht so leicht!“

Regenwetter und Physio-Unterstützung
Zwei Bereiche wurden in der Olympiavorbereitung stärker forciert als sonst. Zum einen die Beschäftigung mit Werfen bei Regen. Zum anderen die Unterstützung durch gezielte Physiotherapie. Trainer Gregor Högler: "Bei allen wichtigen Wurftrainings der letzten Wochen war immer ein Physiotherapeut am Platz. Er kann die Gelenke und die Hüfte wieder frei machen. Das ist ein Riesenunterschied. Auf diese Weise geht Gerhard nach dem Werfen nicht mit Schmerzen vom Platz. Bei Wettkämpfen kann man an den Bewegungen der Werfer genau erkennen, wer vorher beim Physio war und wer nicht. Hier liegt viel Potenzial. Das müssen wir immer wissen: Leistung kann man nur im Team produzieren!“

„Weiß, was auf mich zukommt“
Als einziger österreichischer Leichtathlet in London außer Günther Weidlinger hat Gerhard Mayer bereits Olympiaerfahrung: „Ich weiß nun schon besser, was auf mich zukommt.“ In Peking 2008 holte er mit 61,32 Meter in der Qualifikation den 18. Platz. „Er lebt für den Sport, ist ehrgeizig, fokussiert und weiß genau, was er will“, lobt Högler die Einstellung seines Athleten. Während die meisten Werfer in London stärkere Bestweiten als die 65,24 Meter von Mayer aufweisen, schafft es der WM-Achte von Berlin 2009 immer wieder, genau zum richtigen Zeitpunkt seine Topleistung abzurufen. Darin liegt seine Chance, den Traum vom Olympiafinale wahrzumachen.

Doppelweltmeister Harting als Goldfavorit
Im Kampf um den Sieg führt wohl kein Weg am deutschen Doppelweltmeister Robert Harting vorbei. Mit 70,66 Meter führt er die Weltjahresbestenliste an. Auch bei der EM in Helsinki hat er jüngst triumphiert. Titelverteidiger Gerd Kanter aus Estland darf man mittendrin im Medaillenkampf erwarten. Ob er Harting überflügeln kann? Dazu hat Old-Star Virgilius Alekna (Litauen) mit 40 Jahren zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder über 70m weit geworfen.

Bilder: GEPA pictures

Andreas Maier | 04.08.2012

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