Olympische Spiele: Ivona Dadic im Siebenkampf der Premieren - Vorschau

Wenn am Freitag, 3. August die Leichtathletikbewerbe der Olympischen Spiele von London beginnen, ist Ivona Dadic eine der ersten Athletinnen in den Startblöcken. Die 18-jährige Welserin, deren Eltern aus Kroatien stammen, bestreitet zwei Tage lang den Siebenkampf und eröffnet um 11:05 Uhr (MESZ) mit dem Sprint über 100m Hürden ihren Bewerb. Mehrere Premieren gehen damit in Szene. Dadic ist die jüngste österreichische Leichtathletin bei Olympischen Spielen seit über 60 Jahren. Zum ersten Mal seit Liese Prokop, die in Mexico 1968 Olympiasilber im Fünfkampf gewonnen hat und auch 1972 in München am Start war, ist mit „Ivi“ wieder eine österreichische Mehrkämpferin bei Olympischen Spielen vertreten. Sie ist die erste Österreicherin im Siebenkampf überhaupt, seit dieser Bewerb 1984 erstmals ins olympische Programm gekommen ist und den Fünfkampf abgelöst hat.

Sensation ist bereits perfekt: „Ich gebe mein Bestes!“
„Ich freue mich sehr darauf, kann nichts gewinnen und nichts verlieren. Wenn möglich, möchte ich an meine Bestleistung herankommen. Ich gebe mein Bestes, dann sieht man, was rauskommt“, sagt Dadic. Die Sensation hat die Athletin des PSV Hornbach Wels schon vor den Olympischen Spielen perfekt gemacht. Ihre Qualifikation mit österreichischem Siebenkampf-Rekord von 5959 Punkten in Götzis war die Überraschung der Saison. „Das werde ich nie vergessen, als ich im 800m-Lauf ins Ziel gelaufen bin und das Limit geschafft habe“, strahlt sie. Die Tage und Wochen nach dem Durchbruch von Götzis brachten ihr viel Publicity und Bekanntheit: „Das ist ein cool, ein schöner Ansporn für mich.“

Erfolgsrezept: Nicht ablenken lassen, locker bleiben
Im Anlauf zu den Olympischen Spielen hat sich bei ihr eine Muskelverhärtung im Oberschenkel bemerkbar gemacht. Bei der U20-WM in Barcelona Anfang Juli musste sie daher nach fünf Disziplinen abbrechen. Eine Untersuchung bei ÖLV- und Olympiaarzt Dr. Alfred Engel ergab jedoch grünes Licht für London. Ruhe und Therapien haben geholfen. Seit 23. Juli trainiert sie wieder normal. „Sie kann in London einen guten Mehrkampf machen. Das heißt für mich zwischen 5700 Punkten bis hinauf zu ihrer Bestleistung oder darüber“, so ihr Trainer Wolfgang Adler. Ihre stärksten Disziplinen sind der Weitsprung, die 200m und die 800m: „Hier steht sie mitten in der Weltklasse“, so Adler. Über 100m Hürden und im Kugelstoß hat sie Anschluss an die Besten. Im Speerwurf wurde an kleinen Umstellungen gearbeitet. Mit ihrer Bestleistung von 5959 Punkten steht sie im Ranking der 39 Teilnehmerinnen des Olympiasiebenkampfs an 36. Stelle. „Man muss realistisch bleiben“, kommentiert Dadic. Ihr Erfolgsrezept für London: „Ich will es so machen wie in Götzis, mich nicht ablenken lassen und die Erwartungen nicht zu hoch setzen. Jedes Mal, wenn ein Wettkampf von mir locker war, dann war er gut.“

Anflug mit Hindernissen
Die Anreise nach London am vergangenen Sonntag hat länger als ein Wettkampftag im Stadion gedauert. Wegen eines Gewitters musste das Flugzeug umkehren. Erst nach 13 Stunden sind Dadic und Adler im Olympischen Dorf angekommen, um halb ein Uhr nachts: „Es war schon recht zach …“ ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber hat sie zu später Stunde empfangen („Das war super!“) und zu den Appartments gebracht, die ganz oben im Block C3 im Haus D ganz oben in der Nachbarschaft zu Griechenland und Syrien angesiedelt sind.

Training mit Blick aufs Olympiastadion
Mit einigen Trainings im zehn Minuten vom Olympischen Dorf entfernten Warm-Up Track stimmte sie sich mit Blick aufs Olympiastadion auf den Wettkampf ein: „Am Montag standen nur Gymnastik und lockere Koordinationsläufe auf dem Programm, am Dienstag Hochsprung mit Schwerpunkt Anlauf sowie Kugelstoß. In beiden Disziplinen hatte ich ein recht gutes Gefühl. Am Mittwoch ist Pause und am Donnerstag wettkampfspezifisches Aufwärmen mit Hürden. Ich versuche schon jetzt den Rhythmus der Wettkampftage zu leben. Dh. um acht Uhr Frühstück (am Wettkampftag wird‘s ein wenig früher sein) und zum Wettkampfbeginn um 11 das Training zu machen.“

„Alles ist zehnmal so groß hier!“
International hat Dadic bereits einige Erfahrungen gesammelt. Bei der U18-WM und der U20-EM erreichte sie jeweils den zehnten Platz. Die Premiere der Olympischen Jugendspiele in Singapur 2010 feierte sie mit dem sechsten Rang im Weitsprung. Dass es von den Youth Olympics zu den Spielen der Erwachsenen so schnell gehen kann, hat aber praktisch niemand erwartet. „Im Vergleich zu Singapur ist alles zehnmal so groß hier!“, vergleicht sie. „Die Atmosphäre im Dorf ist entspannt konzentriert. Alle sind extrem freundlich. Es ist toll hier, den besten Sportlern der Welt zu begegnen. London kenne ich nur vom Transfer, die Tower Bridge bei Nacht hat dabei den grüßten Eindruck auf mich gemacht. In der Stadt war ich noch nicht, ich bin ja hier um einen Wettkampf zu machen.“

Bringt Jessica Ennis die Briten zum Jubeln?
An der Spitze geht mit Jessica Ennis eine Athletin aus dem Veranstalterland in den Bewerb, die vor eigenem Publikum für Furore sorgen könnte und ein Garant für Spitzenatmosphäre über den ganzen Siebenkampf hinweg ist. Die Weltmeisterin von 2009 hat sich heuer in Götzis mit dem Sieg und der nationalen Rekordleistung von 6906 Punkten zur Top-Favoritin auf Olympiagold gemacht. Titelverteidigerin Nataliya Dobrynska aus der Ukraine und die Russin Tatyana Chernova, Olympia-Dritte in Peking und Weltmeisterin 2011 in Daegu, zählen zu den stärksten Konkurrentinnen.


Olympische Spiele London 2012 – Siebenkampf

Freitag, 3. August (MESZ)
11:05 Uhr 100 Meter Hürden (1. von 5 Läufen)
12:15 Uhr Hochsprung
20:00 Uhr Kugelstoß
22:09 Uhr 200 Meter (4. von 5 Läufen)

Samstag, 4. August (MESZ)
11:05 Uhr Weitsprung
12:40 oder 13:55 Uhr Speerwurf
21:35 Uhr 800 Meter


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Fotos: GEPA pictures / privat

 

Andreas Maier | 01.08.2012

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