Olympische Spiele: Andreas Vojta ganz in Rot-Weiß-Rot im 1500m Vorlauf

Am Freitag, 3. August, 21:25 Uhr MESZ wird der Olympiatraum von Andreas Vojta Wirklichkeit. Der 23-Jährige aus Gerasdorf bei Wien startet im Vorlauf über 1500 Meter bei seinen ersten Olympischen Spielen. Er will dort alles daran setzen, ins Semifinale aufzusteigen. In Österreichs Olympiageschichte hat dies bei den Männern in dieser Disziplin in den letzten 110 Jahren lediglich Robert Nemeth 1980 in Moskau geschafft.

Eröffnung im Olympiastadion: „Es war einfach überwältigend!“
Als einziger österreichischer Leichtathlet marschierte Vojta mit dem ÖOC-Team bei der Eröffnungsfeier am 27. Juli ins Stadion ein. „Die Entscheidung, bereits eine Woche vorher anzureisen, hat sich voll bezahlt gemacht. Die Eröffnungszeremonie war ein einzigartiges Erlebnis mit toller Atmosphäre, davon wird man auch noch in 40 Jahren erzählen können. Der Moment des Einmarsches war einfach überwältigend. Da wusste ich, warum ich mich mehrere Jahre mit hartem Training auf diese Olympischen Spiele vorbereitet habe. Es war unbeschreiblich, als Team das Stadion zu betreten, in dem knapp 70.000 Leute auf einen warten“, schildert er die bewegenden Momente. „Ich denke aber, das war nur ein kleiner Vorgeschmack auf mein Rennen am Freitag...“

Frisch und motiviert
Nicht nur der Schwung von der Eröffnungsfeier und die patriotische rot-weiß-rote Frisur, die sich Vojta vor dem Abflug zugelegt hat sollen ihn im Rennen möglichst nach vorne bringen. Dem großen Highlight Olympia hat der zweifache EM-Finalist mit Trainer Willy Lilge im letzten Jahr alles untergeordnet. Die Arbeit an der Ausdauer wurde groß geschrieben. „Wir haben die Zügel möglichst lange zurückgehalten, haben keine Hallensaison gemacht, sind nicht von Meeting zu Meeting getingelt“, so Lilge. Damit soll Vojta frisch und voll motiviert in London am 3. August am Start stehen. Bei der Europameisterschaft Ende Juni in Helsinki hat er gezeigt, dass die Verfassung stimmt, auch wenn er im Finale taktisch suboptimal gelaufen ist und in einen Sturz verwickelt war: „In London will ich in der Topform des Jahres sein. Mein Ziel ist das Semifinale und ich bin guter Dinge, dass es machbar ist.“

„Kann fast nur überraschen“
„Ich weiß nicht, wie viele hundert Mal ich im Kopf schon im Olympiastadion gelaufen“, sagt der Athlet vom Verein team2012.at, der auch ein vierwöchiges Höhentrainingslager in St. Moritz in den Beinen hat. Sicher ist, dass Vojta bestens vorbereitet anreist: „Auch nach der EM ist das Training gut gelaufen.“ Taktik wird eine wichtige Rolle spielen, auch Favoriten sind schon in Vorläufen gescheitert. Im Ranking nach Saisonbestleistungen liegt Vojta mit 3:38,09 Minuten an 37. Stelle des 48-köpfigen Feldes. Für den Semifinaleinzug müsste er also mehrere zum Teil deutlich schnellere Läufer hinter sich lassen. „Die Entry List entspricht dem, was man sowieso schon lange gewusst hat. Ich bin laut Papierform klarerweise weder Medaillen- noch Finalkandidat. Das Überstehen der Vorrunde bleibt weiterhin das große Ziel. Insgesamt bin ich in der dankbaren Position, fast nur überraschen zu können. Und mit Startlisten und solchen Dingen setzt man sich als Athlet sowieso besser nicht zu viel auseinander, ich konzentriere mich lieber auf meine Leistung.“

Laktatkanäle sind durchgeputzt
Die Trainingsbedingungen in London waren in der vergangenen Woche sehr gut. Hitze ist ja in Großbritannien derzeit kein Thema: „Meine Trainings hier sind alle nach Plan verlaufen. Am Samstagnachmittag hatte ich sozusagen mein "Abschlusstraining" mit 6x400m in gesteigertem Tempo bis 52 Sekunden.“ Am Montag war Vojta nochmals auf der Warm-Up Bahn neben dem Olympiastadion, zwei Serien mit kurzen Tempoläufen von 100-300m im Wettkampftempo oder eine Spur schneller standen am Programm: „Das dient dazu, den Tonus etwas anzuheben und die Laktatkanäle noch etwas durchzuputzen, um ein Gefühl für das bevorstehende Rennen zu bekommen“, erklärt er.

Morgenjog und spätes Mittagessen
Mit den Wegen zum Aufwärmstadion, zum ersten Stellplatz und zum Hauptstadion hat er sich bei den Trainings bestens vertraut gemacht. Das Programm für den Wettkampftag: „Gut ausschlafen, dann aus dem Bett direkt in die Laufschuhe zu einem kleinen Auflockerungsjog am Morgen. Mit hungrigem Magen geht‘s dann zum Frühstück. Das Mittagessen folgt am frühen Nachmittag, damit nicht zu viel Abstand zu meinem Rennen ist. Die letzten Stunden vor dem "Aufbruch" werde ich dann im Zimmer relaxen, bis es vermutlich zwischen 17 und 18 Uhr Richtung Stadion geht.“

Entscheidende Qualitäten
„Entscheidend ist, dass er zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Position im Feld ist und trotz der hohen Anspannung das Feld „lesen“ kann, also spürt, wann die Attacke kommt und den entscheidenden Augenblick nicht verpasst“, erwartet Trainer Willy Lilge. Eine solide Ausdauerbasis und gute Unterdistanzleistungen sprechen für ihn. 400m ist Vojta letztes Jahr in 48,81 Sekunden gelaufen, die 800m heuer in 1:47,28 Minuten. Mit diesen Fähigkeiten kann er immer wieder Läufer mit stärkeren 1500m-Bestzeiten schlagen. Lilge, der Vojta seit Jugend an als Trainer begleitet hat: „Er kann sich absolut auf die wichtigen Dinge fokussieren und alles ausblenden, was seiner Leistung abträglich sein könnte. Ihn kann (fast) nichts aus der Ruhe bringen, er vergeudet keine Energie für Dinge, die sich nicht ändern lassen. Es gibt kein Jammern und Ausreden-Suchen bei ihm.“

Kenia über alles
Die großen Medaillenfavoriten kommen allesamt aus Kenia. Asbel Kiprop, Olympiasieger von Peking 2008, führt mit überragenden 3:28,88 Minuten die Weltjahresbestenliste an und könnte etwas schaffen, was bisher nur London-OK-Chef Sebastian Coe gelungen ist, nämlich zweimal Olympisches Gold über 1500m in Folge zu gewinnen. Seine Landsleute Silas Kiplagat and Nixon Chebseba sind die stärksten Herausforderer. Nick Willis aus Neuseeland, die Vertreter von Marokko und Äthiopien oder der Türke Ilham Tanui Özbilen (der allerdings aus Kenia stammt) könnten ein rein kenianisches Podium verhindern.

STARTLISTEN 1500m
Andreas Vojta startet im dritten von drei Vorläufen um 21:25 Uhr MESZ.
Die ersten sechs jedes Laufes plus sechs weitere Zeitschnellste steigen ins Semifinale der Top-24 auf.


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Fotos: GEPA pictures / privat

 

 

Andreas Maier | 01.08.2012

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