EM-Helsinki, 1. Tag: Auftakt für ÖLV-Athleten - Zehnkampfbeginn, Gollner-Comeback, Palitsch & Rapatz über 800m

Zehnkämpfer Dominik Distelberger (UVB Purgstall) liegt nach dem ersten Wettkampftag mit 3892 Punkten an 19. Stelle des Zwischenklassements. Der mit 22 Jahren jüngste Athlet im österreichischen EM-Team ist mit 10,80 Sekunden (Wind -0,3) über 100 Meter sehr gut in den Bewerb gestartet. Er siegte in seinem Heat und erzielte mit persönlicher Saisonbestleistung insgesamt die zweitbeste Marke des Feldes. Beim hypo Mehrkampfmeeting in Götzis war er Ende Mai, noch von einem Bänderriss im Knöchel beeinträchtigt, 10,99 gelaufen.

Danach lief es nicht mehr so wie gewünscht. Im Weitsprung kam er bei schwierigen Windbedingungen auf 7,14 Meter und damit immerhin geringfügig weiter als heuer in Götzis. Im Kugelstoß, einer seiner schwächsten Disziplinen, blieb er mit 11,22 Meter unter seinen bereits im Training gezeigten Leistungen. Im Hochsprung schaffte er 1,88 Meter – ebenfalls weniger als bei seinen besten Mehrkämpfen. Als Sieger seines 400m-Laufes zeigte er mit 48,52 Sekunden wieder auf und erreichte insgesamt die viertbeste Zeit des Feldes.

Zehnkampf Dominik Distelberger | 1. Tag
100m 10,80sec (-0,3) | 906 Punkte
Weitsprung 7,14m (-1,3) | 847 P.
Kugelstoß 11,22m | 559 P.
Hochsprung 1,88m | 696 P.
400m 48,52sec (SB) | 884 P.
Gesamt: 19. Platz - 3892 Punkte

In Führung liegt der Ukrainer Oleksiy Kasyanov mit 4352 Zählern vor dem Deutschen Pascal Behrenbruch (4291) und dem Serben Mihail Dudas (4193). Dahinter kämpft der langjährige Weltrekordler Roman Sebrle mit seinem jungen tschechischen Landsmann Adam Helcelet um die Olympiateilnahme. Der Routinier ist mit 4129 Punkten an sechster Stelle, der Newcomer hat zur Halbzeit zwei Punkte mehr ….

Die Comebackstory von Monika Gollner
Monika Gollner (KLC) überquerte im Hochsprung bei ihrer ersten EM seit 14 Jahren (!) die Höhe von 1,78 Meter. Die Träume von einer Leistung in Richtung von 1,90 Meter konnte sie leider nicht wahr machen. Dass die 37-jährige Mitarbeiterin im ÖLV-Büro mit ihrer EM-Teilnahme eine außergewöhnliche Comeback-Story schaffte, wie es nur das Leben schreiben kann, bleibt davon unberührt. Zuletzt ist sie bei der EM 1998 in Budapest bei einem vergleichbaren Wettkampf angetreten: „Es war eine unglaublich schöne Sache, wieder dabei zu sein, einfach genial“, sagte sie. Nach einem souveränen Einstieg über 1,73 Meter meisterte sie 1,78 Meter im zweiten Anlauf. Die Schmerzen einer Knochenhautentzündung am Sprunggelenk, die sie seit Wochen plagen, wurden durch eine Injektion in der Früh ruhig gestellt. Beim Einspringen lief alles problemlos, allerdings meldeten sich ab dem ersten Versuch über 1,83 Meter die Probleme am Sprungfuß wieder: „Ich bin schnell angelaufen, das ist dann richtig eingefahren. Der Schmerz strahlt in den ganzen Unterschenkel aus.“ Ungeachtet dessen steigerte sie sich bei den beiden verbleibenden Versuchen über 1,83 Meter – beim letzten hat nicht viel gefehlt. „Ich habe alles reingelegt. 1,78 bin ich fast immer gesprungen, da wollte ich schon mehr. 1,83 hätten besser ausgesehen. Aber es war trotzdem phantastisch, hier zu springen.“ Ob sie jetzt noch einen Versuch zur Olympiaqualifikation und das Limit von 1,92 Meter unternimmt, hängt vom Zustand des Gelenks ab. Für Samstag, 7. Juli hat sie in Bratislava jedenfalls ihren Start angemeldet – beim Meeting „Olympic Hopes 2012“.

Riesenprobleme, jetzt mit Spaß und Selbstbewusstsein
Monika Gollner hatte nach vielversprechenden Erfolgen als junge Sportlerin 1999 ihre Wettkampfkarriere abgebrochen. Zu groß waren die Belastungen in ihrem damaligen Umfeld: „Ich hatte Riesenprobleme mit einer Essstörung und hab das Training nicht mehr gepackt, körperlich und psychisch. Damals hat es geheißen: ‚Ein Kilo weniger bringt drei Zentimeter Höhe‘. Also wollte ich unbedingt abnehmen. Zuerst hab ich nur mehr Salat gegessen, dann gar nichts mehr. Man rutscht unbemerkt rein und merkt nicht, dass man ein Riesenproblem hat.“ Acht Jahre lang hat sie danach gar keinen Sport gemacht.

„Roland Gusenbauer hat mich dann immer wieder gefragt, ob ich nicht wieder springen möchte. Beim ersten Training war ich schockiert. Ich konnte nicht einmal eine Turnsaalrunde laufen, so schwach war meine Kondition!“ Die Lust zum Springen ist aber wieder gekommen, und verlernt hat sie es auch nicht. „Jetzt bin ich psychisch stark und selbstbewusst. Für junge Sportler, gerade Mädchen, kann das aber extrem schwer sein, mit den Leistungsanforderungen und dem eigenen Körper umzugehen.“ Was jetzt zählt: „Sport ist einfach wunderschön. Ich mache es, weil ich das Springen liebe.“

800m-Läufer ohne Glück: Pallitsch und Rapatz ausgeschieden
In den 800m-Vorläufen schafften Raphael Pallitsch (Laufimpuls Oggau) und Andreas Rapatz (VST Laas) leider nicht den Sprung ins Semifinale. Pallitsch zeigte in 1:48,84 Minuten ein kämpferisches Rennen und kam in seinem Heat auf den sechsten Platz, insgesamt Rang 28. Im Ziel musste er eine blutende Wunde am rechten Schienbein verarzten lassen, die von den Spikes eines Konkurrenten stammte: „Die Wunde spüre ich nicht, das gehört dazu“, sagte er. Die Aktion hat ihm dennoch ein besseres Ergebnis gekostet: „Bei 500 Metern wollte ich rausschneiden und habe zum Überholen angesetzt. Da ist der Läufer vor mir plötzlich langsamer geworden und ich bin auf ihn aufgelaufen. Das hat mich fast zum Stehen gebracht. Dieser Rhythmuswechsel bei hohem Tempo tut weh. Ich hätte das Rennen nicht gewonnen, so realistisch muss man sein, aber der Aufstieg wäre drin gewesen“, so der 22-jährige Burgenländer. Dafür wäre der vierte Platz in seinem Vorlauf nötig gewesen, den der Spanier Kevin Lopez in 1:48,46 Minuten geholt hatte. „Vielleicht brauche ich mehr Mut und mehr Erfahrung, um mich weiter vorne einzuordnen. Aber viel schneller kann ich so ein Rennen nicht anlaufen. Das geht, wenn ich ein Niveau habe, um 1:45 zu laufen.“

Eindeutiger war die Sache bei Andreas Rapatz. Der in Niederösterreich lebende Kärntner trabte in 1:51,79 Minuten als Siebter seines Vorlaufs, gesamt 34., ins Ziel. „Ich kann im Freien scheinbar nur 600 Meter weit laufen“, kommentierte er. Der Hallen-WM Semifinalist hielt sich zunächst gut an dritter Position. Eingangs der Schlussrunde war er auf Rang sechs zurückgefallen. „Ich war völlig blau, aber richtig erklären kann ich es mir nicht. Von 500 auf 600 Meter habe ich bei einer Tempoverschärfung mein Pulver verschossen. Die anderen konnten ihre Geschwindigkeit halten, ich bin abgefallen“, so Rapatz offen.

ÖLV EM-Programm für Mittwoch, 27.06.2012
Gleich der erste Tag der Leichtathletik-Europameisterschaften in Helsinki wird zum Großeinsatztag für Österreichs Teilnehmer. Am Mittwoch, 27. Juni sind fünf von neun Athleten aus dem ÖLV-Team im traditionsreichen Olympiastadion von 1952 aktiv. 

08:34 Uhr Dominik Distelberger | 100m (4. Lauf) – Zehnkampf
09:15 Uhr Monika Gollner | Hochsprung – Qualifikation
09:35 Uhr Dominik Distelberger | Weitsprung – Zehnkampf
11:15 Uhr Dominik Distelberger | Kugelstoß – Zehnkampf
12:40 Uhr Dominik Distelberger | Hochsprung – Zehnkampf
14:18 Uhr Andreas Rapatz | 800m Vorlauf (2. Heat)
14:42 Uhr Raphael Pallitsch | 800m Vorlauf (5. Heat)
18:15 Uhr Dominik Distelberger | 400m (2. Lauf) – Zehnkampf
18:40 Uhr Brenton Rowe | 5000m – Finale

Zeiten in MESZ! Helsinki-Zeiten sind eine Stunde später.


Leichtathletik EM in Helsinki, 27. Juni bis 1. Juli 2012

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ÖLV | 27.06.2012

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