European Athletics CEO Conference in Neusiedl am See – Tag 3

Die paneuropäische Leichtathletik-Konferenz in Neusiedl am See war gekennzeichnet durch sehr gute Vorträge, die Vorstellung von Best Practice Modellen sowie perfekter Organisation durch die Gastgeber. Zum Abschluss stand eine interessante Podiumsdiskussion auf dem Programm.

Am Podium nahmen Hansjörg Wirz, Jean Gracia, Helmut Digel sowie Frank Lebert Platz, die Moderation wurde von Ungarns Leichtathletik-Generalsekretär Márton Gyulai übernommen.

Hansjörg Wirz, European Athletics PräsidentLaufsport als Turbo für Mitgliedsverbände

Hansjörg Wirz (SUI) wies in seinem Statement darauf hin, dass das Kerngeschäft der Nationalen Leichtathletik-Verbände nicht nur aus Spitzensport, sondern auch aus Breitensport bestünde, auch wenn das als zweite genannte Segment in vielen Ländern derzeit nur eine untergeordnete Rolle spiele. Die Best Practice Modelle aus Ländern wie Dänemark und den Niederlanden zeigen, dass ein Zuwachs an Mitgliedern und somit eine Stärkung der finanziellen Basis nur durch Angebote im Breitensport insbesondere im Hobby-Laufbereich möglich sind.

Helmut DigelDigel: "Die neuen Ideen sind oft alte."

IAAF-Council Mitglied und Sportsoziologe Helmut Digel (GER) brachte den Teilnehmer/innen die Ergebnisse seiner Befragung aller Mitgliedsverbände näher, die auch die Diversität widerspiegelte. Jahresetats von 14 Mio. Euro (Großbritannien) stehen andere mit nur 40.000 Euro wie zum Beispiel in Montenegro gegenüber. Seinen Statistiken nach haben 10 von 50 Nationalen Leichtathletik-Verbände Europas überhaupt keine Einnahmen über Mitgliedsbeiträge. Nur 50% verkaufen Tickets bei ihren nationalen Meisterschaften. In 27 Ländern gibt es außer den Meisterschaften keinerlei weitere Events. Nur 24 der 50 geben eigene Publikationen heraus.

Digel warnte eindringlich vor den neuen Ideen, die oft alte sind. "Es ist wichtig, nicht dieselben Fehler zu machen, wie sie in der Vergangenheit oft gemacht wurden". Neue Meisterschaften vor allem in der Allgemeinen Klasse, wie sie zum Beispiel der spanische Verband fordert (Halbmarathon-EM oder 10km Straßenlauf-EM sowie Jugend-EM) können seiner Meinung nach schnell zu einem "Overkill" führen. Eine Inflation an Meisterschaften, womöglich ohne TV-Präsenz, stellt eine Gefahr für jede Sportart dar. Probleme mit denen anderen Sportarten wie Schwimmen oder Handball bereits zu kämpfen haben.

Kids-Programme senken Drop-Out bei Jugendlichen nicht

hochkarätige Podiumsdiskussion zum Abschluss der KonferenzHelmut Digel forderte European Athletics und vor allem auch die nationalen Mitgliedsverbände auf, ihren Schwerpunkt nicht zu sehr auf die Kinder-Leichtathletik, nur weil sie einfach zu bedienen ist, zu legen: "Im Kinderbereich ist die Leichtathletik attraktiv und trotzdem reden und machen wir immer Kids-Programme, auch bei der IAAF". Seinen Erkenntnissen nach ist die Drop-Out-Rate bei Burschen im Alter von 14 Jahren und bei Mädchen im Alter von 13 Jahren am höchsten. "Hier verlieren wir fast 70% der Leichtathletik-Treibenden innerhalb von nur 2 Jahren und wir haben keine passenden Angebote", fügte er hinzu und forderte einen Schwerpunkt der Aktivitäten genau in diesem Bereich.

Verband versus Unternehmen

Die Teilnehmer am Podium diskutierten auch darüber, wie weit ein Nationaler Mitgliedsverband eine Organisation bzw. ein Unternehmen sein sollte. Es wurde unterstrichen, dass es weiterhin besonders wichtig ist, die Leichtathletik-Mitgliedsverbände als Non-Profit-Organisationen zu führen und somit die Legitimation für den Erhalt von öffentlichen Fördermitteln aufrecht zu erhalten. Jedoch sollte eine weitere Professionalisierung unter Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher Grundsätze in den Verbänden erfolgen. Das gute Zusammenspiel von Ehren- und Hauptamtlichkeit ist dabei besonders wichtig.

Österreich bewährt sich als Gastgeber

Die über 90 Teilnehmer/innen aus beinahe allen europäischen Ländern sowie Kanada, Jamaika und den USA erlebten drei intensive Konferenztage im Burgenland. Der Österreichische Leichtathletik-Verband bestand die Bewährungsprobe als Gastgeber mit Bravour, was von der Spitze des Europäischen Leichtathletik-Verbandes und den Teilnehmer/innen wohlwollend anerkannt wurde. Präsident Hansjörg Wirz bedankte sich bei ÖLV-Generalsekretär Helmut Baudis und seinem Team für die Gastfreundlichkeit und die hervorragende Organisation.

Hannes Gruber und Raymund Sommer (LUX)   Anna Kirnova (SVK) und Hannes Gruber   Christian Milz und Hansjörg Wirz, European Athletics
ÖLV-Sportdirektor Gruber im Gespräch mit dem luxemburgischen Generalsekretär Raymond Sommer  (Bild links) und mit der Generalsekretärin des slowakischen Verbandes Anna Kirnova (mittleres Bild) | European Athletics Generaldirektor Christian Milz im Gespräch mit Präsident Hansjörg Wirz (Bild rechts)

Bill Glad im Gespräch mit Helmut Baudis   Helmut Baudis und James Miller (Jamaika)   Frank Lebert und Hansjörg Wirz
ÖLV-Generalsekretär Helmut Baudis im Gespräch mit European Athletics Development Manager Bill Glad (Bild links) und neben James Miller aus Jamaika (mittleres Bild), der den Kontinentalverband NACAC (Nordamerika & Karibik) in Neusiedl repräsentierte | Präsident Hansjörg Wirz im Gespräch mit Frank Lebert von der Deutsche Leichtathletik Promotion und Projektgesellschaft mbH (Bild rechts)

Weitere Infos:

European Athletics CEO Conference - Neusiedl am See 2012

ÖLV | 22.04.2012

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