Impulsseminar: Doping-Prävention als Schwerpunkt

Europäische Anti-Doping-Initiative (EADIn)Die Beteiligung des ÖLV an der Europäischen Anti-Doping Initiative (EADIn) gibt dem ÖLV die Möglichkeit, die Doping-Präventionsarbeit im Nachwuchsbereich auf eine neue Stufe zu stellen. Neben Wissensvermittlung liegt der Schwerpunkt ganz klar auf der Bewusstseinsbildung.

Oftmals wird in der „Anti-Doping“-Arbeit gerade auf diesen wichtigen Aspekt verzichtet, da er zeit- und personalintensiv ist und sich nicht im Frontalunterricht absolvieren lässt. Die thematische Arbeit und Diskussion in Kleingruppen, die von jungen Personen - den Anti-Doping Junior-Botschafter/innen - geleitet wurden, nahm daher eine zentrale Rolle beim Impulsseminar in Schielleiten ein.

Alle Nachwuchsathlet/innen absolvierten im Laufe des Wochenendes vier 45 min. Workshops, die von Tanja Eberhart, Sophie Wallner, Christoph Mrkvicka, Peter Seebacher und Lawrence Grün sowie Projektkoordinatorin Renate Reingruber und Generalsekretär Helmut Baudis geleitet wurden.

Anti-Doping Workshops für Jugendliche

Der erste Workshop beschäftigte sich mit dem Dopingkontrollsystem, der Verbotsliste, Ausnahmegenehmigungen und den Regeln im Nachwuchs sowie Nahrungsergänzungsmitteln. Auf die Gefahren von Cannabis-Konsum wurde ebenfalls hingewiesen, nicht zuletzt, weil es dadurch immer wieder auch zu positiven Dopingfällen kommt. Workshop 2 war dem Ablauf einer Dopingkontrolle gewidmet. Mittels 25 min. Video (HIER online) und anschließender Fragerunde wurde das Procedere sowie Rechte und Pflichten der Athlet/innen vermittelt.

Renate Reingruber bei ihrem Vortrag. Lawrance Grün erklärt den Ablauf einer Dopingkontrolle

Im dritten Workshop wurde zunächst der Begriff „Dopingmentalität“ definiert. Den Nachwuchsathlet/innen wurde bewusst gemacht, dass die Erweiterung der natürlichen Leistungsgrenzen nicht nur bei sportlichen Wettkämpfen, sondern in nahezu allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens eine Rolle spielt. Leistungsdruck und die Beeinflussung durch Werbung wurden als die wesentlichen Faktoren in der Entstehung und Entwicklung einer Dopingmentalität identifiziert. Im Gespräch mit den jungen Sportler/innen wurden die Gefahren der übermäßigen Medikamentisierung der Gesellschaft besprochen. Mit einer Aktivität namens Meinungsbarometers, bei dem sich die Teilnehmer/innen je nach Zustimmung bzw. Ablehnung eines Statements im Raum positionierten, wurden die Jugendlichen an das Thema „Dopingmentalität“ herangeführt. Anschließend wurde über die Wertigkeit sportlicher Erfolge diskutiert.

Christoph Mrkvicka und Tanja Eberhart leiten ihren Workshop Gruppenfoto der Workshop-Gruppe

In Workshop 4 wurde mit den Jugendlichen zuerst der Begriff „Doping“ definiert und anschließend Argumente gegen Dopinganwendung gesucht. In weiterer Folge entwickelten sich spannende Diskussionen, da die Workshopleiter versuchten, die Jugendlichen mit Argumenten von Doping-Befürwortern zu provozieren. Ziel war es, die Sinnhaftigkeit dieser Statements zu hinterfragen und gemeinsam Gegenargumente zu finden.  In einer weiteren Runde wurde das Verhalten in möglichst realistischen Drucksituationen (Athlet – Trainer, Athlet – Verein) diskutiert.

 Peter Seebacher und Sophie Wallner notieren die Beiträge der Teilnehmer Gruppenfoto einer Workshop-Gruppe

Die Workshops wurden von den Nachwuchsathlet/innen sehr gut angenommen. Das Feedback der Jugendlichen war sehr positiv. Die angestrebten Ziele – Wissensvermittlung und Bewusstseinsbildung – konnten erreicht werden.

Die Auswirkungen DDR-Staatsdopings

Am Abend des zweiten Tages des ÖLV-Impulsseminars waren Andreas Krieger (vormals Heidi Krieger, Kugelstoß-Europameisterin 1986) und Ute Krieger-Krause geladen, um ihre Lebensgeschichte und die Auswirklungen des langjährigen Anabolika-Dopings zu erzählen. Aufgewachsen im totalitären System der DDR in den 1970iger bzw. 1980er-Jahren wurden beide in sehr jungen Jahren ohne ihr Wissen bereits mit Anabolika und männlichen Hormonen gedopt.

„Ab dem 11. Lebensjahr erhielt ich ‚Vitamintabletten’. Ich konnte sehr schnell schwimmen. War unter den besten 10 der Weltrangliste über 100m Rücken. Aber das war nicht mehr mein Körper“, schilderte Ute Krieger Krause wie sie sich damals fühlte. Andreas (Heidi) Krieger wurden ab dem 16. Lebensjahr nachweislich männliche Hormone verabreicht. Im Zeitraum 1982 bis 1984 u.a. hohe Dosen Oral-Turinabol, wie die Dopinggegner Brigitte Berendonk und Prof. Werner Franke herausfinden konnten. Die sportlichen Erfolge und die Bestweite von 21,10m im Kugelstoßen wurden von den damaligen Sportverantwortlichen, Trainern und Funktionären, mit irreparablen gesundheitlichen Schäden an Körper und Psycho des jungen Menschen Andreas (Heidi) Krieger „erkauft“.

Andreas Krieger und Ute Krieger-Krause im Festsaal des Schloss Schielleiten Ute Krieger-Krause und Andreas Krieger vor dem Schloss Schielleiten

Die beiden staatlich anerkannten Dopingopfer engagieren sich bis heute couragiert im Kampf gegen Doping. Sie sind Mitglieder des Doping-Opfer-Hilfevereins und arbeiten eng mit dem Zentrum für Dopingprävention in Heidelberg zusammen. Die Sensibilisierung von Jugendlichen ist ihnen dabei besonders wichtig. Einen ausführlichen Beitrag mit und über Andreas Krieger und Ute Krieger-Krause werden Sie im nächsten ÖLV-Newsletter nachlesen können.

österreichisches EADIn-Expertenteam vor dem Schloss SchielleitenDen Trainer/innen der Nachwuchs-Kaderathlet/innen war eine Anti-Doping Einheit exklusiv gewidmet.

„Dopingkontrolle“ für Trainer/innen

Mag. Dietmar Ehall, langjähriger Kontollor der NADA-Austria (Foto: ganz links), informierte die Trainer/innen der jungen Kaderathlet/innen über den Ablauf einer Dopingkontrolle sowie Rechte und Pflichten der Sportler/innen. In dieser zweistündigen Einheit konnten zahlreiche Fragestellungen und Details zu dieser Thematik erörtert werden.

European Anti-Doping Initiative

 Das Projekt wird gefördert von der Europäische Union.   Das Projekt wird gefördert von der Europäischen Union

 

ÖLV | 07.11.2011

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