Beate Schrott schafft Hallen-EM Limit und viele weitere Topleistungen bei Staatsmeisterschaften

Ein siebtes ÖLV Hallen-EM Limit durch Hürdensprinterin Beate Schrott, packende Duelle und starke Auftritte des EM-Teams, tolle Siegleistungen der Nachwuchs-Asse Dominik Distelberger, Jennifer Wenth und Lukas Weißhaidinger, dazu viele österreichische Jahresbestleistungen: Die Österreichischen Leichtathletik Hallen-Staatsmeisterschaften im Wiener Dusikastadion brachten Spannung und Klasse wie seit langem nicht.

Beate Schrott vergrößert EM-Team
Das ÖLV-Team für die Hallen-EM von Paris (4.-6. März) ist dabei weiter angewachsen. Beate Schrott (Union St. Pölten) schaffte im 60m Hürdensprint als erste heimische Athletin die Qualifikation für die Titelkämpfe in Frankreich, nachdem zuvor bereits sechs Männer ihr Ticket fixiert hatten. Die 23-jährige Medizinstudentin verbesserte sich bereits im Vorlauf auf 8,19 Sekunden und blieb damit klar unter dem EM-Limit von 8,25. „Meine Freude ist riesig, weil ich schon in mehreren Rennen heuer um das Limit gekämpft habe. Heute hat schon im Vorlauf fast alles gepasst. Für die Hallen-EM hoffe ich auf das Semifinale“, freute sich die Niederösterreicherin.

Bisher sieben Athleten qualifiziert
Ryan Moseley (60m), Andreas Rapatz (400m und 800m), Clemens Zeller (400m), Raphael Pallitsch (800m), Andreas Vojta (1500m) und Roland Schwarzl (Siebenkampf) sind die derzeit weiteren ÖLV-Athleten bei der Hallen-EM in Paris. Bis auf Moseley, der mit einer Leistenzerrung absagen musste, haben alle aus dem EM-Team bei den Staatsmeisterschaften ihre Form geschärft und einige sehr starke Auftritte hingelegt.

Rapatz gewinnt 800m-Duell mit überraschender Attacke
Ein programmierter Höhepunkt, die 800 Meter der Männer, wurde den Erwartungen voll gerecht. Das Aufeinandertreffen von Andreas Rapatz, Raphael Pallitsch (beide über 800m für die Hallen-EM qualifiziert) und Andreas Vojta (über 1500m in Paris) versprach Hochspannung. Andreas Rapatz (VST Laas), Hallen-WM Zwölfter von Doha 2010, überraschte seine Konkurrenten, als er 300 Meter vor dem Ziel aus dritter Position an die Spitze stürmte. Der 21-jährige Raphael Pallitsch (Laufimpuls Oggau) musste in der Kurve außen den vor ihm liegenden Vojta, ebenfalls 21, überholen. Rapatz lief als Führender in die Schlussrunde und siegte in 1:49,59 Minuten. Pallitsch machte das Finish noch enorm spannend, kam dem Sieger bis auf wenige Zentimeter nahe und holte in 1:49,65 Silber. 1500m-Spezialist Vojta, der anfangs versucht hatte, das Tempo hoch zu halten, erreichte in 1:51,50 Minuten den dritten Rang.

Drei EM-Teilnehmer in einem Rennen
„Dass es so knapp wird hätte ich nicht gedacht“, war Rapatz glücklich über den Prestigesieg im hochklassigsten 800m-Staatsmeisterschaftsrennen seit den Duellen von Michael Wildner und Oliver Münzer in den 1990er Jahren. „Es ist auch in Hinblick auf die EM-Rennen eine gute Variante, 300 Meter vor dem Ziel mit dem Sprint zu beginnen.“ Newcomer Pallitsch: „Ich habe gewusst, wer früher antritt, gewinnt. Beim Überholen in der Kurve musste ich einen weiten Weg gehen. Leider hat es am Schluss für mich hauchdünn nicht geklappt. Aber es ist keine Schande, gegen Andi Rapatz zu verlieren.“ Vojta ist das Rennen als Tempotest für Paris gelaufen: „Darum bin ich vorne gelaufen. Es war okay, vielleicht etwas zu langsam, aber leider habe ich schon nach 100 Metern fast einen Schuh verloren!“ Vojta holte sich danach noch in 4:00,28 Minuten den Sieg auf seiner Spezialdisziplin, den 1500 Metern.

Clemens Zeller im Aufwärtstrend
Clemens Zeller (ULV Krems) zeigte eine ermutigende EM-Generalprobe und bestritt ein Gold-Double über 200 und 400 Meter. Auf der kürzeren Sprintdistanz setzte er sich in ÖLV Jahresbestleistung von 21,50 Sekunden durch. Seine Spezialdisziplin, die 400 Meter, absolvierte er in Saisonbestzeit von 47,07 Sekunden. „Es geht aufwärts. Ich habe noch Reserven und könnte schneller angehen“, war er über seine Rennen sehr zufrieden. Am Dienstag wird er in Stockholm einen internationalen Härtetest über 400 Meter bestreiten.

Schwarzl springt weit und sucht die Spannung
Mehrkämpfer Roland Schwarzl (Union Salzburg) segelte im Weitsprung mit 7,41 Metern (und zwei weiteren Versuchen über 7,30m) zu Silber und einer neuen persönlichen Saisonbestleistung. Dazu trat er im Kugelstoß (13,60m) und im Hochsprung (1,90m) an. „Der Weitsprung war gut. Für Paris bin ich zuversichtlich. Ich muss aber noch daran arbeiten, Spannung aufzubauen und das richtige Gefühl zu bekommen.“

Distelberger wieder fit: Gold und Silber
Den Sieg im Weitsprung holte sich Mehrkampf-Kollege Dominik Distelberger (UVB Purgstall), der nur einen gültigen Versuch zustande brachte, dabei aber ÖLV Jahresbestleistung von 7,53 Meter erzielte. Zudem holte er Silber über 60m Hürden in 7,93 Sekunden und zeigte, dass er nach einer überstandenen Infektionserkrankung wieder im Kommen ist. Der Mehrkämpfer hat gute Chancen auf eine EM-Teilnahme, muss aber für die Nominierung im Siebenkampf erst grünes Licht von European Athletics bekommen. Fünf EM-Startplätze werden Mitte nächster Woche aufgrund der aktuellen europäischen Hallenbestenliste vergeben. Derzeit ist er im Ranking jener Athleten, die um eine Teilnahme kämpfen, an dritter Position.

Eine Hundertstel, ein Streifen an der Latte
Eine weitere Limithoffnung für Paris hat sich bei Staatsmeisterschaften leider nicht realisiert. Manuel Prazak (SVS) war über 60m Hürden vor einer Woche mit 7,81 Sekunden haarscharf ans Limit von 7,80 herangelaufen. Diesmal kam er auf 7,91 Sekunden, womit er sich den Titel holte, aber das Limit nicht angreifen konnte. „Es ist schade um dieses eine Hundertstel, aber ich habe alles versucht“, sagte er.

Überraschend kratzte Hochspringerin Monika Gollner (KLC) an der Norm für die Hallen-EM. Die österreichische Jahresbestleistung von 1,86 Meter übersprang die 36-jährige Mitarbeiterin des ÖLV-Büro im ersten Versuch. An der Limithöhe von 1,89 Meter scheiterte sie nur denkbar knapp …

Packendes Duell: Nachwuchs-Ass Weißhaidinger erringt ersten Titel
Hochwertig und packend der Männer-Kugelstoß: Nachwuchs-Ass Lukas Weißhaidinger (ÖTB OÖ) feierte einen Tag vor seinem 19. Geburtstag seinen ersten Staatsmeistertitel in der Allgemeinen Klasse. Der Innviertler übertraf im Lauf des Wettkampfs gleich dreimal seine bisherige persönliche Bestleistung von 17,22 Meter mit der 7,26kg Kugel und siegte mit 18,30 Meter. Titelverteidiger Martin Gratzer (TLC Feldkirchen), der heuer bereits 18,59 Meter erzielt hatte, aber mit einem Leistenbruch angetreten ist, kam an zweiter Stelle auf 18,21 Meter. „Ich bin sehr zufrieden. Mein Ziel war es, Martin Gratzer gleich zu Beginn mit einem starken Versuch Angst einzujagen. Die Startreihenfolge war auf meiner Seite“, freute sich Weißhaidinger. Nachdem er 17,71 Meter und 18,04 Meter im ersten und zweiten Versuch vorgelegt hatte, konnte Gratzer im fünften Durchgang mit 18,21 Meter kurzfristig die Oberhand gewinnen. Aber der junge Oberösterreicher konterte postwendend – „ich hab noch einen raus gelassen, danach war ich völlig fertig“ – und erzielte die Siegweite von 18,30 Meter. In vergleichbarer Form hat er bei der U20-EM im Sommer gute Karten für einen starke Platzierung.

Bei den Frauen schaffte Veronika Watzek (LC Villach) 14,75 Meter und kam damit so weit, wie schon seit fünf Jahren nicht mehr. „Ich hoffe, dass bald einmal die 15 Meter fallen. Vor der Schwangerschaft habe ich es schon gestoßen“, freute sie sich über ihre Leistung.

Jennifer Wenth siegt zweimal souverän
Einen Doppelsieg holte auch die 19-jährige Jennifer Wenth (SVS). Über 800 Meter setzte sich das Lauftalent in einem harten Rennen in ÖLV-Jahresbestleistung von 2:08,14 Minuten vor Pamela Märzendorfer (2:08,79 - LCAV doubrava) und Elisabeth Niedereder (2:08,97 - LCC Wien). „Das war ein gutes Rennen! Ich wusste, dass ich mich nicht auf die letzten 200 Meter verlassen darf“, freute sich Wenth, die nach halber Distanz an die Spitze gegangen war. Über 1500 Meter, wo sie von einer Woche bis auf 0,25 Sekunden ans Hallen-EM Limit von 4:16,00 herangelaufen war, genügten ihr zwei schnelle Schlussrunden, um in 4:27,14 Minuten zu gewinnen.

Generationen-Sprung im Stabhoch
Mit Paul Kilbertus (ALC Wels) holte ein weiterer Nachwuchsathlet ein Titel. Der 20-jährige Oberösterreicher siegte im Stabhochsprung mit 5,00 Metern und versuchte sich auch mit guten Aussichten am U23-EM Limit von 5,20 Meter. Mit dem 18-jährigen Thomas Pastl (Zehnkampf Union) an zweiter Stelle mit 4,80m sowie Lukas Wirth (ATSV Innsbruck, Jg. 1995!) und Rafael Simko (ATSV OMV Auersthal, Jg. 1993), beide mit 4,70 Meter an dritter Stelle, war die Stabhochsprung-Spitze fest in Hand der Nachwuchsathleten. Beim Frauen-Stabhoch machte sich Doris Auer (LCC Wien) mit 39 Jahren und 4,00 Meter zur ältesten Staatsmeisterin des Tages. Die 17-jährige Jugend-Olympia-Finalistin Kira Grünberg (ATSV Innsbruck) überzeugte mit 3,70 Meter an dritter Stelle hinter Sonja Ager-Gonaus (Union Salzburg), die mit 3,80 Meter Silber holte.

Doppelter Sprungsieg für Michaela Egger
Michaela Egger (Union Salzburg) jubelte über einen Doppelerfolg im Dreisprung (13,23 Meter) und überraschenderweise auch im Weitsprung. Dort setzte sie sich im letzten Durchgang mit 6,05 Meter vor Sofia Schmidl (Union Raika Lienz) mit 6,03 Meter und Marina Kraushofer (SVS) mit 5,93 Meter durch. Im Dreisprung steigerte sich der 21-jährige Roman Schmied (Union Ebensee) auf die persönliche Bestleistung von 15,22 Metern.

Vorarlberger Sprinterinnen voran
Bianca Dürr (TS Bregenz Stadt) glänzte schon im 60m Frauen Vorlauf mit ÖLV-Jahresbestleistung von 7,59 Sekunden. Im Finale siegte sie – nach Disqualifikation von Doris Röser – mit 7,61 Sekunden. Röser (TS Lauterach) hielt sich mit dem Sieg in 24,69 Sekunden über 200 Meter schadlos. Bei den Männern holte sich Roland Kwitt (Union Salzburg) in Abwesenheit von Ryan Moseley in 6,84 Sekunden das 60 Meter Sprintgold.

Die 3000m-Läufe wurden zur klaren „Beute“ der Favoriten. Berglaufweltmeisterin und Marathon-Rekordlerin Andrea Mayr (SVS) machte einen Abstecher auf die Bahn und siegte mit einem schnellen Schlusskilometer (2:57 Minuten) in guten 9:29,78 Minuten. Nachwuchsläuferin Anita Baierl (TUS Kremsmünster) kam als Dritte in 9:44,79 Minuten ihrer Freiluftbestleistung sehr nahe, hinter Eva Hieblinger-Schütz (Cricket – 9:42,18). Martin Pröll (SK Vöest) war ebenfalls mit einem starken Finish in 8:14,48 Minuten erfolgreich. 1500m-Spezialist Felix Kernbichler (SVS) erzielte als Zweiter auf der Überdistanz 8:23,96 Minuten vor Christian Steinhammer (USKO Melk), Dritter in 8:28,69 Minuten.
 

Hallen-Staatsmeisterschaften im TV:

Sonntag, 20.2.2011, 12:25 Uhr - ORFeins, SPORTBILD
Dienstag, 22.2.2011, 21:45 Uhr - ORF Sport Plus, 15 Min. Bericht
Mittwoch, 23.2.2011, 03:30 Uhr - ORF Sport Plus 15 Min. Bericht (Wiederholung)


Österreichische Leichtathletik Hallen-Staatsmeister 2011

Männer
60m: Roland Kwitt (Union Salzburg) 6,84 sec
200m: Clemens Zeller (ULV Krems) 21,50 sec (ÖLV JBL)
400m: Clemens Zeller (ULV Krems) 47,07 sec (ÖLV JBL)
800m: Andreas Rapatz (VST Laas) 1:49,59 min
1.500m: Andreas Vojta (team2012.at) 4:00,28min
3.000m: Martin Pröll (SK Vöest) 8:14,48 min
60m Hürden: Manuel Prazak (SVS) 7,91 sec
Hochsprung: Daniel Hosp (SK Völs) 2,01m
Weitsprung: Dominik Distelberger (UVB Purgstall) 7,53 m (ÖLV JBL)
Stabhoch: Paul Kilbertus (ALC Wels) 5,00m
Dreisprung: Roman Schmid (Union Ebensee) 15,22m (ÖLV JBL)
Kugel: Lukas Weißhaidinger (ÖTB OÖ ) 18,30m (PB)
4x200m: DSG Wien (Bassey, Siedlaczek, Schirasi-Fard, Hofmann) 1:29,67min

Frauen
60m: Bianca Dürr (TS Bregenz Stadt) 7,61 sec (Vorlauf 7,59 = ÖLV JBL)
200m: Doris Röser (TS Lauterach) 24,69 sec
400m: Raffaela Dorfer (ULC Dornbirn) 56,34sec (ÖLV JBL)
800m: Jennifer Wenth (SVS) 2:08,14 min (ÖLV JBL)
1.500m: Jennifer Wenth (SV Schwechat) 4:27,14min
3.000m: Andrea Mayr (SVS) 9:29,78 min (ÖLV JBL)
60m Hürden: Beate Schrott (Union St. Pölten) 8,31 sec (Vorlauf 8,19 = EM-Limit)
Hochsprung: Monika Gollner (KLC) 1,86m (ÖLV JBL)
Weitsprung: Michaela Egger (Union Salzburg) 6,05m (ÖLV JBL)
Stabhoch: Doris Auer (LCC Wien) 4,00m (ÖLV JBL)
Dreisprung: Michaela Egger (Union Salzburg) 13,23m
Kugel: Veronika Watzek (LC Villach) 14,75m (ÖLV JBL)
4x200m: PSV Hornbach Wels (Birngruber, Gusenbauer, Raffelsberger, Dadic) 1:42,73min

>> Vollständige Ergebnisse

Fotos: GEPA pictures / Walter Luger. Katzenbeisser (1)

 

 

Das Österreichische Leichtathletik-Nationalteam bei der Hallen-EM 2011 wird unterstützt von

 Bayerngas - Offizieller Partner des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes bei der Hallen-EM 2011

 

Andreas Maier | 19.2.2011

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