Adventgeschichte von unserem Präsidenten

Ich hätte ausnahmsweise doch auf meine Frau hören sollen, als sie meinte, so spät im Herbst fährt man nicht mehr mit dem Motorrad. Aber der letzte Oktobersamstag war so sonnig, mild und einladend, dass ich der Versuchung nicht widerstehen konnte, umso mehr die brandneue „Supertenere“ aus der Garage heraus rief: “Beweg mich doch ein wenig!“

Kurz und gut – die Kombination Unkonzentriertheit und verschmutzte, seifige Fahrbahn in einem schattigen Waldstück führte zu einem kapitalen Ausrutscher, nach dem ich mich in der Unfallabteilung des Landesklinikums Neunkirchen wiederfand.

Nach anfänglichen Überlegungen mich ins SMZ Ost zu ÖLV „Chefarzt“ Univ. Prof. Dr. Alfred Engel überführen zu lassen, besann ich mich der Tatsache, dass die Abteilung Orthopädie-Unfallchirurgie in Neunkirchen einen ausgezeichneten Ruf besitzt und von einem ehemaligen Schüler am Sportgymnasium Wr. Neustadt und Exleichtathleten, Prim. Dr. Alfred Ungersböck, geleitet wird (scheinbar heißen alle Top Unfallchirurgen Alfred im Vornamen). Fredi Ungersböck war in der Zeit zwischen 1979 und 1984 siebenmal Österreichischer Meister über 3000 m, 3x1000m sowie auf der kurzen Crossstrecke. 1981 war er Teilnehmer bei den Junioren EM in Utrecht wo er seine Bestzeit über 3000m mit 8:36,61 fixierte. 1981 in Madrid war er der erste österreichische Teilnehmer bei einer Cross WM (Platz 77). Er gehörte der erfolgreichen SVS Läufergruppe um Trainer Hubert Millonig (D.Millonig, R.Nemeth, H.Tschernitz, H.Gruber) an.

Meine getroffene Entscheidung stellte sich als richtig heraus. Nachdem in den ersten Tagen nach dem Unfall meine Serienrippenbrüche und ein Pneumothorax versorgt worden waren, konnte man an die operative Behandlung der Symphysensprengung und des Schambeinbruches schreiten. In der Zwischenzeit kümmerte sich der Assistenzarzt Dr. Klaus Biberauer seines Zeichens 12-facher Österreichischer Meister im Dreisprung (Halle und Freiluft) rührend um mein Wohlergehen. Aber auch Exsprinter Dr. Armin Palfy von der SVS, Bruder der mehrfachen Nachwuchsmeisterin im Dreisprung Pamela Palfy, der gerade seine Ausbildung bei Prim. Ungersböck absolviert, schaute mehrmals vorbei und leistete mir Gesellschaft.
Als es dann soweit war, und die Chirurgen die Skalpelle wetzten, um mir etwas Titan ins Becken zu verpflanzen, gesellte sich eine weitere Medizinerin mit LA Bezug zum Operationsteam.

Der Chef ließ es sich nicht nehmen selbst Hand an mir anzulegen, unterstützt von Oberärztin Dr. Silke Rücker- Berger, die mit dem ehemaligen Langsprinter und AHS Lehrer Mag. Ernst Berger vom ATSV Ternitz (einem ehemaligen Klassenkollegen von ÖLV Schriftführer Dr. Harry Tschan am BORG Wr. Neustadt) verheiratet ist. In einem mehrstündigen Eingriff schraubten sie erfolgreich meinen Beckengürtel wieder zusammen.

Obwohl alle Krankenschwestern sich unheimlich toll für ihre Patienten engagiert haben und ich mir nicht vorstellen kann, dass das irgendwo besser sein könnte, hat sich eine von ihnen besonders um mich angenommen, sie ist die Mutter einer ehemaligen Nachwuchsathletin vom ATSV Ternitz (Katharina Morgenbesser) die jetzt auf der Schmelz Sport studiert. Mama Morgenbesser ist übrigens auch eine passionierte Gesundheitsläuferin.

So war es nicht weiter verwunderlich, dass ich nach nur 3 Wochen intensivster Betreuung das Krankenhaus, wenn auch auf Krücken, aber um einige Erkenntnisse reicher, verlassen konnte.
Es war für mich erwärmend zu erfahren, wie toll der Zusammenhalt von Sportkollegen auch über Jahre hinweg sein kann.

Irgendwie macht es mich auch stolz, dass viele ehemalige Athletinnen und Athleten auch in ihrem bürgerlichen Leben erfolgreich sind und sich gerne an die schöne Zeit als Aktive zurück erinnern. Diese Erfahrung bestärkt mich in der Erkenntnis, dass neben der Leistungsentwicklung auch eine wesentliche Aufgabe bei der Arbeit in unseren Vereinen darin besteht, einen Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen sowie deren sozialer Kompetenz zu leisten.

Die Zuwendung die mir widerfahren ist betrachte ich als ein symbolisches „Dankeschön“ an die österreichische Leichtathletik Familie für die schönen Stunden und Erlebnisse die man als jungen Mensch erleben durfte.

Abschließend möchte ich mich zum Jahresende bei allen Freunden und Förderern der österreichischen Leichtathletik sowohl im öffentlichen als auch privaten Bereich recht herzlich für die Unterstützung im hinter uns liegenden Jahr bedanken!
Mein Dank geht aber auch an alle Athletinnen und Athleten, alle MitarbeiterInnen in den Vereinen und Landesverbänden, an die Trainerinnen und Trainer, an die Mitglieder unserer medizinischen Abteilung, an die Kolleginnen und Kollegen im Vorstand des ÖLV sowie an die Damen und Herren unserer Geschäftsstelle.

Ihnen allen wünsche ich ein besinnliches Weihnachtsfest und ein glückliches und erfolgreiches WM Jahr 2011!

 

Hans Gloggnitzer

submit BugReport | Programming by Stefan Walkner 2006 | Design by RK | Impress