Leichtathletik-EM, 4. Tag: Andreas Vojta holt 11. Platz im 1500m Finale

21-jähriger EM-Debütant: „Ich habe hier viel mehr erreicht als gedacht und bin mehr als zufrieden.“

Im erstmals prächtig gefüllten Montjuic Olympiastadion haben 35.890 Zuschauer einen Abend mit zehn Finalbewerben erlebt. Schon über 3000m Hindernis, wo die Spanierin Marta Dominguez als Favoritin ins Rennen ging und Silber holte, war die Kulisse ohrenbetäubend. Doch es war nur wie ein Aufwärmen für den letzten Bewerb des Abends, das 1500m Finale der Männer. Mit drei Spaniern im Rennen inklusive guter Goldchancen war dies der programmierte Höhepunkt. Ebenso wurde aus österreichischer Sicht dieses Rennen mit Spannung erwartet, ging doch der Überraschungsmann Andreas Vojta (team2012.at) als erst zweiter ÖLV 1500m EM-Finalist überhaupt an den Start. Vor dem 21-jährigen Niederösterreicher hatte nur Robert Nemeth auf dieser Distanz einen EM-Endlauf erreicht. In Athen 1982 holte er den vierten Rang.

Andreas Vojta (team2012.at) hat nach seinem sensationellen Finaleinzug auch im Endlauf mit Rang elf in 3:45,68 Minuten Kämpferherz und großes Talent bewiesen: „Ich habe hier viel mehr erreicht als gedacht und bin mehr als zufrieden. Mein Motto im Finale war: Voller Angriff. Ich habe probiert, so lange wie möglich dranzubleiben. Als in der letzten Runde der „Kick“ gekommen ist, merkt man, wie die europäische Spitze aussieht. Da fehlt mir noch ein Alzerl, das muss ich mir in den nächsten Jahren antrainieren.“

Vojta, der jüngste und nach Bestzeiten gesehen deutlich langsamste Läufer des Finalfeldes, positionierte sich gleich zu Beginn an vierter Stelle im Rücken einer spanischen Doppelspitze, die das Tempo eher niedrig hielt. Bis zur Schlussrunde lag er stets im Mittelfeld. Als der Brite Tom Lancashire die finale Tempojagd einleitete, wurde Vojta durchgereicht: „Es ging sehr schnell, dass ich plötzlich der Letzte war. Aber zumindest einen wollte ich noch überholen.“ Vojta gelang es, die Lücke, die auf der Gegengerade bereits gut fünf Meter groß war, zu schließen. Auf der Zielgeraden schnappte er noch den Serben Goran Nova, der neun Hundertstelsekunden hinter Vojta in 3:45,77 Minuten Zwölfter wurde.

Vorne feierte Arturo Casado in 3:42,74 Minuten das erste spanische Gold der Titelkämpfe. Entsprechend begeisternd war die Atmosphäre. Vojta: „Es war schon beim Reingehen ins Stadion unglaublich, wie alle aufgestanden sind und geschrien haben. So muss das bei den Gladiatorenkämpfen früher gewesen sein. Ich habe nicht gedacht, dass sich die Stimmung vom Semifinale noch toppen lässt, aber das heute war eindeutig noch besser.“ Wenn er auf hohem Niveau weiter trainiert und gesund bleibt, dürfte Andi Vojta solche Kulissen wohl noch öfters erleben.

Fotos: GEPA pictures / Mario Kneisl

Andreas Maier | 30.7.2010

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