Leichtathletik-EM, 3. Tag: Schwarzl 14. im Zehnkampf, Moseley 22. über 200 Meter

Roland Schwarzl (Union Salzburg) holte im EM-Zehnkampf von Barcelona den 14. Platz mit 7731 Punkten. Mit einigen sehr guten Leistungen, allen voran den 7,68 Metern im Weitsprung, und schwächeren Vorstellungen blieb er letztlich unter seinen Erwartungen. „Mein Traum war es, eine ganz starke Leistung zu bringen und sogar eine Medaille zu holen. Das ist mit dem Hochsprung geplatzt.“ Mit nur 1,86 Meter in der vierten Disziplin verlor er nach starkem Beginn viele Punkte. „Das war eine Unkonzentriertheit von meiner Seite. So sehr habe ich mich überhaupt noch nie geärgert.“ Beim Stabhochsprung, der mit 5,05 Meter gut gelang, zog er sich im letzten Versuch bei einem Sturz auf den Stadionboden eine Verletzung am Sprunggelenk zugezogen. In den beiden letzten Disziplinen, dem Speerwurf und dem 1500m-Lauf, war er dadurch beeinträchtigt. Den Sieg holte sich Romain Barras aus Frankreich mit 8453 Punkten vor dem Niederländer Eelco Sintnicolaas (8436) und Andrej Krauchanka aus Weißrussland (8370). Sechs Athleten haben den Bewerb aufgegeben, darunter der Halbzeitführende Ukrainer Oleksiy Kasyanov. Von 27 gestarteten Teilnehmern kamen 21 in die Wertung.

Der zweite Tag des Zehnkampfs
Nach dem ersten Wettkampftag lag Schwarzl mit 4014 Punkten an 16. Stelle. In der Früh präsentierte sich der Himmel teilweise wolkig, die Luft sehr schwül. „Es wird ein zäher Kampf um die Plätze“, sagte er voraus. Die Stationen des zweiten Tages im Einzelnen:

Nach nur gut vier Stunden Nachtruhe - die 400 Meter am Vorabend waren erst um 22 Uhr beendet, dann folgten Auslaufen, der Weg ins Hotel, Essen, Massieren, Schlafen - stand Disziplin Nummer sechs am Programm, die 110m Hürden. Mit 14,70 Sekunden blieb er über seinen Möglichkeiten. „Diese Zeit ist keine Dramatik, aber 14,40 hätte ich mir schon erwartet. Es war nicht flüssig. Normalerweise bin ich hinten raus am Ende des Rennens noch stark, aber ich bin nicht richtig ins Laufen gekommen.“ Trotzdem verbesserte sich Schwarzl nach sechs Disziplinen auf Rang 12 mit 4900 Punkten.

Den Diskuswurf eröffnete er mit einem 41,66 Meter-Wurf: „Beim Einwerfen ist es weit gegangen, aber dieser Versuch war irgendwie rausgenudelt.“ Der Zweite war ungültig. Nun war es auch Kopfsache, noch eine bessere Weite ins Ergebnis zu bringen. 44,22 Meter schaffte er letztlich, etwas unter der Marke von 44,95 Meter, die er heuer in Götzis erzielt hat: „Das ist okay. Ich hatte schon schlechtere Wettkämpfe. Immerhin ist der dritte Versuch noch weiter gegangen. Das war auch nervlich schwierig, im letzten Versuch noch etwas draufzulegen.“ Zwischenstand nach sieben Disziplinen: 15. Platz mit 5651 Punkten.

Der Stabhochsprung brachte Roland einen Sprung über 5,05 Meter und im Gesamtranking einen Sprung nach vor auf Platz neun. Der Kampf gegen Hitze und schwierige Windbedingungen wurde mit der zweitbesten Höhe des Feldes belohnt. Die Einstiegshöhe von 4,75 Meter schaffte er im zweiten Versuch, doch souverän. Die 4,95 Meter wurden zur Zitterpartie. Erst im dritten Anlauf blieb die Latte oben – der Schweiß, den er sich nach dem geschafften Versuch von der Stirn wischte, war nicht allein auf die Hitze zurückzuführen. Dann 5,05 Meter. Die Energie schien bereits zu schwinden. Zweiter Versuch: Die Latte wackelte, doch sie blieb oben: 6577 Punkte und der neunte Platz im Zwischenklassement waren der Lohn. "5,05 Meter sind okay. Es waren sehr schwere Bedingungen wegen des Windes. Bei 5,15 Meter bin ich einen Versuch gar nicht gesprungen, weil der Gegenwind zu stark war und dann die Zeit abgelaufen war. Andere haben sich aber schwerer getan", sagte er zufrieden und von der Dauer des Bewerbes bereits etwas gezeichnet. "Zwischen Diskuswurf und Stabhoch war wenig Zeit, jedenfalls zu wenig zum Regenerieren. Gegessen habe ich noch fast gar nichts." Beim letzten Versuch über 5,15 Meter ist er neben der Matte am Stadionboden gelandet: „Vielleicht eine leichte Prellung. Ich bin auf die Seite und auf die Fersen gefallen.“

Dann kam ein Regenguss. Es kühlte angenehm ab. Das Einwerfen mit dem Speer verlief nass, der Bewerb dann wieder ohne Regen von oben. Im Bewerb schaffte Roland Schwarzl 49,86 Meter, einige Meter unter seinen Möglichkeiten. Der Stabhochsprung zeigte jedoch seine Nachwirkungen. Der Sturz auf den Boden brachte Probleme am linken Sprunggelenk mit sich, die ihn beim Anlauf behindert haben. „Jetzt geh ich schnell zur Ingrid Müller, unserer Physiotherapeutin, und hoffe, dass ich die 1500 Meter gut durchhalte.“

Im Kampf um die Medaillen zeichnet sich ein dramatisches Rennen ab. Zwischenstand vor dem letzten Bewerb:
1. Romain Barras / FRA 7698 - 2. Eelco Sintnicolaas / NED 7693 - 3. Andrej Krauchanka / BLR 7669
13. Roland Schwarzl / AUT 7164

Über 1500m hieß die Devise: Durchhalten. Das hat er 4:58,69 Minuten lang gemacht. „Es hat bei jedem Schritt gestochen“, ging es für ihn hauptsächlich darum, das Ziel zu erreichen. Vorne kämpften Barras und Sintnicolaas in einem tollen Finish um den Europameistertitel. Barras konnte den Niederländer aber letztlich auf Distanz halten.

Roland Schwarzl | 7731 Punkte | 14. Platz
1. Tag:
100m 11,23sec (+0,1) =SB – Weit 7,68m (-2,4) PB outdoor – Kugel 14,16m – Hoch 1,86m – 400m 50,16sec SB

2. Tag:
110m Hürden 14,70sec - Diskus 44,22m - Stabhoch 5,05m - Speer 49,86m - 1500m 4:58,69min
 

Ryan Moseley 21,07 Sekunden über 200 Meter
Einen Tag nach dem neunten Platz über 100 Meter startete Ryan Moseley (Union Salzburg) über die doppelt so lange Sprintdistanz. Mit 21,07 Sekunden (Wind 0,0) kam er insgesamt auf den 22. Platz unter 31 gestarteten Läufern. Für den Semifinalaufstieg über die Zeitregel hätte er 20,95 Sekunden gebraucht. „Ich war nicht müde von gestern, die Muskeln sind okay. Es war aber etwas schwierig, in der Kurve auf Bahn 1 zu laufen. Zufrieden bin ich damit nicht.“ Als generelle Bilanz sagte er: „Ich bin gut in die Saison gestartet. Dann war es ein „up and down“. Wichtig war, dass ich zur EM mein Level wieder erhöhen konnte und hier gute Rennen gezeigt habe.“

„Fastest ever non-qualifier“
Mit seinem Auftritt über 100 Meter hat Ryan jedenfalls unter Beweis gestellt, dass er zu den europäischen Topsprintern zählt. Seine Semifinalzeit von 10,27 Sekunden war ex aequo die schnellste jemals gelaufene Marke, mit der man sich nicht für ein 100m EM-Finale qualifiziert hat. Nur der Ukrainer Anatoli Dowgal 2006 in Göteborg und der Deutsche Christian Haas 1986 in Stuttgart sind ebenfalls mit dieser Marke am Finaleinzug gescheitert. Die Endlaufteilnahme wäre ihm lieber gewesen, aber der Wert seiner Leistung steigt mit diesem Vergleich.


 

Andreas Maier | 29.7.2010

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