Weidlinger bricht Österreichischen Marathonrekord in Frankfurt

„Hätte nie gedacht, dass ich eine solche Zeit laufen kann!“ Der Oberösterreicher übertrifft mit 2:10:47 Stunden seine eigenen Träume. Eva Maria Gradwohl läuft 2:42:22 Stunden in Casablanca.

Was für ein Bravourstück: Günther Weidlinger (SU IGLA long life) feiert in Frankfurt mit 2:10:47 Stunden einen neuen österreichischen Marathonrekord. Nach 16-wöchiger Verletzungspause, die auf sein Marathondebüt in Wien folgte, und der vergleichsweise kurzen Vorbereitungszeit von elf Wochen hat er für einen echten Überraschungscoup gesorgt. Der über die Jahre hinweg geradezu legendär gewordene österreichische Marathonrekord von 2:12:22 Stunden, gelaufen von Gerhard Hartmann am 13. April 1986 in Wien, ist damit nach 23 Jahre, 6 Monate und 12 Tagen Geschichte. Quasi nebenbei unterbot Weidlinger auch als erster ÖLV-Athlet das Limit (2:16 Stunden) für die Europameisterschaften in Barcelona 2010. In einem der bestbesetzten Marathonrennen des Jahres – 14 Läufer hatten Bestzeiten von unter 2:09 Stunden zu Buche stehen – erreichte er den hervorragenden zehnten Rang.

“Hätte nie an eine solche Zeit gedacht!“
„Insgeheim habe ich in den letzten Tagen gehofft, dass ich bei einem optimalen Rennen den Rekord schaffen kann. Aber dass ich eine solche Zeit laufe, das hätte ich nie gedacht“, so ein jubelnder Weidlinger, der im Ziel in der vollbesetzten Frankfurter Festhalle als bester Europäer gefeiert wurde. Seine Zeit ist aktuell die siebtbeste eines europäischen Läufers in diesem Jahr. Gemeinsam mit zwei Kenianern startete er sehr schnell und lief bei einem prächtigen Herbsttag mit fast optimalen äußeren Bedingungen die ersten fünf Kilometer in 15:20 Minuten, was auf eine Endzeit von 2:09 Stunden hinauslaufen würde. Mit etwas gedrosseltem Tempo passierte er in 1:05:37 Stunden die Halbmarathonmarke. „Der Beginn war zu schnell. Trotzdem habe ich beim Halbmarathon ein Gefühl gehabt, als würde ich erst zum Laufen anfangen.“

“Die letzten Kilometer waren der Wahnsinn für mich!"
Ab Kilometer 25, als sich der letzte Tempomacher verabschiedete, lief er alleine sehr flüssig weiter und überholte viele der schneller gestarteten Athleten. „Zum Schluss ist es extrem hart geworden, aber einen richtigen Tiefpunkt hatte ich nie. Bei Kilometer 35 dachte ich erstmals, dass ich den Rekord schaffen kann. Ab da habe alles dran gesetzt, auch noch unter 2:11 zu bleiben. Am schnellsten war ich bei Kilometer 41 und 42 in 3:01 und 2:59 Minuten. Sonst waren es durchschnittlich 3:06 Minuten. Viel besser hätte es nicht laufen können. Ich war heute ohne Druck und bin viel lockerer gelaufen als beim Debüt in Wien. Ich habe auch viel mehr getrunken heute und mich besser verpflegt als bei meinem ersten Marathon. Mit dieser Zeit muss man auch sagen, dass wir in den letzten Wochen im Training alles richtig gemacht haben. Aber ich weiß trotzdem nicht, wo ich heute diese Kraft hergenommen habe.“

Rekordmann von 1500 Meter bis zum Marathon
Weidlinger hält nun die nationalen Rekorde in allen olympischen Disziplinen von 1500 Meter bis zum Marathon – mit einer Bandbreite an Top-Leistungen, die international, wenn überhaupt, nur von sehr wenigen Läufern erreicht wird.

ÖLV-Freiluftrekorde Weidlinger - Vorgänger als Rekordhalter
1500m 3:34,69 min (2000) - Robert Nemeth 3:35,80 min (1984)
3000m Hi 8:10,83 min (1999) - Wolfgang Konrad 8:17,22 min (1982)
5000m 13:13,44 min (2005) - Dietmar Millonig 13:15,31 min (1982)
10.000m 27:36,46 min (2008) - Dietmar Millonig 27:42,98 min (1982)
Marathon 2:10:47 Std. (2009) - Gerhard Hartmann 2:12:22 Std. (1986)

In nicht-olympischen Disziplinen
10 km Straße 28:10 min (2008) - erst 2008 eingeführt
Halbmarathon 61:42 min (2007) - Michael Buchleitner 62:39 min (2004)

VCM-Sieger Gilbert Kirwa triumphiert in 2:06:14 Stunden
Den Sieg in Frankfurt holte sich Gilbert Kirwa, der aktuelle Sieger des Vienna City Marathons, in neuer Streckenrekordzeit von 2:06:14 Stunden vor dem Titelverteidiger Robert Cheruiyot in 2:06:23. Kirwa wurde für seinen Sieg mit 95.000 Euro belohnt. Aus einem sehr großen Spitzenfeld schafften es sechs Läufer unter 2:10 Stunden ins Ziel. Bei den Frauen erreichte die Kenianerin Agnes Kiprop als Siegerin in 2:26:57 Stunden die zweitbeste Marke in der Geschichte der Veranstaltung. Mit 12.614 gemeldeten Marathonläufern wurde an einem prächtigen Herbsttag auch ein neuer Teilnehmerrekord gefeiert.

Eva Maria Gradwohl in Casablanca 2:42:22 Stunden
Praktisch zeitgleich lief Eva Maria Gradwohl (Happy Lauf Anger) beim Casablanca Marathon (Marokko) in 2:42:22 Stunden auf den fünften Platz. „Es hatte schon in der Früh über 30 Grad. In der Sonne hatte es 37 Grad. Man kann sich schwer vorstellen, bei solchen Bedingungen Marathon zu laufen. Es war klar, dass damit kein EM-Limit möglich ist.“ Für die Qualifikation hätte sie die Zeit von 2:37 Stunden unterbieten müssen. „Mit dem Rennen selbst bin ich zufrieden, ich habe mich gut geschlagen. Das EM-Limit muss ich leider vertagen, aber da bin ich zuversichtlich. Das Laufen in der Hitze war bestimmt eine sehr gute Erfahrung in Hinblick auf die EM in Barcelona. Da wird es im Hochsommer auch sehr heiß zugehen.“

Fotos: Johannes Langer, Victah Sailer 

Andreas Maier | 25.10.2009

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