Leichtathletik Staatsmeisterschaften in Linz, 1. Tag

Formtests der WM-Teilnehmer Gerhard Mayer, Ryan Moseley, Bettina Müller-Weissina, Elisabeth Pauer und Roland Schwarzl. - Spannende Duelle, leider keine WM-Limits.

Roland Schwarzl stark in Form

Bei den österreichischen Leichtathletik-Staatsmeisterschaften in Linz präsentierte sich Roland Schwarzl in starker Form. Der Union-Salzburg-Athlet glänzte mit Siegen im Weitsprung (7,41 Meter) und Stabhochsprung (5,00 Meter) sowie einer Saisonbestleistung im Diskuswurf von 45,95 Meter. „Ein sehr positiver Tag für mich. Das hat gut gepasst“, freute sich der für die WM in Berlin qualifizierte Zehnkämpfer.

Im Weitsprung genügten Schwarzl zwei Versuche zum Titelgewinn. Seine 7,41 Meter konnte niemand mehr überbieten. Nachwuchs-Ass Julian Kellerer (VST Völkermarkt) kam ihm mit 7,37 Meter am nächsten. Dominik Distelberger (UVB Purgstall), Zehnkampf-Sechster der U20-EM, holte mit 7,28 Meter Bronze – und konnte den Ansturm von Titelverteidiger Alexander Moshammer (LAG Genböckhaus Ried), der auf 7,26 Meter kam, gerade noch abwehren.

Im Stabhochsprung segelte Schwarzl jeweils im ersten Versuch über 4,90 Meter und 5,00 Meter. Damit siegte er vor dem U20-EM Teilnehmer Paul Kilbertus (ALC Wels – 4,90m) und Thomas Ager (Union Salzburg), der sich mit Bronze und 4,90 Meter aus der Wettkampfgeschehen verabschieden wird. Schwarzl versuchte sich auch an seiner persönlichen Rekordhöhe von 5,21 Meter – der zweite Sprung zeigte, dass selbst diese Marke für ihn drin ist.

Diskusgold mit 59,09m für Gerhard Mayer
Gerhard Mayer (SVS) erreichte im Diskuswurf die Siegerweite von 59,09 Meter: „Beim Einwerfen ging es mir noch sehr gut, dann habe ich mich etwas aus der Ruhe bringen lassen. Ich glaube, ich wollte heute über meine Verhältnisse werfen. Das geht aber nicht. Wenn ich zu schnell andrehe, kann ich die Bewegung nicht durchziehen. Ich spüre auch durchaus, dass ich zuletzt viel trainiert habe. Jetzt werden die Trainingseinheiten weniger, aber dafür intensiv. Dann sollte die Form für Berlin kommen.“

Pauer kämpft sich vor Eberl zum Sieg
Speerwerferin Elisabeth Pauer (SVS) holte mit 53,61 Meter den Sieg vor ihrer Trainingskollegin Elisabeth Eberl (AT Graz), die auf 52,59 Meter kam. „Jetzt war die intensivste Trainingsphase, mit täglich zwei Einheiten jeden Tag, auch am Sonntag. Da geht nicht viel mehr“, so die ÖLV-Rekordlerin. „Wir müssen nicht bei den Staatsmeisterschaften mit Top-Weiten glänzen. Wir arbeiten so, dass Eli in Berlin in Bestform ist. Der letzte Versuch war auch technisch okay“, resümierte ihr Coach Gregor Högler.

Moseley zufrieden: „Brauche noch ein paar Trainings-Sessions“
100m-Sprinter Ryan Moseley (Union Salzburg) siegte in 10,51 Sekunden bei Gegenwind von 1,7 m/s vor seinem Vereinskollegen Roland Kwitt (10,63) und Bernhard Chudarek (SVS – 10,69). „Es war okay, ein guter Wiedereinstieg. Mein Bewegungsablauf war gut. Ich brauche vor der Weltmeisterschaft noch ein paar gute Trainings-Sessions“, kommentierte er. Seine Hüfte, die ihn in den letzten Wochen schmerzte, machte ihm keine Probleme. Moseleys Trainingskollege Derrick Atkins von den Bahamas, Vizeweltmeister von Osaka 2007, sprintete in Linz außer Konkurrenz auf 10,24 Sekunden.

Müller-Weissina: „Jetzt noch zu früh“
Bettina Müller-Weissina (LCC Wien) testete über 100 Meter ihre Fitness nach drei Wochen Pause wegen einer Kapselverletzung im Hüftknochen. In 12,24 Sekunden bei Gegenwind von 2,8 m/s wurde sie Zweite ihres Vorlaufs hinter Bianca Dürr (TS Bregenz-Stadt) mit 12,07 Sekunden. Auf einen Start im Finale verzichtete sie: „Es ist jetzt noch zu früh, um echte Rennen zu machen. Ich spüre die Verletzung noch, kann keinen Druck machen und den Schritt nicht richtig durchziehen. Bis zur WM sind noch zwei Wochen Zeit, da kann noch etwas vorwärts gehen.“

Röser glänzt gleich zweimal
Zum Sieg im 100m-Finale lief Doris Röser (TS Lauterach) in 11,77 Sekunden (-0,8m/s) vor den Hürdenspezialistinnen Beate Schrott (Union St. Pölten – 12,22) und Daniela Wöckinger (ULC Linz – 12,27). „Das freut mich riesig! Zweite war ich ja schon ziemlich oft. Noch lieber wäre mir natürlich, wenn ich auch gegen die Bettina gewonnen hätte“, jubelte Röser über ihren ersten 100m-Staatsmeistertitel in der Allgemeinen Klasse. Die Vorarlbergerin feierte über 400 Meter noch einen zweiten Erfolg. In 53,89 Sekunden, eine persönliche Bestzeit und ÖLV-Jahresbestleistung, setzte sie sich vor Sabine Kreiner (ATSV Linz – 55,13) und Betina Germann (KLC – 56,46) durch. „Es ist eine Höllendistanz! Am Schluss dachte ich immer: Jetzt überholen sie mich gleich, weil es so hart war und ich meinte, dass ich nicht genug Stehvermögen habe. Ich habe heuer erstmals überhaupt ein bisschen für die längeren Sprintdistanzen trainiert.“

Zeller fightet gegen die Schmerzen
Clemens Zeller (ULV Krems), Silbermedaillengewinner der Universiade, trat trotz Achillessehnenschmerzen zum 400 Meter Lauf an und siegte in 46,64 Sekunden. „Mit 90 Prozent Leistungsfähigkeit kann ich nicht schneller laufen. Nach 50 Metern spürte ich die Sehne. Da dachte ich: Bring den Lauf nach Hause, mehr ist heute sowieso nicht drin.“ Aufs WM-Limit von 45,95 Sekunden, dem er mit 46,12 Sekunden bei der Universiade sehr nahe gekommen war, hatte er aufgrund von Verletzungsproblemen keine Chance. An zweiter Stelle freute sich sein Trainingskollege Andreas Rapatz in 47,47 Sekunden über eine persönliche Bestzeit: „Wow! Der Clemens hat genau diese Zeit vorausgesagt!“ Für Rapatz waren die 400m das dritte Rennen binnen 24 Stunden, da er am Freitag in Leverkusen die 800m bestritten hat.

Martin Pröll 8:48,76: „Habe gekämpft“
Martin Pröll (SK Vöest) wollte in seinem ersten Hindernisrennen der Saison das WM-Limit für Berlin angreifen. In 8:49,76 Minuten holte er den Sieg vor seinem Vereinskollegen Georg Mlynek (9:00,05) und Mario Weiß (ULC Mödling – 9:00,43). Auf die Norm von 8:33,50 Minuten fehlte jedoch einiges. „Ich habe gekämpft, aber das ist das einzig Positive daran. Das Resultat ist natürlich nicht gut. Die Darmgrippe von vor drei Wochen hat mir doch zu viel Substanz gekostet. Wir sind auch zu schnell angelaufen heute. Ich denke, dass ich mich nun ernsthaft in Richtung Straßenlauf orientiere“, kommentierte er. Pröll und Mlynek hatten abwechselnde Führungsarbeit für jeweils 600 Meter vereinbart. Als nach 1200 Metern Mlynek an die Spitze ging setzte er sich ab und holte sogar einen Vorsprung von 30 Metern heraus. Pröll gab sich jedoch nicht geschlagen und kämpfte sich wieder zurück. 500 Meter vor Schluss ging er wieder in Führung und schaffte den Sieg. Mlynek seinerseits rettete den zweiten Platz haarscharf vor dem heranstürmenden Mario Weiß ins Ziel. "Wir sind den ersten Kilometer in 2:47 Minuten gelaufen. Das hat mir das Genick gebrochen. Am Schluss habe ich noch mitbekommen, dass es sehr eng wird", blickt Mlynek auf das dramatische Rennen zurück.

Bei den Frauen siegte Andrea Mayr (SVS) in ihrem ersten Hindernisrennen seit einem Jahr in 10:28,54 Minuten – und verabschiedete sich gleich zum „Harakiri“-Berglauf in Mayerhofen im Zillertal, wo sie am Sonntag antreten wird. Im längsten Laufbewerb der Meisterschaften, den 5000 Metern, setzten sich Martin Steinbauer (IGLA long life) in 14:18,68 Minuten und Martina Bruneder-Winter (Union Salzburg) in 17:29,18 Minuten. „Ich habe den klaren Sieg nicht erwartet. Meine Trainings waren nicht gut. Umso mehr freut es mich“, so Steinbauer, der seinen Trainingskollegen Michael Schmid (LCAV doubrava – 14:33,05) distanzieren konnte.

Siart siegt in 68,12 Meter
Benjamin Siart (SVS) war im Hammerwurf mit 68,12 Meter voran, aufgrund der Weite aber wenig erfreut: „Mit einem Wort: Furchtbar! Ich habe meinen Rücken gespürt, habe mich von vielen Dingen ablenken und ärgern lassen.“ Mit seiner im Juni erzielten Bestleistung von 72,29 Meter hat er aber bewiesen, dass er am Weg in Richtung Weltklasse Fortschritte gemacht hat. Das WM-Limit für Berlin von 74,30 Meter kam noch zu früh. Umso mehr hatte seine Schwester Julia Siart Grund zur Freude, die in persönlicher Bestleistung und ÖLV-Jahresbestleistung von 54,76 Meter Gold holte.

Egarter glänzt im Hochsprung-Duell mit Gollner
Tolle Leistungen und ein packendes Duell gab es im Hochsprung der Frauen: Die 18-jährige Mehrkämpferin Lisa Egarter (Union Raika Lienz) und Monika Gollner (ATV Feldkirchen) schafften beide 1,80 Meter im ersten Versuch. Gollner musste jedoch der um 17 Jahre jüngeren Osttirolerin den Vortritt lassen. „Das Alter macht sich eben doch bemerkbar …“, nahm sie den zweiten Platz trotz der guten Höhe von 1,80 Meter gelassen. Egarter übersprang auch noch 1,83 Meter und jubelte über eine neue persönliche Bestleistung und ÖLV-Jahresbestleistung. „Es war ein super Bewerb! Das ist eine Genugtuung für mich, nachdem ich bei der U20-EM nicht meine Leistungen zeigen konnte.“

Harte Kämpfe über 800 Meter
Über 800 Meter mussten die Favoriten hart um ihre Titel kämpfen. Andreas Rapatz (VST Völkermarkt), der am Vortag mit 1:48,12 Minuten in Leverkusen neue persönliche Bestleistung gelaufen war und um 4:40 Uhr früh nach Linz abgereist ist, kontrollierte das Rennen von der Spitze weg. In der Schlusskurve attackierte Raphael Pallitsch (L-impuls Oggau) und lieferte ihm einen harten Kampf bis zur Ziellinie. Am Ende war der Kärntner mit 1:52,12 Minuten um 0,06 Sekunden voran. Felix Kernbichler (SVS) holte ebenfalls knapp dahinter in 1:52,86 Minuten Bronze. „Ich habe nicht gedacht, dass es solche Gegenwehr gibt“, freute sich Rapatz über Staatsmeisterschaftsgold im neunten Jahr in Folge.

Bei den Frauen hefteten sich Lisa Maria Leutner (team2012.at) und Lydia Windbichler (LC Villach) wie ein Schatten an die führende Sabine Kreiner (ATSV Linz). In 2:10,88 Minuten holte Kreiner ihr erstes Gold der Titelkämpfe. Leutner war in 2:11,49 Minuten dicht dahinter an zweiter Stelle.

Gratzer vor Weißhaidinger im Kugelstoß
Im Kugelstoß holte Martin Gratzer (TLC ASKÖ Feldkirchen) das erwartete Gold. Mit 17,89 Meter riss allerdings seine tolle Serie von 18m-Wettkämpfen ab. „Schade, dafür bin ich mit dem zweiten Platz im Diskuswurf mit 48,09m sehr zufrieden. Der Bewerb hat in der prallen Sonne sehr lange gedauert. Da fehlte mir fürs Kugelstoßen etwas die Kraft.“ Silber holte sich Nachwuchs-Ass Lukas Weißhaidinger (ÖTB OÖ), der mit der 2kg-Kugel auf 15,74 Meter kam, dabei fünf Versuche über der 15-m-Marke schaffte und sich vor Gerhard Zillner (SVS – 15,11m) durchsetzen konnte.

Bianca Dürr dominiert Weitsprung
Im Weitsprung der Frauen verteidigte Bianca Dürr (TS Bregenz Stadt) mit 6,21 Meter ihren Titel. Die 20-jährige Ramona Oberlechner (ULV Krems) steigerte sich auf 6,02 Meter und holte Silber vor Junel Anderson (IAC Pharmador), die exakt bei 6,00 Metern landete. Sehr dicht auf den Fersen Michaela Egger (Atus Gratkorn) und Marina Kraushofer (SVS), die beide 5,97 Meter schafften.

Österreichische Leichtathletik Staatsmeisterschaften, Sieger des 1. Tages
Linz, 1. August 2009

Männer
100 m: Ryan Moseley (Union Salzburg) 10,51 (-1,7)
400 m: Clemens Zeller (ULV Krems) 46,64
800 m: Andreas Rapatz (VST Laas Völkermarkt) 1:52,12min
5.000 m: Martin Steinbauer (SU IGLA long life) 14:18,68min
3.000 m Hindernis: Martin Pröll (SK Vöest) 8:49,76min
Weit: Roland Schwarzl (Union Salzburg) 7,41m
Stabhoch: Roland Schwarzl (Union Salzburg) 5,00m
Kugel: Martin Gratzer (TLC ASKÖ Feldkirchen) 17,89m
Hammerwurf: Benjamin Siart (SVS) 68,12m
Diskus: Gerhard Mayer (SVS) 59,09m

Frauen
100 m: Doris Röser (TS Lauterach) 11,77 sec
400 m: Doris Röser (TS Lauterach) 53,89 (PB, ÖLV Jahresbestleistung)
800 m: Sabine Kreiner (ATSV Linz) 2:10,88 min
3.000 m Hindernis: Andrea Mayr (SVS) 10:28,54 min
5.000 m: Martina Bruneder-Winter (Union Salzburg) 17:29,18 min
Hoch: Lisa Egarter (Union Raika Lienz) 1,83m (PB, ÖLV Jahresbestleistung)
Weit: Bianca Dürr (TS Bregenz Stadt) 6,21m
Speer: Elisabeth Pauer (SVS) 53,61m
Hammer: Julia Siart (SVS) 54,76m (PB, ÖLV Jahresbestleistung)

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Andreas Maier | 1.8.2009

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