Andrea Mayr schafft Bravourstück bei Berglauf-Europameisterschaft

• Bronze hoch über dem Stubaital: „Das war mein persönlicher Sieg!“
• Die Schweizerin Martina Strähl und der Türke Ahmet Arslan gewinnen die EM-Titel
• Hohenwarter überraschend an zwölfter Stelle bei den Männern
• Juniorenbewerbe in türkischer Hand. Leutner 16., Mayer 17.

Es war ein außergewöhnliches Bravourstück, das Andrea Mayr bei der Berglauf-Europameisterschaft in Telfes im Stubai zustande brachte. Zwölf Wochen nach ihrem Sieg beim Vienna City Marathon, elf Wochen nach einer Sehnenoperation und sechs Wochen nach vorsichtiger Wiederaufnahme des Lauftrainings erreichte die 29-Jährige in Telfes bei der Berglauf-Europameisterschaft die Bronzemedaille. Im Rennen auf der 9,5 Kilometer langen Strecke mit 950 Meter Höhenunterschied waren nur die Schweizerin Martina Strähl in 54:39 Minuten und die Italienerin Valentina Belotti mit 55:28 Minuten vor ihr. Mayrs Zeit war 56:55 Minuten, womit sie Bronze um 23 Sekunden vor der italienischen Co-Favoritin Renate Rungger rettete.

Fast schon aufgegeben: „War sehr am Limit“
„Das war mein persönlicher Sieg heute! Ich bin überglücklich. Dieser dritte Platz zählt genauso viel wie meine Siege im letzten Jahr. Mit der kurzen Vorbereitung war das wirklich verdammt schwer heute“, jubelte Mayr im Ziel am Sennjoch in 2260 Meter Seehöhe. „Anfangs war ich Zweite, dann die meiste Zeit an vierter Stelle. Auf dem langen Flachstück sind die Läuferinnen hinter mir immer näher gekommen. Ich habe es fast schon aufgegeben. Das ganze Rennen war sehr am Limit. Im letzten Steilstück habe ich die Renate Rungger noch überholen können und Bronze geschafft.“

Strähl erstmals ganz oben
Mit der 22-jährigen Schweizerin Martina Strähl (Nr. 258 am Bild) hat der Berglauf ein neues Siegergesicht bei internationalen Meisterschaften. 2006 wurde sie hinter Andrea Mayr bereits Vize-Weltmeisterin, nun hat sie den Schritt ganz nach oben geschafft: „An den Sieg hätte ich vorher nie gedacht. Ich habe es bis kurz vor dem Ziel nicht geglaubt. Erst am letzten, extrem steilen Kilometer konnte ich die führende Italienerin Belotti überholen.“ Italien siegte in der Teamwertung der Frauen dennoch klar. Österreich kam mit Andrea Mayr, Petra Summer (31. / 1:02:54 Std.), Carina Lilge-Leutner (39. / 1:04:17) und Margit Egelseder (44. / 1:05:11) auf den guten siebten Rang unter jenen 16 Ländern, die eine komplette Mannschaft mit mindestens drei Läuferinnen gestellt hatten.

Triple-Sieg für Türken Arslan – Hohenwarter starker Zwölfter
Bei den Männern feierte Ahmet Arslan seinen dritten EM-Titel in Folge. Der Türke siegte auf der 11 Kilometer langen Herren-Strecke mit 1300m Höhenunterschied in 58:29 Minuten vor dem Italiener Marco de Gasperi (59:09) und dem Schweizer Sebastian Epiney (59:19). Überraschend stark und weit vorne im Klassement präsentierte sich Marathonspezialist Markus Hohenwarter (LC Villach). Der Kärntner holte in 1:01:36 Stunden als bester Österreicher den zwölften Platz. „Das war ein perfekter Lauf für mich. Beim Start war ich nur 50., dann hab ich kontinuierlich aufgeholt. Die flacheren Passagen habe ich gut nutzen können. Diese Abschnitte kamen mir läuferisch entgegen. In den echten Steilstücken habe ich aber gut mithalten können und nichts verloren.“ Staatsmeister Bernd Weberhofer (KSV Leichtathletik) kam in 1:03:51 Stunden auf Platz 29. „Ich habe im Flachen immer versucht, an Markus dranzubleiben. Da habe ich etwas zu viel Kraft verbraucht und konnte in den Steilstücken nicht mehr zusetzen. Es war trotzdem eine gute Leistung, auf der ich aufbauen kann, so der 22-jährige Steirer. In der Nationenwertung erreichten die ÖLV-Männer mit Hohenwarter, Weberhofer, Thomas Heigl (37. / 1:05:19) und Jürgen Mock (44. / 1:06:27), der für den erkrankten Robert Stark nachnominiert wurde, den neunten Rang unter 19 Teams.

Juniorenbewerbe von Türkei dominiert
Die erstmals als offizielle EM-Bewerbe ausgetragenen Juniorenrennen waren fest in türkischer Hand. Bei den Burschen, die auf der gleichen 9,5km-Strecke wie die Damen rannten, siegte Yusuf Alici in 50:29 Minuten. Jakob Mayer (TS Dornbirn) kam in 55:11 Minuten als bester ÖLV-Läufer auf den 17. Rang. Gemeinsam mit Leopold Reissner (25. / 56:52), Martin Mattle (40. / 58:41) und Gernot Huterer (47. / 1:01:12) kam das Team auf den achten Platz unter jenen 14 Nationen, die eine komplette Mannschaft stellten.

Bei den Juniorinnen über 4 Kilometer und 340 Höhenmeter gab es sogar einen türkischen Dreifacherfolg, angeführt von Derya Altintas in 23:15 Minuten. Beste ÖLV-Läuferin war Lisa-Maria Leutner (team2012.at), die in 25:14 Minuten den 16. Rang holte. Im Team mit Sophie Wallner (34. / 27:25) und Michaela Mandlbauer (37. / 30:18) war dies Rang zehn unter 14 Ländern.

Der Kurs in Telfes kombinierte enge Waldwege, lang gezogene Steigungen auf Schotterstraßen, auch leichte Bergab-Stücke mit extrem steilen Passagen durch Fels- und Latschengelände. Vor allem die letzen 1,5 Kilometer bis ins Ziel am Sennjoch mit rund 350 Höhenmetern verlangten den Läuferinnen alles ab. Bewährte Wander-Faustregeln wie „pro 100 Höhenmeter eine Viertelstunde“ wurden an diesem Tag jedoch von allen 250 Teilnehmern außer Kraft gesetzt.

Gruber: „Medaille ist sensationell! - Aufwärtstrend setzt sich fort.“
ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber war von Andrea Mayrs Auftritt erfreut und überrascht: „Diese Medaille ist sensationell. Mit dieser Vorgeschichte – Marathon, Verletzung, Operation - hätte ich ihr das vor einigen Wochen noch nicht zugetraut. Sie ist eine unglaubliche Kämpferin. Unsere Läufer hier haben in jedem EM-Bewerb gute Leistungen gebracht und sich mannschaftlich kompakt präsentiert. Generell haben wir in den letzten Tagen starke und erfreuliche Zeichen gesetzt: Silber von Clemens Zeller bei der Universiade, der vierte Platz von Lukas Weißhaidinger bei der U18-WM in Brixen und nun Bronze von Andrea Mayr bei der Berglauf-EM. Der Aufwärtstrend setzt sich fort.“

Infos & komplette Ergebnisse: www.emrc2009telfes.org

Weitere Fotos (von Willy Lilge) HIER

gefördert durch

Andreas Maier | 12.7.2009

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