Starke Auftritte von Österreichs Top-Läufern

• Nigeria: Andrea Mayr siegt bei höchstdotiertem Berglauf der Welt und schlägt Halbmarathon-Vizeweltmeisterin
• Melbourne: Günther Weidlinger Fünfter bei „Great Australian Run“ über 15km, Gebrselassie siegt
• Basel: Martin Pröll an siebter Stelle bei 10km-Stadtlauf

Innerhalb der Berglaufszene hat Andrea Mayr bereits gewonnen, was es zu gewinnen gibt: Europameisterschaften und zweimal die World Trophy (die ab 2009 zur offiziellen Weltmeisterschaft aufgewertet wird). Nun hat die ÖLV-Rekordhalterin am 29. November beim höchstdotierten Berglauf der Welt, dem „Obudu Ranch“ Mountain Race in Nigeria, gegen Weltklasseläuferinnen aus verschiedenen Disziplinen den sportlich wohl wertvollsten Erfolg ihrer Karriere gefeiert (Bild rechts: Danny Hughes). Die 29-jährige Medizinerin triumphierte im Rennen über 11,25 Kilometer mit 810 Metern Höhendifferenz in Streckenrekordzeit von 51:14 Minuten vor den Äthiopierinnen Angelina Mutheu Mutuku (52:17) und Rehima Kedir (52:51), der Obudu-Siegerin von 2006. An vierter Stelle landete die aktuelle Halbmarathon-Vizeweltmeisterin Aselefech Mergia. Bei den Männern siegte der Äthiopier Abebe Dinkesa, ein 60:03-min-Halbmarathonläufer, in 42:42 Minuten. Das Rennen ist mit insgesamt 227.000 US-Dollar Preisgeld dotiert. Die Sieger erhalten je 50.000 Dollar.
Bereits 2006 startere Andrea Mayr bei diesem Rennen - damals wurde sie mit 54:46 Minuten Vierte.

Vizeweltmeisterinnen hatten das Nachsehen
„Ich habe nie gedacht, dass ich dieses Rennen gewinnen könnte“, war Andrea Mayr überglücklich, die nach 29-stündiger Rückreise am Montagmorgen wieder in Wien angekommen ist. „Es waren so viele starke Läuferinnen im Feld. Vom Beginn weg hab ich mich auf mich selbst konzentriert und bin mein eigenes Tempo gelaufen. Nach einem Kilometer war ich ca. an 20. Stelle. Dann habe ich immer überholt und habe mich über jeden Platz gefreut. Lange Zeit war ich Zweite. Ungefähr einen Kilometer vor dem Ziel hab ich das Führungsfahrzeug vor mir gesehen. Ich habe gemerkt, dass die führende Läuferin keine Kraft mehr hatte. Ich habe sie schnell eingeholt und bin gleich nach vor.“ Diese Läuferin, die Äthiopierin Mestewat Tufa, konnte heuer in Edinburgh Silber bei der Crosslauf-WM erobern, ist danach eine hervorragende 10.000-m-Bestzeit von 30:38,33 Minuten gelaufen und hat vor zwei Wochen in Nijmegen (NED) in 46:56 Minuten den 15-km-Weltrekord nur um eine Sekunde verfehlt. Während Andrea Mayr über ihren auf den letzten 200 Metern eroberten Sieg jubelte, ist Tufa kurz vor dem Ziel kollabiert und hat das Rennen nicht mehr beendet. Auf die folgende Läuferin Angelina Mutheu Mutuku hatte Mayr 1:03 Minuten Vorsprung.

Afrikanerinnen in Afrika geschlagen
Der Erfolg hat aus zwei Gründen besonderes Gewicht: Zum einen war die Konkurrenz hochkarätig und von der Papierform her weitaus höher einzuschätzen als Mayr. Zum anderen war die Strecke in Nigeria nicht mit europäischen Bergläufen vergleichbar, wo oft in schwierigem alpinem Gelände gelaufen wird. Das „Obudu Ranch“-Rennen war ein Bergstraßenlauf mit deutlich geringerer Steigung als sonst im Berglauf üblich. Diese Charakteristik, so dachte man, würde die schnellen Straßen- und Bahnläufer bevorzugen. Mayr: „Dieser Sieg ist eine große Genugtuung. Bei Berglauferfolgen heißt es oft: ‚Ja, schön, aber es sind ja keine Afrikaner am Start.’ Jetzt ist es mir gelungen in Afrika, bei dortigem Klima, auf einer Strecke, die mir nicht sonderlich entgegenkommt, einige der weltbesten Läuferinnen zu schlagen. Das freut mich riesig.“

Günther Weidlinger starker Fünfter in Melbourne
In Melbourne erkämpfte Günther Weidlinger (IGLA long life) beim „Great Australian Run“ über 15 Kilometer in einem Weltklassefeld den fünften Platz: „Ich bin mit dem Rennen sehr zufrieden, vor allem weil ich gegen Ende immer stärker geworden bin“, kommentierte der Oberösterreicher, der seit Anfang November in Australien trainiert, um dort in Falls Creek auf 1.650m Höhe an der Grundlage für sein Marathondebüt in Wien 2009 zu arbeiten.

Den Sieg holte sich Marathon-Weltrekordler Haile Gebrselassie in 42:40 Minuten vor dem kenianischen Halbmarathon-Ass Patrick Makau Musyoki (43:15) und zwei australischen Läufern, Collis Birmingham (43:35) und dem WM-Dritten Craig Mottram (44:08). Weidlinger kam auf 44:17 Minuten. „Für mich war das Rennen sogar ein wenig zu kurz, denn ich hätte dieses Tempo noch länger halten können. Für meinen Marathonplan ist das natürlich ein gutes Zeichen. Die 10km Marke passierte ich bei 29:41, die letzten 5km lief ich dann in 14:36, also deutlich schneller als zuvor, obwohl ich zu 90% Gegenwind hatte.“ Im Frauenrennen siegte Marathon-Weltmeisterin Catherine Ndereba (KEN) in 50:43 Minuten.
 

Countdown Cross-EM: Pröll bei Basler Stadtlauf an siebter Stelle, Steinbauer & Co. in Mödling
Einen guten Test für die bevorstehende Crosslauf-Europameisterschaft (14.12. in Brüssel) zeigte Martin Pröll (SK Vöest). Der Freistädter erreichte am Samstagabend beim Basler Stadtlauf über 10 Kilometer in 29:15,3 Minuten den siebten Platz. Den Sieg holte sich der Äthiopier Chengere Tolossa in 28:56,8 Minuten. Bester Europäer war der Schweizer Marathon-Star Viktor Röthlin, der in 29:05,5 Minuten nicht weit vor dem oberösterreichischen Hindernis-Spezialisten lag.

Der Countdown zur Cross-EM wurde auch beim Mödlinger Altstadtadventlauf eingeläutet. Martin Steinbauer, ebenso wie Pröll in Vorbereitung auf Brüssel, siegte auf der Langstrecke über 10,52km in sehr flotten 32:19 Minuten vor Christian Pflügl (LCAV doubrava, 33:52min). Auf der Kurzstrecke über 5,24km testeten die fürs U23-EM-Rennen nominierten Valentin Pfeil (LAC Amateure Steyr – Zweiter in 16:20min) und Felix Kernbichler (SVS – Dritter in 16:34min) ihre Form. Georg Mlynek (SK Vöest) war als Sieger nach 16:04 Minuten der Schnellste. Lisa Maria Leutner (team2012.at), in Brüssel beim U20-Bewerb am Start, tankte mit einem Sieg bei den Wiener Crosslaufmeisterschaften Selbstvertrauen für die EM.

 

Andreas Maier | 30.11.2008

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