Österreichs Leichtathleten in Peking

Vorschau auf die Olympiabewerbe von Günther Weidlinger (10.000m), Gerhard Mayer (Diskus) & Eva Maria Gradwohl (Marathon)

Bei den Leichtathletikbewerben der Olympischen Spiele 2008 ist Österreich mit Eva Maria Gradwohl (Marathon), Gerhard Mayer (Diskuswurf) und Günther Weidlinger (10.000 Meter) vertreten. Das Team wird ab 16. August, gleich an den ersten Tagen des Leichtathletikprogramms, seine Starts in Peking absolvieren. ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber: „Unsere Athleten haben sich ihre Ziele hoch gesteckt, das müssen sie auch. Wenn sie diese nur annähernd erreichen, können wir uns freuen. Für Günther Weidlinger wäre über 10.000 Meter ein Top-12 Platz ein sehr schöner Erfolg. Sollte Diskuswerfer Gerhard Mayer, wie von ihm angestrebt, tatsächlich das Finale erreichen, hat er mehr als nur überrascht. Für Eva Maria Gradwohl geht es im Marathon darum, mit den Bedingungen zurecht zu kommen. Ein Platz um die 30 wäre passabel. Genauere Einschätzungen sind erst möglich, wenn die Entry-Lists bekannt sind. Generell bin ich sehr froh, dass das ÖOC alle Heimtrainer – Heinrich Weidlinger, Gregor Högler und Harald Bauer – mit je einer Voll-Akkreditierung ausgestattet hat. Das ist für die Vorbereitung der Athleten sehr wichtig. Ich hoffe, dass unsere Aktiven durch ihren Einsatz im Kreis der Weltbesten die Zuschauer in Österreich für die Leichtathletik, die olympische Kernsportart schlechthin, begeistern können.“

25 Stadionrunden gegen die Nicht-Afrikaner
Der international renommierteste Athlet im ÖLV-Team, Günther Weidlinger, startet am Sonntag, 17. August sein Rennen über 10.000 Meter. Seit 3. August ist er zur Akklimatisierung und finalen Vorbereitung bereits im ÖOC-Camp in Hongkong. Der 30-jährige Oberösterreicher nimmt bereits an seinen dritten Olympischen Spielen teil. Ein starker achter Platz vom Finale über 3.000m Hindernis in Sydney 2000 ist sein bestes Resultat. In seinem Bewerb über 25 Stadionrunden möchte er im Duell „Afrika gegen den Rest der Welt“ gute Figur abgeben: „Ich will mich mit den besten Nicht-Afrikanern matchen und wenn möglich der Beste davon werden. Ich muss mein eigenes Rennen laufen, denn man kann sich bei den schwierigen Bedingungen wahrscheinlich ziemlich leicht „abstechen“, wenn man zu schnell anläuft.“

Sein am 4. Mai erzielter ÖLV-Rekord von 27:36,46 Minuten ist die zweitschnellste Marke eines Europäers in diesem Jahr. ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber: „Der 10.000-m-Bewerb ist eines der Highlights der Spiele überhaupt. Das Feld ist voll gepackt mit Stars und Medaillengewinnern. Die zwei stärksten Läufer des vergangenen Jahrzehnts, Weltrekordler und Titelverteidiger Kenenisa Bekele und Lauflegende Haile Gebrselassie sowie weitere Asse aus Äthiopien, Kenia und Eritrea sorgen für eines der bestbesetzten Langstreckenrennen der letzten Jahre. Es ist damit zu rechnen, dass die Spitze bei entsprechendem Rennverlauf auch Läufer überrunden wird, die sich in den Top-10 platzieren. Für Günther ist es eine große Herausforderung, sich dieser afrikanischen Dominanz zu stellen. Auch die nicht-afrikanische Konkurrenz darf nicht unterschätzt werden. Günther ist aber routiniert und weiß, was auf ihn zukommt. Er hat heuer den Umstieg vom Hindernislauf auf die längste Stadiondistanz bravourös vollzogen. Ein Platz unter den ersten zwölf wäre ein sehr schöner Erfolg für ihn.“ Weidlinger wird am 12. August von Hongkong nach Peking reisen.

Diskuswerfer mit Überraschung im Sinn
Den Auftakt für das ÖLV-Team bestreitet am Samstag, 16. August, Diskuswerfer Gerhard Mayer. Am 13. August fliegt er von Wien direkt nach Peking. Der Universiade-Sieger von 2007 hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Angesprochen auf seine Erwartungen und Ziele für Peking sagt er: „Ich erwarte nicht, darin steckt warten. Das ist zu passiv. Mein Ziel ist das Finale.“ Als erster österreichischer Olympia-Diskuswerfer seit München 1972 müsste der 28-jährige Niederösterreicher in der Qualifikation eine Weite von wohl deutlich über 62 Metern erzielen, um den Endkampf der Top-12 zu erreichen. „Der Erfolg bei der Universiade in Bangkok unter ähnlichen Bedingungen hat ihm viel Selbstvertrauen gegeben“, so ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber. „Er hat in der Qualifikation nur drei Versuche und muss dabei in die Nähe seiner Bestleistung von 62,85m kommen. Das ist außerordentlich schwierig. Eine Qualifikationsrunde am Vormittag hat aber immer eigene Gesetze. Das gilt auch für Werfer mit deutlich stärkeren Bestweiten. Es ist wichtig, dass jemand eine Leistung auf hohem Niveau konstant reproduzieren kann. Darin ist Gerhard stark. Das Finale ist ein sehr hohes Ziel für ihn, das aber nicht ganz illusorisch ist.“

Erste Österreicherin bei einem Olympiamarathon
Am Sonntag, 17. August um 7:30 Uhr Ortszeit wird Eva Maria Gradwohl eine doppelte Premiere erleben. Sie startet bei ihrer ersten internationalen Meisterschaft und als erste Österreicherin überhaupt bei einem Olympiamarathon. Von Felix Kwieton 1906 bis Michael Buchleitner 2004 waren zehn männliche Läufer aus Österreich bei einem olympischen Marathonlauf am Start, zum Teil sogar mehrmals (Adolf Gruber dreimal, Buchleitner und Kwieton je zweimal). Eine Läuferin hat dies jedoch, seit 1984 der Marathonlauf auch für Frauen ins olympische Programm aufgenommen worden ist, noch nie geschafft. Gradwohl will unter sicherlich sehr schwierigen äußeren Bedingungen ihr Leistungspotenzial voll abrufen: „Es wäre ein großer Erfolg, wenn ich es schaffe, den Abstand zur Siegerin ebenso gering halten zu können wie meine Bestzeit von der Weltjahresbestzeit entfernt ist – was immer das für eine Platzierung ist. Ich laufe mein eigenes Rennen und freue mich darauf“, so die 35-jährige Steirerin.
ÖLV-Sportdirektor Hannes Gruber: „Die Grundfrage beim Marathon in Peking lautet: Wer kommt mit den Bedingungen am besten zurecht? Die Marathonläufer haben unter der zu erwartenden Hitze und der schlechten Luftqualität sicher am meisten zu leiden. Saisonbestzeiten haben oft wenig Aussagekraft. Eva Maria hat aber in der Vergangenheit bewiesen, dass sie mit hohen Temperaturen gut umgehen kann. Ich erwarte eine hohe Drop-Out Quote. Mit kluger Laufeinteilung könnte für Eva Maria ein Resultat um Platz 30 möglich sein.“ Gradwohl wird am 12. August von Wien nach Peking reisen.

Olympiaprogramm der ÖLV-Athleten
Samstag, 16. August, 10:40 oder 12:05 Uhr (4:40 oder 6:05 Uhr): Gerhard Mayer / Diskus Qualifikation
Sonntag, 17. August, 07:30 Uhr (01:30 Uhr): Eva Maria Gradwohl / Marathon
Sonntag, 17. August, 22:45 Uhr (16:45 Uhr): Günther Weidlinger / 10.000 Meter
Dienstag, 19. August, 21:00 Uhr (15:00 Uhr): Gerhard Mayer / Diskus Finale*

(Zeitangaben in Klammer: MESZ)
* falls qualifiziert

>> "Ni hao!" Die ÖLV-Olympiateilnehmer im Porträt


Fotos: Mosshammer, S@ndy, Seeböck (2)

Andreas Maier | 04.08.2008

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