Leichtathletik Staatsmeisterschaften – 1. Tag

Saisonbestleistung für Müller-Weissina - Moseley vom Sturm verblasen - ÖLV-Vorstand nennt Athleten, die zur Olympianominierung vorgeschlagen werden

Mit Temperaturen um 25°C gab es angenehme Zuschauer-Bedingungen am ersten Tag der Leichtathletik-Staatsmeisterschaften in Kapfenberg. Der teils heftige Wind hat allerdings die Leistungen in vielen Bewerbe beeinträchtigt. Olympialimits sind nicht mehr erbracht worden. Der Vorstand des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes hat am Samstag, 19. Juli unmittelbar nach den für die Olympia-Qualifikation relevanten Staatsmeisterschaftsbewerben den ÖLV-Vorschlag für die OÖC-Olympianominierung fixiert. Neben den drei AthletInnen mit bereits frühzeitig erbrachter Limitleistung – Eva Maria Gradwohl (Marathon), Gerhard Mayer (Diskus) und Günther Weidlinger (10.000m) – wurden folgende Aktive dem ÖOC zur Entsendung vorgeschlagen:

Andrea Mayr, 3.000m Hindernis – 9:47,61min (ÖOC-Norm 9:46,00)
Die Athletin hat am 2. Juli in Namur (BEL) mit dieser Leistung ihren eigenen ÖLV-Rekord verbessert und die ÖOC-Norm nur um 1,61 Sekunden verfehlt. Eine Erkältung vom Höhentrainingscamp in St. Moritz vergangene Woche hat sie bereits überwunden, was die zweifache WM-Teilnehmerin auch bei den Staatsmeisterschaften in Kapfenberg mit drei Starts unter Beweis gestellt hat.

Bettina Müller-Weissina, 100m – 11,37sec (ÖOC-Norm 11,32)
Die Athletin hat sich bei den Staatsmeisterschaften in hervorragender Verfassung präsentiert. Einer Saisonbestleistung im Vorlauf (11,40) folgte eine weitere Verbesserung im Finale auf 11,37. Damit fehlen der Olympiateilnehmerin von Athen 2004 auf die ÖOC-Norm 0,05 Sekunden.

Roland Schwarzl, Zehnkampf (ÖOC-Norm 7.950 Punkte)
Der Athlet ist derzeit noch bei den offenen tschechischen Meisterschaften im Zehnkampf im Bewerb. Der ÖLV schlägt den Olympia-Zehnten von Athen 2004 zur Nominierung vor, wenn er zumindest 7.900 Punkte erzielt.


Saisonbestleistung bei Staatsmeisterschaften für Müller-Weissina
Bettina Müller-Weissina (LCC Wien) glänzte in Kapfenberg mit zwei Saisonbestleistungen über 100 Meter. Schon im Vorlauf zeigte sie mit 11,40 Sekunden (+0,5m/s Rückenwind) ihre steigende Form. Im Finale erzielte sie mit 11,37 Sekunden (+0,7) nochmals eine Steigerung und kam damit bis auf 0,05 Sekunden ans ÖOC-Olympialimit heran. „Die Form geht dort hin, wo sie sein soll. Es war sicher eines meiner besten Rennen überhaupt“, kommentierte sie. Doris Röser (TS Lauterach) war in 11,93 Zweite vor Beate Schrott (Union St. Pölten - 12,26).


Moseley im Sturm chancenlos
Die Limit-Ambitionen von Ryan Moseley (Union Salzburg) wurden im wahrsten Sinn des Wortes verblasen. Bei „Gegensturm“ von 5,4 m/s siegte der Neo-Österreicher in 10,84 Sekunden. „Ich bin noch nie bei solchen Bedingungen gelaufen. Ich habe mein Bestes getan, es war vielleicht mein bestes Rennen in dieser Saison, aber den Wind kann ich nicht kontrollieren“, so Moseley. Mit seiner Saisonbestleistung, zugleich persönlicher Bestleistung, von 10,31 Sekunden beim Austrian Top4 Meeting in Villach ist er dem ÖOC-Limit von 10,25 bis auf 0,06 Sekunden nahe gekommen. Bei den Staatsmeisterschaften siegte er vor seinem Vereinskollegen Roland Kwitt (10,95) und Junioren-WM-Teilnehmer Bernhard Chudarek (SVS – 11,08). In den Vorläufen war Roland Kwitt mit 10,56 (-1,5) der Schnellste. Beachtlich die Leistungsdichte: Für die Finalteilnahme war eine Zeit unter 11 Sekunden nötig. Lukas Reiter schaffte als Achter in 10,98 (-0,9) gerade noch den Einzug.

Zeller & Pröll siegen ohne Limits
Clemens Zeller (ULV Krems) erzielte über 400 Meter in einem mutigen Rennen Saisonbestleistung von 46,35 Sekunden und hat gezeigt, dass seine Formkurve nach Überlastungsproblemen wieder klar in die richtige Richtung zeigt. „Das Rennen war nicht schlecht. Mein letzter 400-m-Lauf liegt ein Monat zurück. Das hat es schwierig gemacht, um richtig in den Lauf rein zu kommen. Auch der Gegenwind auf der Zielgeraden war nicht gerade einfach. Aber das Limit wäre heute nicht drin gewesen.“ Erwartungsgemäß souverän trat Betina Germann (KLC) bei den Frauen auf und siegte in 54,87 Sekunden.


Martin Pröll (SK Vöest) hat kurzfristig in Kapfenberg seine Olympiachance über 3.000m Hindernis gesucht, nachdem ihm beim ursprünglich avisierten Meeting in Heusden (BEL) kein Startplatz garantiert werden konnte. In 8:47,14 Minuten blieb er jedoch klar über der geforderten Zeit von 8:24,60. Prölls Saisonbestleistung steht bei 8:28,30 Minuten, gelaufen bei seinem ersten Hindernisrennen in diesem Jahr am 16. Juni in Prag. „Auf den letzten Runden hatte ich leider nichts mehr drin, auch technisch konnte ich nicht mehr gut über die Hindernisse laufen. So war es leider in all meinen Hindernisrennen in diesem Jahr“, so Pröll. Bei den Frauen war Hindernisrekordlerin Andrea Mayr (SVS) sowohl über 3.000m Hindernis in 10:10,02 Minuten als auch über 5.000 Meter in 17:41,67 Minuten siegreich: „Ich wollte meine Rennen ohne Druck machen, es ist gut gelaufen.“ Am 2. Juli war die zweifache WM-Teilnehmerin in Namur (BEL) ÖLV-Rekord über die Hindernisse in 9:47,61 Minuten gelaufen, nur 1,61 Sekunden über dem Olympialimit.


Weidlinger & Mayer siegen aus der Peking-Vorbereitung heraus
Die bereits für Peking qualifizierten Stadionathleten, Günther Weidlinger und Gerhard Mayer, haben in Kapfenberg klare Siege gefeiert. Weidlinger war über 5.000 Meter (in Peking wird er 10.000m bestreiten) in einem Solorennen nach 14:07,93 Minuten erfolgreich: „Ich bin zufrieden damit. Ich wollte zwar etwas schneller, aber ich habe mich nicht hundertprozentig gefühlt. Nach dem harten Höhentraining in St. Moritz war es doch eine Umstellung hier zu laufen.“ Mayer hatte im Diskuswurf mit nachteiligem Rückenwind zu kämpfen und kam als Sieger auf 59,84 Meter: „Nicht ganz, was ich mir vorgestellt habe. Ich wollte zumindest 60 Meter. Der Wind hat etwas an Weite gekostet, auch technisch waren die Würfe nicht perfekt. Aber für die Bedingungen und mein hartes Training in der letzten Zeit war es ganz gut.“

Im Speerwurf setzte sich ÖLV-Rekordlerin Elisabeth Pauer (SVS) mit 55,19 Meter, ihrer zweitbesten Leistung bisher, vor Elisabeth Eberl (AT Graz) durch, die mit 53,05 Meter bis auf einen Zentimeter an ihren U23-Rekord herangekommen ist und damit im dritten Versuch sogar in Führung gegangen war. Verena Brunnbauer (LAC Klagenfurt) steigerte als Dritte ihren Kärntner Rekord weiter auf 48,77 Meter.

Den Weitsprung der Frauen holte sich Bianca Dürr (TS Bregenz Stadt) mit 6,21 Meter den Titel vor Victoria Schreibeis (DSG Wien), der nur ein gültiger Versuch auf 6,17 Meter gelang. Schreibeis: "Ich habe viel Risiko genommen und auf einen längeren Anlauf umgestellt. Das hat leider nicht geklappt. Auch der wechselnde Wind war schwierig. Aber mit Ziel Olympialimit hab ich es so versuchen müssen." Michaela Egger (Atus Gratkorn) gelang mit 6,03 Meter an dritter Stelle ihr erster 6-m-Sprung. Die Windunterstützung war mit +2,7m/s leider etwas über dem gültigen Bereich.

Benjamin Siart (SVS) übertraf im Hammerwurf bei der dritten Veranstaltung in Folge die 70-m-Marke. Mit 70,31 Meter sicherte sich der 24-Jährige den Titel klar vor seinem Bruder Jan, der persönliche Bestleistung von 61,20 Meter erzielte.

Die 800-m-Läufe wurden zur Beute der beiden stärksten Läufer, die sich jeweils auf den letzten 100 Metern durchsetzten. Andreas Rapatz (VST Laas Völkermarkt) siegte in 1:51,85 Minuten, nachdem Matthias Kalkgruber (LAC Amateure Steyr – 1:52,05) eine Vierergruppe, in der auch Manuel Kronschläger und Felix Kernbichler mitkämpften, lange angeführt hatte. Rapatz schaffte zudem weniger als zwei Stunden später eine persönliche Bestleistung über 400 Meter. Seine 48,00 Sekunden (Silber hinter Clemens Zeller) deuten an, dass er heuer über 800 Meter noch Reserven hat. Bei den Frauen war es Elisabeth Niedereder (LT Burgenland Eisenstadt), die sich mit einem kräftigen Schlussantritt in 2:12,59 Minuten vor Aniko Vigh (LCC Wien – 2:14,78) durchsetzte und damit das Ergebnis aus der Halle umkehren konnte.

>> Vollständige Ergebnisse des 1. Tages der Staatsmeisterschaften

Österreichische Leichtathletik Staatsmeisterschaften, Sieger des 1. Tages
Kapfenberg, 19. Juli 2008

Männer
100 m: Ryan Moseley (Union Salzburg) 10,84 (-5,4)
400 m: Clemens Zeller (ULV Krems) 46,35
800 m: Andreas Rapatz (VST Laas Völkermarkt) 1:51,85min
5.000 m: Günther Weidlinger (SU IGLA long life) 14:07,93min
3.000 m Hindernis: Martin Pröll (SK Vöest) 8:47,14min
Weit: Alexander Moshammer (LAG Genböckhaus Ried) 7,21m
Stabhoch: Thomas Ager (Union Salzburg) 4,70m
Kugel: Martin Gratzer (TLC ASKÖ Feldkirchen) 17,90m
Hammerwurf: Benjamin Siart (SVS) 70,31m
Diskus: Gerhard Mayer (SVS) 59,84m

Frauen
100 m: Bettina Müller-Weissina (LCC Wien) 11,37 (+0,7) SB
400 m: Betina Germann (KLC) 54,87
800 m: Elisabeth Niedereder (LT Burgenland Eisenstadt) 2:12,59
3.000 m Hindernis: Andrea Mayr (SVS) 10:10,02 min
5.000 m: Andrea Mayr (SVS) 17:41,67min
Hoch: Marina Schneider (IAC Pharmador) 1,74m
Weit: Bianca Dürr (TS Bregenz Stadt) 6,21m
Speer: Elisabeth Pauer (SVS) 55,19m
Hammer: Martina Pehböck (Union St. Pölten) 50,47m
Andreas Maier | 19.07.2008

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