Hypomeeting Götzis 2008 - 1.Tag

Das traditionell beste Mehrkampfmeeting der Welt, das Hypomeeting in Götzis (VBG) (auch als Möslemeeting bekannt) wurde im Vorfeld durch viele prominente „Ausfälle“ bzw. Absagen geprägt.

Die Dominatorin des Siebenkampfes der letzten Jahre, die Schwedin Carolina Klüft widmet sich, unter anderem wegen Verletzungsproblemen, nun nur noch Einzeldisziplinen und wird wahrscheinlich keinen Mehrkampf mehr bestreiten. Ihre langjährige Mitstreiterin und „Erzrivalin“, die Britin Kelly Sotherton musste leider mit einer Nierenentzündung absagen. Kellys erst 22 Jährige Landsfrau Jessica Ennis, die das erste Mal in Götzis antrat, und die Vorjahreszweite Lyudmila Blonska (UKR) rutschten so also in die Favoritenrollen bei den Frauen.

Bei den Männern mussten sogar die besten drei Athleten des Vorjahres absagen. Weltrekordler Roman Sebrle (CZE) leidet immer noch an den Folgen seiner, bei der WM in Oska erlittenen Verletzung, Bryan Clay (USA) möchte in 4 Wochen (eigentlich genug Erholungszeit zwischen 2 Zehnkämpfen) bei den amerikanischen Trials starten, die als einzige Olympiaqualifikation gelten, und anscheinend keine Verletzung riskieren. Vorjahressieger Andrej Krauchanka (BLR) mußte ebenfalls verletzungsbedingt w.o. geben. Vizeweltmeister Maurice Smith (JAM) und der Kazache Dmitriy Karpov schlüpften damit in die Favoritenrollen.

Leider waren diesmal auch keine Österreicher am Start, da Roland Schwarzl mit einer leichten Verletzung sein Olympiavorhaben nicht gefährden wollte.

Meetingdirektor Konrad Lerch ließ sich aber durch diese Hiobsbotschaften nicht verunsichern und prophezeite gerade deshalb spannende und interessante Wettkämpfe. Er sollte recht behalten - neue Siegergesichter waren daher vorprogrammiert.

Siebenkampf:
Gleich sechs!! Russische und fünf Deutsche Athletinnen bildeten bei den Frauen die größten Abordnungen eines Landes.
Der erste Tag begann mit Regenwetter, das sich aber gerade noch rechtzeitg vor Wettkampfbeginn wieder verzog. Direkt vor den Hürden der Frauen gab es Sonnenschein, nur leichten Wind also sehr gute Bedingungen. Schon im ersten Lauf hagelte es Bestleistungen, die schnellsten Hürdenläuferinnen starteten aber im letzten Lauf. Gleich 2 Jessicas liefen im schnellsten Heat direkt nebeneinander: Jessica Ennis und die Kanadierin Jessica Zelinka. Wie erwartete gewann Jessica Ennis ihren Lauf in 13,36 (sie hat allerdings eine Bestleistung von 12,97s), die Russin Anna Bogdanova war aber in einem vorangegangenen Lauf einen Hauch schneller. Ihre Zeit: 13,35s. Newcomerin Olga Kurban (RUS) schloss sich als dritte mit 13,39s an, Lyudmilla Blonska (UKR) blieb mit 13,49s an der Spitze dran.

Beim Hochsprung purzelten wieder die Bestleistungen: Ennis, Blonska und Bogdanova gaben hier den Ton an. Das Publikum war begeistert von den Sprungkünsten der nur 1,64m großen Jessica Ennis, deren langfristiges Ziel der Olympiasieg 2012 bei den Olympischen Spielen im eigenen Land (London) ist. Doch auch heuer wird sie in Peking in dieser Form schon ein kräftiges Wörtchen mitreden. Als zweite Athletin übersprang sie 1,82m und machte es spannend, da sie diese Höhe erst im dritten Versuch schaffte. Danach entwickelte sich ein Kopf an Kopf Rennen zwischen den beiden verbliebenen Springerinnen. Beide schafften 1,85m, Jessica Ennis musste dann aber bei 1,88m mit einer, vorerst noch leichten, Fußverletzung aufgeben, während Bogdanova mit 1,88m noch persönliche Bestleistung sprang.

Den Kugelstoß dominierten wie erwartet die Litauerin Austra Skuyte und die Ukrainerin Natalia Dobrynska, die sich ebenfalls ein bis zum Schluß packendes Duell lieferten. Skuyte hatte am Ende mit 16,67m die Nase vorne, Dobrynska stieß aber mit 16,35m sogar Bestleistung. Anna Bogdanova erreichte mit 14,64m genauso wie Jessica Ennis (13,52m) ebenfalls Bestleistungen und führte nach 3 Bewerben mit nur 15 Punkten Vorsprung vor Ennis und 47 Punkten vor Blonska.

Der 200m-Lauf bescherte den Athletinnen wieder tolle Bedingungen. Über 1m Rückenwind blies die Läuferinnen ins Ziel. Überraschend gewann Karolyna Tyminska (POL)mit 23,42s vor der etwas höher eingeschätzten Jessica Ennis (23,59). Anna Bogdanova erzielte mit 24,42s eine für sie ebenfalls tolle Bestleistung und übernahm damit über Nacht die knappe 36-Punkte Führung vor Jessica Ennis und Lyudmilla Blonska, die allerdings schon 134 Punkte zurück liegt. Die ersten 5 Athletinnen rangieren innerhalb von 190 Punkten- dies lässt auf einen spannenden zweiten Siebenkampf-Tag hoffen!

Ergebnisse nach dem ersten Tag:
1. Bogdanova, Anna (RUS)- 3930 Pkte (13,35/1,88/14,64/24,42)
2. Ennis, Jessica (GBR)- 3894 Pkte (13,36/1,85/13,52/23,59)
3. Blonska, Lyudmila (UKR)- 3796 Pkte (13,49/1,79/14,45/24,28)
Nach dem 200 Meter Lauf gab Jessica Ennis bekannt, dass ihre Fußvereltzung doch schwerer als gedacht ist, sie kann daher am Zweiten Tag nicht mehr starten.


Zehnkampf:

Beim 100m Lauf der Männer war die Sonne schon wieder verschwunden, der Wind mit den Athleten allerdings relativ gnädig. Dies zeigten auch gleich neun Zeiten unter 11sec. Schnellster war der Deutsche Jacob Minah mit einer neuen Bestleistung von 10,78s vor seinem deutschen Kollegen Arthur Abele mit 10,83s. Einer der Favoriten, Dmitriy Karpov hielt sich mit 10,85s ebenfalls schadlos und Maurice Smith sorgte für Spannung mit nur einer Hundertstel dahinter (10,86s).

Den Weitsprung bezeichnete der Stadionsprecher zu Recht als: „Tag der roten Fahne“- viele ungültige Sprünge bei schwierigen, da wechselnden Bedingungen waren zu sehen. Einen tollen Satz machte Alexey Drozdov (RUS). Er sprang mit 7,78m am weitesten und übernahm damit auch die Führung im Gesamtklassement. Pech hatte der Deutsche Norman Müller- er übertrat gleich dreimal und sorgte damit für ein Raunen im gut gefüllten Zuschauerbereich in dem vor allem sehr viele Deutsche Fans angereist waren.




Der Kugelstoß entwickelte sich im letzten Versuch zu einem wahren Krimi, den mit 16,58m der Deutsche Pascal Behrenbruch überraschend für sich entschied. „I am the number one!“ freute sich der Deutsche lautstark über seine Weite. 16,54m für Pogorelov, 16,50m für Smith und 16,49m für Karpov zeigen wie knapp und spannend dieser Bewerb verlief.

Auch der Hochsprung stand dem in nichts nach. Die Sonne verzog sich zwar kurzzeitig hinter dicke Wolken, dies tat den Leistungen aber keinerlei Abbruch. Reihenweise sprangen die Athleten über die 2m-Marke. Bei 2,09m war der Bewerb an Spannung kaum noch zu überbieten. Auch hier konnten 4 Athleten (Pogorelov, Chinin (BRA), Drozdov und Suarez (CUB)) das Publikum mit der übersprungenen Höhe begeistern.

Danach war allerdings Schluss, und Drozdov ging mit knappen 12 Punkten Vorsprung vor Landsmann Pogorelov in den kräftezehrenden 400m-Lauf.
Hier zeigte wie schon im ersten Bewerb der Deutsche Jacob Minah mit einer tollen Zeit von 48,05s sein Können und beendete den ersten Tag als Gesamtfünfter. Mit 48,64s erreichte Karpov (KAZ) ebenfalls eine gute Zeit und setzte sich nach dem ersten Tag an die erste Stelle des Gesamtergebnisses. Auch hier wird es morgen spannend, die beiden Russen Drozdov und Pogorelov sind dem Kasachen dicht auf den Fersen.

Ergebnisse 1.Tag:
1. Karpov, Dmitriy (KAZ)- 4382 Pkte (10,85/7,23/16,49/2,06/48,64)
2. Drozdov, Aleksey (RUS)- 4315 Pkte (11,13/7,78/15,97/2,09/51,61)
3. Pogorelov, Aleksandr (RUS)- 4305 Pkte (11,06/7,53/16,54/2,09/51,57)

Elisabeth Plazotta

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