Gerhard Mayer wirft Diskus-Olympialimit

62,67 Meter für Mayer, persönliche Bestleistung für Benjamin Siart und weitere starke Leistungen des ÖLV-Wurfteams bei Halleschen Werfertagen

Gerhard Mayer (SV Schwechat) hat bei den Halleschen Werfertagen mit 62,67 Meter im Diskuswurf den fünften Platz erreicht und damit als dritter österreichischer Leichtathlet nach Eva Maria Gradwohl (Marathon) und Günther Weidlinger (10.000m) fix die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Peking geschafft: „Ich freue mich riesig über diese Leistung. Wir haben technisch sehr gut an der Bewegung gearbeitet und vieles davon im Wettkampf umgesetzt. Jetzt kann ich ohne Druck werfen. Ich denke, dass es noch weiter gehen kann“, war Mayer sehr zufrieden. Den Sieg in Halle an der Saale holte sich Vize-Weltmeister Robert Harting (GER) mit 67,63 Meter. Mayer lag an neunter Stelle der Entry-List und konnte unter anderem den Olympia-Zweiten Frantz Kruger (FIN) hinter sich lassen.

Nichts für schwache Nerven - Limit im letzten Versuch
Die Limitjagd während des Bewerbes verlief wie ein Krimi. Mit insgesamt vier Versuchen über 61 Meter konnte Mayer eine sehr starke Serie hinlegen. Erst im letzten Versuch knackte der Universiade-Sieger dann die Olympia-Qualifikationsmarke. Seine Würfe: 61,08 - 61,37 - x - x - 61,00 - 62,67. Das Limit von 62,50 Meter hatte der 28-Jährige bereits bei den Österreichischen Vereinsmeisterschaften in Rif am 22. Mai um zwei Zentimeter überboten. Da dieser Bewerb vom ÖOC nicht als Qualifikationswettkampf anerkannt war, musste der von ÖLV-Speerwurfrekordler Gregor Högler betreute Athlet die Limitmarke nochmals erbringen. Sein nächster Start wird das Austrian Top4 Meeting am Samstag, 31. Mai in St. Pölten.

Weitere starke ÖLV-Leistungen in Halle an der Saale
Das ÖLV-Wurfteam hat sich in Halle mit mehreren weiteren guten Leistungen präsentiert. Benjamin Siart (SV Schwechat) verbesserte im Hammerwurf seine persönliche Bestleistung um neun Zentimeter auf 69,32 Meter (9. Platz). ÖLV-Speerwurfrekordlerin Elisabeth Pauer (SV Schwechat) erzielte mit 53,77 Meter (4. Platz, Riege B) ihre bislang zweitbeste Weite. Die 20-jährige Elisabeth Eberl (AT Graz) erreichte mit sechs gültigen Versuchen und 47,43 Meter (8. Platz, Riege B) eine gute Leistung. Martin Gratzer (TLC ASKÖ Feldkirchen) erzielte im Kugelstoß mit 17,51 Meter (4. Platz, Riege B) ÖLV-Jahresbestleistung. Der erst 16-jährige Lukas Weißhaidinger (ÖTB OÖ) erzielte im Hammerwurf (6kg) mit 58,22 Meter (8. Platz Jugend) persönliche Bestleistung. Alle übrigen Teilnehmer waren zumindest zwei Jahre älter. Im Kugelstoß (6kg) kam der starke Nachwuchswerfer auf 14,63 Meter und den 18. Platz.
Am Zweiten Tag konnte er im Hammerwurf der Jugend (5kg-Gerät) den ausgezeichneten 4.Platz mit neuer Bestleistung und Landesverbandsrekord von 63,62 Metern belegen.

Mayers langer Weg zum Limit
Seit mehreren Jahren wirft Gerhard Mayer auf internationalem Niveau. Die „World Rankings in Athletics“ führen den HSZ-Soldaten konstant um den 30. Platz. Internationale Meisterschaftsteilnahmen hat er bisher aber meist sehr knapp verfehlt. Umso größer ist bei ihm und allen Leichtathletik-Fans nun die Freude über das erreichte Limit.

Knapp 62 Meter bereits im Jahr 2003

Mit im Jahr 2003 geworfenen 61,81 Metern durfte er als Olympia-Geheimkandidat bereits für Athen gelten. Die Saison 2004 war dann jedoch durchwachsen. 2005 glückte ihm mit 62,85 Meter eine starke persönliche Bestleistung – Pech nur, dass das WM-Limit in diesem Jahr auf 63,00m hochgeschraubt wurde. Für die Europameisterschaft 2006 in Göteborg wurde er von ÖLV-Präsident Hans Gloggnitzer ohne erbrachtes Limit ins Team nominiert. Dort kam er in der Qualifikation auf den 15. Platz. Wie wichtig diese Wettkampf-Erfahrung war, zeigte sich ein Jahr später bei der Universiade in Bangkok. Dort triumphierte der HTL-Absolvent aus der kleinen niederösterreichischen Ortschaft Franzensdorf vor mehreren Weltklassewerfern und sicherte sich im letzten Wurf mit 61,55 Meter die Goldmedaille. Scheinbar eine Spezialität von ihm: Auch in Halle knackte er das Olympialimit im letzten Versuch.

Aus "Leichenstarre" erlöst
Die schwärzeste Stunde seines Sportlerlebens erlebte der ehemalige Zehnte bei Österreichischen Jugend-Meisterschaften im Skilauf vergangenen Dezember. Ihm war mitgeteilt worden, dass eine bei ihm vorgenommene Dopingkontrolle positiv sei. Zwei Wochen lang musste er versuchen, mit diesem Vorwurf und nachfolgenden Verdächtigungen umzugehen. „Es war wie Leichenstarre“, sagte er danach. Erst als die B-Probe zur Analyse vorbereitet wurde, stellte sich heraus, dass im Labor die Probe aufgrund eines ähnlichen Zahlencodes verwechselt worden war. Mayers Unschuld wurde zweifelsfrei festgestellt.

Akribie und Begeisterung am privaten Wurfplatz

Die meisten seiner Wurftrainings absolviert Mayer auf seinem privaten Wurfplatz in Franzensdorf im Marchfeld – auf einem stillgelegten Feld seines Onkels. „Erstens erspart das viel Fahrzeit, zweitens gibt es kaum Plätze in Wien, auf denen man mit dem Diskus werfen darf.“ Akribie und Begeisterung prägen das Training des Teams Mayer & Högler: „Selbst wenn wir zehn Jahre lang ein internationales Limit um fünf Zentimeter verpassen, lassen wir uns die Freude am schönen Werfen nicht nehmen“, kommentierte Trainer Gregor Högler vor einem Jahr. Ziemlich sicher aber ist, dass die Freude am Werfen mit dem erbrachten Olympialimit nun noch größer geworden ist.
Andreas Maier | 24.05.2008

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