On the Road to Bydgoszcz

Die Jugend drängt nach vorn! Eine Einschätzung der Nachwuchs-Hallensaison 2008 mit Blickrichtung der U20-Weltmeisterschaften im Sommer.

Für die Nachwuchs-Leichtathleten sind heuer die U20-Weltmeisterschaften im Juli in Bydgoszcz, Polen, der internationale Höhepunkt. Welche Erkenntnisse kann man nach der Hallenwettkampfsaison gewinnen? Wo stehen unsere Anwärter für die WM-Teilnahme? Welche Trends und Newcomer gibt es? Und was tut sich bei den Jugendathleten der U18-Klasse? Diese Fragen werden in einer Analyse von Christian Röhrling, leitender ÖLV-Bundestrainer Nachwuchs, beantwortet. Fazit: Die nächste Generation drängt nach vorne!

Lesen Sie [HIER] die vollständig Analyse zur Nachwuchs-Hallensaison.

On the Road to Bydgoszcz
Man kann unseren Hoffnungsträgern für die U20-WM in Bydgoszcz diesen Sommer ein durchaus erfreuliches „Halbjahreszeugnis“ ausstellen. Das Leistungsniveau ist auf einem guten Level angelangt (auch wenn man natürlich alle Disziplinen differenziert betrachten muss). Der erste große Vorbereitungsblock im Herbst/Winter wurde für gute Aufbauarbeit – konditionell wie technisch – genutzt. Die Hoffnung auf ein leistungsstarkes Junioren WM-Team für Bydgoszcz kann Realität werden.

U20 Bereich (Jahrgänge 89-90)
Held und Pechvogel der Hallensaison ist sicher der noch 17-jährige Dominik Distelberger. Leistungsverbesserungen in all seinen Bereichen bescherten ihm bei den Hallenmehrkampf-Meisterschaften in sieben Disziplinen ebenso viele Bestleistungen und Platz zwei nur hauchdünn am ÖLV U20-Hallenrekord vorbei. Just am letzten Tag seiner Hallensaison passierte beim Einlaufen zum 60m Hürdenvorlauf ein Missgeschick: Dominik kippte um und zog sich einen doppelten Bänderriss zu, der vom ÖLV Teamarzt Dr. Engel operativ versorgt werden muss. Dominik ist 2009 noch immer der U20 Klasse angehörig, deswegen ist das heurige Sportjahr prinzipiell ein Aufbaujahr für die Junioren EM 2009. Wenn es im Freien mit einer Qualifikation klappen sollte (Limitschluss ist schon der 22. Juni), wäre dies für ihn eine wunderbare Sache.

Das weibliche Gegenstück zu Dominik heißt Junel Anderson. Die „farbige“ Innsbruckerin mit jamaikanischen Wurzeln zeigte wie Dominik eine solide Wettkampfserie mit Steigerungen in ihren Spezialbewerben bzw. ihren Zubringerleistungen. Trotz einer leichten Knieverletzung Anfang Februar (zugezogen bei einer Weitsprunglandung) stabilisierte sie ihre Weitsprungleistung im Bereich knapp unter 6m, steigerte ihre Schnelligkeit und auch ihre Hürdenleistung (erstmals die Frauenhürde). Für Sie gilt ähnliches wie für Dominik: 2008 ist ein Aufbaujahr für die EM-Saison 2009. Junel hat mit Sicherheit realistische Limitchancen im 100m Hürdenbereich und Weitsprung. Daneben verfügt sie aufgrund ihrer Sprintstärke auch noch 100m und 200m über gutes Qualifikationspotenzial.

Die Überraschung war sicher Junels Trainingskollegin Marina Schneider. Sie bot bei den Hallenmehrkampf Staatsmeisterschaften eine tolle Performance, wurde überlegen Staatsmeisterin und zeigte sich deutlich verbessert im Hürdenlauf, im Bereich der Ausdauer sowie in den Sprüngen. Zur „Garnierung“ schaffte die 18-Jährige bei den Staatsmeisterschaften mit Hochsprungbestleistung von 1,76m eine weitere Steigerung und gewann überlegen den Titel. Kann Marina ihre Wurfleistungen (Kugel und Speer) verbessern und ihre Hallenleistungen
absichern oder weiter steigern, dann sollte auch für sie die Junioren-WM zu einem ernsthaften Thema werden.

Neben diesen drei Youngsters (alle Jahrgang 1990) zeigten aber auch die restlichen AthletInnen des U20-WM-Kaders ihre Anwartschaft auf ein Ticket. Bernhard Chudarek, Julian Kellerer, Lukas Reiter und Raphael Pallitsch haben in der Halle gute Wettkämpfe gezeigt. Verletzungsbedingt etwas gebremst waren Christian „Bobo“ Pirmann, Rose Koppitsch und Flora Maria Egger.

Mehrere Newcomer haben in der abgelaufenen Hallensaison von sich Reden gemacht. Sicher erwähnenswert die Leistungssteigerung des Vorarlberger 400m Hürdenläufers Stephan Ender (Jg. 89). Mit tollen auf Bahn 2 gelaufenen 22,05“ über die 200m zeigte er, dass im Kampf um ein WM-Ticket für Bydgoszcz auch mit Ihm zu rechnen sein wird. Der junge ALC Wels Stabhochspringer Paul Kilbertus (Jg. 90) zeigte ansprechende und vor allem konstante Wettkämpfe und steigerte seine persönliche Bestleistung um 40 cm auf 4,70m. Die alte Hallenbestleistung lag bei 4,10m! In seinem Sog steigerte sich mit Michael Haller (90) ein weiterer junger Stabartist um 20 cm gegenüber 2007. Die junge Nachwuchshoffnung im Hindernislauf, Tanja Eberhart (89) steigerte ihre Grundlagen und verbesserte ihre 1500m und 3000m Zeit.

Fazit für den U20-Bereich: Man kann ganz klar feststellen, dass vor allem jene AthletInnen, die 2007 international im Einsatz waren, viel an Erfahrung und Selbstbewusstsein in die neue Saison mitgenommen haben. Gepaart mit der Tatsache, dass nicht alle das Hauptaugenmerk auf Hallenwettkämpfe gelegt haben bzw. dass einige durch Verletzung gebremst wurden, darf man in der Freiluftsaison mit einem noch breiteren Leistungsspektrum im U20-Bereich hoffen.

U18: Die nächste Generation drängt nach vorne!
Seit dem Jahr 2001 werden in Österreich nationale Titelkämpfe auch in der U18-Klasse ausgetragen. Eine Ein-Tages-Veranstaltung mit kompaktem Zeitplan steht alljährlich am ersten Februar-Wochenende am Terminplan. Gibt es nach der erfolgreichen 1990iger Generation (Distelberger, Beham, Anderson, Schneider, Leutner, Frehsner etc.) schon eine Generation next?

Die Starterfelder bei der Österreichischen Hallen-Meisterschaft U18 haben sich in den letzten Jahren auf einem für unsere Verhältnisse ganz gutem Niveau eingependelt – natürlich differenzierte Betrachtung vorausgesetzt! Trotzdem muss im Gegensatz zu den Junioren wohl eingeräumt werden, dass viele Trainer von U18 und U16-Athleten aufgrund noch technischer Unausgereiftheiten wohl auf die Teilnahme an Österreichischen Titelkämpfen lieber verzichten oder sich auf ganz wenige Starts konzentrieren.

Die augenscheinlichste Erkenntnis aus dem U18 Bereich lautet aber: Es drängt die nächste Generation nach vorne. Außergewöhnlich war die Form der Grünberg-Geschwister im Stabhochsprung. Schon 2007 überzeugte Kira Grünberg (Jg. 93) mit der neuen ÖLV U16 Bestleistung von 3,52m im Stabhochsprung. Eine halbe Saison später zeigte sich die blutjunge Innsbruckerin weiter verbessert – 3,60m bei den ÖLV-Meisterschaften bedeuten nicht nur den Sieg sondern auch eine neue ÖLV U18 Hallenbestleistung. In ihrem Sog steigerten sich ihre Schwester Brit Grünberg (Jg. 91/3,50m) und Julia Kranawetter (Jg. 92/3,40m) – ein tolles Niveau im Stabhochsprung scheint sich hier zu entwickeln.

Weitere Talente machen auf sich aufmerksam. Erfreulicherweise haben viele junge Sportlerinnen und Sportler die Hallenwettkämpfe genutzt, um ihre Talent für die Leichtathletik zu dokumentieren. Wir haben wieder eine neue Generation, die der erfolgreichen 2007er nachdrängt. Gelingt es uns gemeinsam, vor allem auf die technische Grundausbildung das Hauptaugenmerk zu legen, konditionelle Faktoren mitzuentwickeln sowie notwendigen Spaß zu vermitteln, dann kann der ÖLV demnächst auf die nächste starke Nachwuchsgeneration zurückgreifen. 2008 ist zwar kein definierter internationaler Jahreshöhepunkt für die U18-Athleten, die U20 WM ist noch kein Thema für diese junge Generation. Aber wissen kann man ja nie, was sich im Frühjahr noch entwickeln wird …

Die vollständige Saisonanalyse zum Nachwuchs finden Sie [HIER]
Christian Röhrling | 4.3.2008

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