Gerhard Mayer: Verwechselt, verdächtigt – aber sauber!

Diskuswerfer Gerhard Mayer, Sieger der Universiade 2007, wurde fälschlich eine positive A-Probe zugeschrieben.

In Medienberichten wurde zuletzt über mehrere anstehende Dopingfälle in der österreichischen Leichtathletik spekuliert. Dabei wurde von einem "männlichen Athleten aus Ost-Österreich" geschrieben. Nun ist klar, dass diese Spekulationen vorschnell waren und nicht auf Tatsachen beruht haben. Bei einer Pressekonferenz am 19. Dezember in Wien wurden dazu Details erörtert.

Diskuswerfer Gerhard Mayer, Sieger der Universiade 2007, war nach einer Dopingkontrolle vom 22. November 2007 eine positive A-Probe zugeschrieben worden. Für Dienstag, 18. Dezember 2007 war im Dopingkontroll-Labor Seibersdorf die Öffnung der B-Probe anberaumt. Im Zuge der Vorbereitung wurde eine bereits bei der Analyse der A-Probe erfolgte Vertauschung der Etiketten festgestellt. Die Unschuld von Mayer, der die Zielscheibe haltloser Gerüchte war, wurde eindeutig festgestellt.

Mit Ausnahme der von Elmar Lichtenegger bestätigten positiven A-Probe gibt es damit derzeit in der Österreichischen Leichtathletik kein einziges weiteres anhängiges Dopingverfahren.

ÖLV-Präsident Johann Gloggnitzer: „Ich habe immer gehofft und bin nun sehr glücklich, dass sich die schädlichen Spekulationen aufgelöst haben. Wir im ÖLV gehen einen Weg mit einer neuen Generation junger Sportler, und die sollen ihre Leistungen fair erbringen. Wir wollen eine saubere Leichtathletik haben, auch wenn man nie verhindern kann, dass es Dopingfälle gibt. Das aktuelle Geschehen zeigt aber, wie wichtig es ist, die Rechte der Athleten zu wahren und Sportler nicht öffentlich zu verdächtigen. Ich bin erschüttert, dass in einem Dopingkontroll-Labor eine solche Verwechslung passieren kann, will aber nicht den Stab über jemanden brechen. Letztlich ist der Fehler durch die Kontrollmechanismen des Verfahrens aufgedeckt worden. Die Causa um die von Elmar Lichtenegger bestätigte positive A-Probe ist hingegen noch nicht ausgestanden und nach wie vor ein schwebendes Verfahren.“

Dr. Günter Gmeiner, Leiter des Dopingkontroll-Labors Seibersdorf
, bestätigt das Geschehen: „Im Zuge der Vorbereitungen auf die B-Probenöffnung des Herrn Gerhard Mayer wurde am Morgen des 18. Dezember von Seiten des Labors bemerkt, dass es zu einer falschen Etikettierung der Proben gekommen ist. Als Konsequenz dieser Verwechslung muss festgehalten werden, dass die am 22. November 2007 bei Herrn Mayer durchgeführte Harnprobe frei von verbotenen Substanzen ist.“

Bei dem 27-jährigen Gerhard Mayer (SV Schwechat), der sich unverschuldet im Zentrum der Spekulationen fand und kurz vor einem scharfen Schnitt in seiner Karriere stand, war die Erleichterung riesig: „Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Die letzte Zeit war eine Katastrophe für mich. Wie Leichenstarre. Ich habe die Nachricht von der positiven Probe anfangs nicht geglaubt. Es ist mir fast der Kopf zerbrochen. Ich habe alles durchdacht, jede Kleinigkeit hinterfragt, um einen Punkt zu finden, wie das Ergebnis zustande gekommen sein kann, aber es hat nirgendwo hingeführt. Ich habe zwei Wochen nicht trainieren können, weil mein Kopf voll von der Sache war. Meine Hoffnung war immer, dass im Labor ein Fehler passiert ist, weil ich gewusst habe, dass der Fehler nicht bei mir sein kann. Natürlich hat es belastet, dass mein Name als Dopingfall kursiert ist. An einem Vormittag hat bei mir 30 Mal das Telefon geläutet. Leute haben auch bei meinem Verein SVS angerufen und gesagt, dass sie Beweise haben. In meinem Umfeld haben aber alle zu mir gehalten und mir geglaubt, das freut mich sehr. Als ich gestern von dem Irrtum erfahren habe, war das eine unglaubliche Erleichterung. Es ist toll, dass meine Vermutung sich bewahrheitet hat.“

Gregor Högler, ÖLV-Speerwurfrekordhalter und Trainer von Gerhard Mayer: „Der Fehler des Labors ist unfassbar für mich. Ich möchte mich aber bedanken, dass die Sache völlig aufgeklärt worden ist. Es bleibt mir unverständlich, wie es überhaupt an die Öffentlichkeit kommen konnte, dass es eine positive A-Probe eines Athleten gibt und warum unter der Hand der Name Gerhard Mayer kursiert ist. Wir werden dazu rechtliche Schritte prüfen. Für das Training heißt es jetzt: Ärmel hochkrempeln! Die Weihnachts- und Silvesterfeiern werden sehr kurz.“

ÖLV-Präsident Johann Gloggnitzer schloss: „Mein Wunsch ist, dass nächstes Jahr, wenn wir das ÖLV-Team für die Olympischen Spiele in Peking präsentieren, auch Gerhard Mayer als Athlet dabei sein kann.“ Eine Weite von 62,50 Meter müsste er überbieten, in diesem Jahr kam er auf 62,12 Meter.


CHRONOLOGIE des "Nicht-Doping-Falls" Gerhard Mayer
Am 5. Dezember 2007 vormittags erhält ÖLV-Generalsekretär Roland Gusenbauer eine schriftliche Mitteilung des ÖADC (Österreichisches Anit-Doping-Comitè), wonach es bei Gerhard Mayer eine positive A-Probe mit anabolen Steroiden gebe (Out of Competiton-Doping-Test vom 22. November 2007, Wien).

Gusenbauer ruft Mayer an, der die Mitteilung nicht glauben kann. Erst nach fünfminütigem Gespräch wird ihm die Tragweite bewusst. Gusenbauer bittet um fristgerechte Mitteilung, ob Mayer das Recht auf eine „B-Probe“ in Anspruch nehmen will.

Mayer bringt am 9. Dezember 2007 alle seine Nahrungsergänzungsmittel zum Labor in Seibersdorf. Dieses kann ohne Auftrag des ÖLV nicht agieren. Nach Absprache mit dem ÖADC gibt der ÖLV am 10. Dezember den Auftrag an das Labor, alle Nahrungsergänzungsmittel von Gerhard Mayer auf Verunreinigungen zu überprüfen. Mayer beteuert seine Unschuld. Am Freitag, 14. Dezember wird in einer Tageszeitung bereits von zwei bzw. mehreren Dopingfällen in der österreichischen Leichtathletik spekuliert.

Ebenfalls am 14. Dezember kommt vom Labor in Seibersdorf an den ÖLV der Bericht, dass in keinem der vier von Mayer eingereichten Nahrungsergänzungsmittel irgendein Hinweis auf den Gehalt von Prohormonen festgestellt werden konnte. Mayer mit der Auskunft konfrontiert: „Dann weiß ich nicht mehr weiter!“ Mit seinem Trainer DI Gregor Högler wird ein Lügendetektor-Test – für Athlet wie Trainer – diskutiert. Beide hoffen aber immer noch auf die „B-Probe“.

Bei der Vorbereitung auf die B-Probe am Dienstag, 18. Dezember 2007 stellt sich heraus, dass es im Dopingkontroll-Labor Seibersdorf eine Verwechslung der Etiketten gegeben hat und Mayer irrtümlich eine positive A-Probe zugeschrieben wurde. Das wird am selben Nachmittag in Seibersdorf im Beisein von Gerhard Mayer, dessen Trainer DI Gregor Högler, ÖLV-Präsident Mag. Johann Gloggnitzer, ÖADC-Geschäftsführer Mag. Michael Mader und Laborleiter Dr. Günter Gmeiner bestätigt.


Gerhard Mayer
Geboren am: 20. Mai 1980
Wohnt in: Franzensdorf
Verein: SV Schwechat
Disziplin: Diskuswurf
Beruf: HSZ-Soldat
War im Skilauf: 10. der Österr. Meisterschaften im Slalom (Schüler)
Hat absolviert: TGM in Wien, Fachrichtung Kfz-Bau
Wird trainiert von: Gregor Högler
Weitester Wurf: 62,85 Meter (2005)
Saisonbestleistung 2007: 62,12 Meter
Olympialimit Peking: 62,50 Meter
Größter Erfolg: Sieg Universiade Bangkok, 11.8.07
World Ranking in Athletics: 31. Platz
Hält ÖLV-Rekorde der Altersklassen U18, U20, U23
Größe: 1,91 Meter
Gewicht: 104 Kilo
ÖLV News | Andreas Maier | 19.12.2007

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